Land unter?
In den kommenden Tagen bahnt sich für den Alpenraum eine Wetterlage an, bei der es mitunter schon schwere Hochwasser gegeben hat, letztmals im August 2005. Im Gegensatz zu damals hilft aber diesmal einer, mit dem man im Sommer nicht rechnet: Der Schnee...
Gefährliche Wetterentwicklung
Die Entwicklung der brenzligen Lage beginnt am morgigen Freitag, wenn ein kräftiges Tief Richtung Skandinavien zieht. Auf der Rückseite strömt kühle Meeresluft Richtung Alpen und sorgt da für erste kräftigere Niederschläge in der Nacht zum Samstag (Abb. 1). Da die Alpen für die nach Süden vordringenden Luftmassen ein Hindernis darstellen, werden sie über- bzw. umströmt. Beim Umströmen bildet sich ein Wirbel - ein neues Tiefdruckgebiet entsteht und da dieses geographisch bedingt im Golf von Genua stattfindet, nennt man es auch Genuatief. In Abbildung 2 ist es an der 560er Isohypse im genannten Genuagolf. Dieses zieht dann am Montag (Abb. 3) entlang der Südalpen zögernd nach Nordosten (Abb. 4), hält sich aber auch am Mittwoch (Abb. 5) noch hartnäckig über Norditalien und schwächt sich am Donnerstag nur zögernd ab (Abb. 6). Nicht nur die Südalpen bekommen viel Regen ab, sondern auch der Nordalpenbereich. Um das Tief herumgezogene Frontensysteme werden immer wieder an die Nordalpen gedrückt und wie ein Schwamm ausgewrungen. Das europäische Wettermodell ECMWF (Abb. 7) rechnet bis nächste Woche Freitag mit teils 130 l/m², über der nördlichen Adria sogar mit Mengen um 160 l/m². Die Zahlen sollten erstmal nur als Näherungswert angesehen werden; auch die räumliche Verteilung ist vorerst noch mit Vorsicht zu genießen. Die Karte zeigt aber, dass die Lage Unwetterpotenzial hat und somit auch die Gefahr eines Hochwassers birgt. ABER: Im Gegensatz zum Hochwasser 2005 spielt diesmal den Alpen ein Kandidat in die Karten, der im August 2005 schmerzlich vermisst wurde: Der Schnee bzw. die Kaltluft.
Schnee als Hochwasserverhinderer?
Denn im Gegensatz zum Hochwasserereignis 2005 ist diesmal keine oder nur zeitweise feuchte Mittelmeerluft im Spiel, die hauptverantwortlich für schwere Hochwasserereignisse ist, denn diese drückt die Schneefallgrenze häufig rauf bis auf Kammniveau, so dass wenig Wasser in Form von Schnee gespeichert werden kann. Diesmal aber ist die Schneefallgrenze deutlich tiefer (Abb. 8), in etwa zwischen 2500 und 1500m, örtlich sogar noch tiefer, so dass viel Wasser in Form von Schnee gespeichert wird und erst bei Tauwetter mit Verzögerung an die Flüsse abgegeben wird. Zumindest in den Alpen dürfte somit die Hochwassergefahr nicht allzu hoch sein. Bleibt der nördliche Adriaraum, wo Berge fehlen bzw. zu niedrig für Schnee sind. Dort ist die Gefahr unweigerlich höher. Die Wetterlage wird Schlagzeilen machen...