Sturmtief im Juni

Am Donnerstag überquert Deutschland Sturmtief MARTIN, ein für diese Jahreszeit seltenes Ereignis.

Ein Randtief mit dem Namen MARTIN, dessen Zentrum sich derzeit über der Biskaya südwestlich der Bretagne befindet, entwickelt sich in den nächsten Stunden zum Sturmtief weiter. Am Donnerstag überquert es Deutschland von Westen her. Dabei werden vor allem in der Nordhälfte Deutschlands Sturmböen der Stärke 9 bis 10 erwartet, Richtung Ostsee und in höheren Lagen sind auch orkanartige Böen der Stärke 11 möglich.

 

Die morgige Wetterlage ist dabei für diese Jahreszeit recht ungewöhnlich, liegt die Hauptsturmsaison in Deutschland doch in den Wintermonaten. Und auch für die Vegetation wird das nicht ganz unproblematisch. Die Bäume stehen im vollen Laub, die Angriffsfläche für den Wind ist dadurch im Gegensatz zu den Winterstürmen vervielfacht, Schäden scheinen unvermeidbar.


Entwicklung

Das Tiefdruckgebiet verlagert sich bis zur Nacht über den Westen Deutschlands. Bei relativ geringer Druckvertiefung wird der Luftdruckgradient trotzdem enorm zunehmen. Schuld daran ist ein von Südwesten rasch nachfolgender Hochdruckkeil. Schon in der ersten Nachthälfte sind dabei über dem Westen Deutschlands erste Sturmböen (siehe Bild 5) möglich.

Tief MARTIN liegt am Donnerstagmorgen mit seinem Zentrum wahrscheinlich über dem nördlichen Nordrhein-Westfalen, gegen Mittag bei Hamburg und am Abend über der südwestlichen Ostsee. Das dazugehörige Hauptsturmfeld ist immer südlich bis westlich des Tiefdruckzentrums, die allgemein höchsten Mittelwinde werden südwestlich davon erreicht. In diesem Bereich addieren sich Wind- und Zuggeschwindigkeit des Tiefs. Die genaue Zugbahn ist derzeit noch nicht ganz sicher, die Wettermodelle unterscheiden sich dabei etwas. Dementsprechend unsicher ist die räumliche Verteilung der maximalen Windgeschwindigkeiten. Während die Böen am Tage im Süden abgesehen von den Hochlagen wohl "nur" die Stärke 8 erreichen werden, liegen sie in der Nordhälfte sowie in den Höhenlagen der Mittelgebirge verbreitet im Bereich der Stärken 9 bis 10, vor allem Richtung Ostsee später auch bei bis zu Stärke 11, also orkanartigen Böen.

Die größte Gefahr der hohen Windspitzen wird in Verbindung mit starken Schauern und Gewittern zu suchen sein, die am morgigen Donnerstag ebenfalls verbreitet auftreten werden. In diesen wird die Windgeschwindigkeit der höheren Luftschichten mit dem Niederschlag herunter-"gemixt", der Wind kann dann innerhalb weniger Sekunden nochmals enorm an Stärke zulegen.

Aussichten

Am Freitag wird Tief MARTIN nach Nordosten abgezogen sein. Das Wetter bleibt aber noch wechselhaft, windig und meist kühl. Erst am Wochenende beruhigt es sich allmählich, auch die Temperaturen steigen wieder an, im Norden eher zaghaft, im Süden schon verbreitet auf sommerliche Werte.