Flugzeugunglück: Wetter

Am 1. Juni verschwand Air France 447 über dem Atlantik. Heftige Gewitter sind wahrscheinlich die Ursache.

In den frühen Morgenstunden des 1. Juni verschwand der Air France Flug 447 über dem Atlantik. Als Unfallursache werden Schäden , welche beim Durchfliegen des Gewitters verursacht wurden, vermutet. Auch das Zerbrechen des Großraumflugzeugs Airbus A330 wird diskutiert. Die nahe der vermuteten Unglückstelle gefundenen Wrackteile sowie der an der Ozeanoberfläche gefundene Treibstoff scheint aber nicht vom verschollenen Flugzeug zu stammen.

Das Protokoll
Abbildung 1 zeigt die Flugroute der Maschine auf ihren Weg nach Paris (in gelb). Die letzte Meldung wurde am Punkt INTOL um 1:33 UTC (mitteleuropäische Sommerzeit ist UTC +2 Stunden) abgegeben bei den Koordinaten 1,362 S und 32,832 W, also in etwa 280 km nördlich der Inselgruppe Fernando de Noronha östlich des brasilianischen Festlandes. Der folgende „Knotenpunkt“ TAMIL auf 4,150 N und 29,876 W, also fast auf halbem Wege zum afrikanischen Festland, wurde nie erreicht.

Analyse
Die Gegend, in welcher das Flugzeug verschwunden ist, befindet sich mitten in der Innertropischen Konvergenzzone (ITC), einer ausgedehnter Tiefdruckrinne, welche sich um diese Jahreszeit fünf bis zehn Grad nördlich des Äquators befindet. Wie auch in Abbildung 2 zu sehen ist, treffen in dieser Zone Passatwinde von Norden und Süden aufeinander. Die atmosphärischen Bedingungen sind meist sehr instabil, bei verbreiteter Quellbewölkung kommt es oftmals zu Gewittern, die dort bis in 18 Kilometer Höhe wachsen können.

Für diesen Bereich ist eine Wettervorhersage sowie eine Analyse nicht trivial. Radarbilder sind nicht verfügbar, Satellitenbilder müssen erst auf Gewitter analysiert werden. Abbildung 3 zeigt den Ort der letzen Flugmeldung INTOL sowie TASIL, welcher nicht erreicht wurde. Dazwischen befindet sich ein Bereich mit ausgedehnter Bewölkung, wie das Satellitenbild zeigt. Wie zudem eine Temperaturanalyse der Satellitenbilder von Tim Vasquez zeigt, bestand diese Bewölkung (Abbildung 4) zu 90 Prozent aus abklingenden Gewittern und Resten der Gewitter des Vortags sowie deren ausgedehnten Cirrus-Feldern. Die Region, die das Flugzeug aber durchqueren sollte, enthielt drei heftige Gewitterfelder: Ein Kleineres, Eines, welches sich recht rasch verstärkte und ein „Mesoskaliges konvektives System“. Bei letzterem handelt es sich um einen ausgedehnten organisierten Gewitterkluster, welcher sich anscheinend gerade am Höhepunkt der Entwicklung befand. Analysen lassen darauf schließen, das die Oberkante der heftigsten Zellen bis in eine Höhe von 17 Kilometer reichten. Damit hätte das Flugzeug Bereiche mit extremen Aufwinden überqueren müssen, und das mehrmals.

Fazit
Gewitter sind in dieser Gegend nicht ungewöhnlich, auch nicht in solchem Ausmaß. Das flugzeugeigene Radar erkennt zwar Regen, zum Teil auch Hagel, aber nicht Zonen mit heftigen Aufwinden oder Turbulenzen im Allgemeinen. Auch am Rand der heftigsten Zellen dürften diese sehr stark gewesen sein. Das Flugzeug musste solch eine Zone für eine längere Zeit überqueren. Die dabei entstehenden Belastungen könnten den Analysen zufolge an der Belastungsgrenze des Flugzeugs gelegen haben. Schäden an der Maschine, welche letztendlich zur Katastrophe führten, sind somit sehr wahrscheinlich. Zwar wurden keine Blitze registriert, was aber aufgrund der Art des Gewitters als unwahrscheinlich erscheint. Möglicherweise waren die nächsten Stellen, welche die Blitze registrieren, zu weit entfernt. Es kann also nur spekuliert werden, ob Blitzeinschläge die alleinige Ursache waren. Ein Absturz aufgrund von Hagelschäden ist eher fragwürdig. Trotz der extremen Instabilität ist Hagel, welcher das Flugzeug in einer Flughöhe von 10 bis 12 Kilometer ernsthaft beschädigen könnte, in diesem Fall sehr unwahrscheinlich.

Da die Strecke über mehr als 125 Kilometer über eine Region mit ausgedehnter Gewitteraktivität geführt hat, ist das Wetter als Unfallursache sehr wahrscheinlich, muss aber nicht die einzige Ursache gewesen sein. Ein Umfliegen war aufgrund der Großräumigkeit vielleicht nicht möglich, zudem könnten Gewitterzellen von davor liegenden Zellen verdeckt worden sein, so dass das bordeigene Radar diese nicht erkennen konnte.