China: 15 Tote
Bereits zum zweiten Mal in diesem Monat wurde die chinesische Provinz Anhui von sehr schweren Unwettern heimgesucht. Große Hagelkörner und schwere Sturmböen fegten über das Land hinweg. Nach offiziellen Angaben sind bisher 15 Tote zu beklagen. 1,23 Millionen Menschen waren vom Sturm am Wochenende betroffen.
Beträchtliche Schäden
Die meisten Menschen starben laut Angaben des chinesischen Nachrichtenportals "People's Daily" (hier) durch einstürzende Häuser, oder sie wurden von Bäumen erschlagen. Die Toten wurden aus 24 Verwaltungsgebieten und 11 Städten gemeldet. 181 Menschen wurden zusätzlich verletzt, und 10.400 Chinesen mussten wegen der Evakuierung ihrer Häuser Notunterkünfte aufsuchen.
Auch der wirtschaftliche Schaden ist beträchtlich: 24.300 Hektar Ernteland wurden durch die schweren Gewitter unbrauchbar, zusammen mit den 9.690 beschädigten Häusern und Reparaturkosten an der Infrastruktur beträgt die Schadenssumme nach offiziellen Angaben 450 Millionen Yen (rund 48 Millionen Euro). Dies ist bereits das zweite Mal in diesem Monat, dass die Region von schweren Unwettern betroffen ist. Das Ausmaß der ersten Unwetter von Anfang Juni zeigt dieses Video:
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Orkanartige Böen und Hagel
Direkter Verursacher dieser Beschädigungen waren im Zusammenhang mit Gewittern auftretende schwere Sturmböen, vereinzelt sogar orkanartige Böen bis 104 km/h und großkörniger Hagel. Diese wurden von den offiziellen Wetterstationen leider nicht direkt erfasst, einen Hinweis auf räumlich begrenzte Unwetter erhält man aber in den Abb. 2 und 3.
Damit diese beiden Dinge in entsprechender Intensität auftreten können, braucht es eine so genannte Superzelle, das ist eine Gewitterwolke mit einem ausgeprägten Auf- und Abwindbereich. Hier werden die zunächst nur kleinen Eiskerne wie in einem Aufzug ständig nach oben und unten transportiert, bis sie so groß sind, dass die Schwerkraft überwiegt und der Hagel zu Boden fällt. Je intensiver also der Aufwind, desto größer können auch die Hagelsteine werden.
Bedingungen für schwere Gewitter
Für eine solche Superzelle benötigt man zunächst energiereiche, also feucht-warme Luft. Diese wurde am Nordrand eines Tiefs bodennah mit schwachem östlichen Wind über das Ostchinesische Meer herangeführt (Abb. 4). Die hier enthaltene Energie spiegelt sich auch als regionales Maximum in den CAPE-Werten, das ist die potenziell für Gewitter verfügbare Energie, wider (Abb. 5).
Als nächstes muss diese feucht-warme Luft aufsteigen können. Dies ist besonders leicht, wenn die Temperatur mit der Höhe schnell abfällt, die Luft also labil geschichtet ist. Dies war im Rahmen eines so genannten Troges ebenfalls gegeben mit kühlerer Luft, die sich von Norden näherte (Abb. 6).
Die wichtigste Zutat besonders für großkörnigen Hagel oder auch Tornados ist jedoch die Windscherung. Das bedeutet, dass sich der Wind mit der Höhe in Betrag und auch Richtung ändert. Auch diese war im besagten Fall sehr kräftig, da ein sehr kräftiger Höhenwind, der Jetstream, blies (Abb. 7). Die Windscherung ist auch sehr gut am Radiosondenaufstieg der weiter westlich gelegenen Station Wuhan zu erkennen (am rechten Rand in Abb. 8).
Hinweis:
Abb. 1 von rejon unterliegt der CC-by Lizenz