Auto = Wetterstation?
Die amerikanische Regierung möchte die Unfallzahlen im eigenen Land reduzieren und unnötigen Benzinverbrauch durch Staus oder Behinderungen vermeiden. Zu diesem Zweck testet sie derzeit die Möglichkeit, die Autos durch drahtlose Übertragung untereinander zu vernetzen. Teil dieses Projektes ist auch das Messen und Sammeln von Wetterinformationen.
Ein Prototyp wurde vom NCAR, dem National Center for Atmospheric Research in Boulder, Colorado, im vergangenen Monat getestet. Dabei werden die Autos selbst zu Messinstrumenten: Wichtige Parameter wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck werden in der Nähe der Straße gemessen und an einen zentralen Rechner übertragen. Selbst der Einsatz von Scheibenwischern und des Anti-Blockier-Systems wird hier registriert.
Daraus errechnet der Server Gebiete mit erhöhter Gefahr und ist in der Lage, anderen Verkehrsteilnehmern, die mit dem gleichen System ausgerüstet sind, ganz detaillierte Warnungen zu übermitteln wie zum Beispiel, dass in drei Kilometern mit Eis oder Nebel zu rechnen ist.
Warnungen zeit- und ortsnah
Das Wetter-Überwachungssystem ist Teil des viel weiter gefassten IntelliDrive Projekts, das vom US Ministerium für Transport geleitet wird. Ziel ist es, die Verkehrsteilnehmer drahtlos miteinander zu vernetzen und damit eine Vielzahl von Informationen zeitnah austauschen zu können. Dadurch erhofft sich das Ministerium einen deutlichen Rückgang der Unfallzahlen und eine Reduktion des Treibstoffverbrauchs.
Projektleiter Sheldon Drobot von NCAR formuliert sein Ziel so: "Es sollen verkehrsbedingte Unfälle, Verletzungen und Todesfälle reduziert werden, indem die Fahrer die benötigte Information über Gefahren in ihrer unmittelbaren Nähe erhalten". In etwa zehn Jahren sollen Fahrzeuge dann vollautomatisch untereinander und mit einem zentralen Rechner kommunizieren, um sich gegenseitig vor Gefahren zu warnen, sei es wetterbedingt, wenn ein Fahrzeug zum Beispiel quer zur Fahrbahn steht oder über eine rote Ampel fährt.
1,5 Mio. Unfälle durch Wetter
Nach einer von der US-Regierung beauftragten Untersuchung aus dem Jahre 2004 sind in den Vereinigten Staaten etwa 1,5 Millionen Unfälle auf das Wetter zurückzuführen, was zu 690.000 Verletzten und 7.400 Todesfällen führte. Das Verkehrsministerium hofft, durch neue Technologien wie IntelliDrive die Unfallquote bis zum Jahr 2030 um 90% senken zu können.
Die gesammelten Wetterdaten der Fahrzeuge werden auf dem zentralen Server mit anderen meteorologischen Informationen kombiniert, ebenso soll es eine detaillierte Datenbank über die Beschaffung und das Material der Fahrbahnoberfläche an jedem Ort geben. So ist eine punktgenaue Prognose und entsprechende Warnung jederzeit möglich.
Und in Deutschland?
Bisher gibt es vergleichbare Pilotprojekte nur für Stauprognosen, jedoch nicht für wetterbedingte Gefahren. Immerhin gibt es ein dichtes Netz so genannter Glättemeldeanlagen (GMA, Abb. 4), die zum Beispiel bei dem Portal Glätte24 der MeteoGroup eingesetzt werden. Mithilfe eines statistischen Verfahrens sind auch bereits heute Prognosen des Straßenzustands (gefrierende Nässe, Glatteis, Schnee, Reif) möglich.
Dadurch können etwa Winterdienst-Kunden wie bei Glätte24 üblich ortsgenau betreut und rechtzeitig vorbereitet werden, so dass sie die Straße entsprechend abstreuen können. Dies hilft einerseits Unfälle zu vermeiden, andererseits aber auch kosteneffektiv zu arbeiten, da durch genauere Prognosen auch der Einsatz von Streumitteln präziser kalkuliert werden kann.
Ein ähnliches System wie das jetzt in den USA getestete würde dabei sicherlich noch eine interessante Bereicherung darstellen.
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