Saudi-Arabien: Hagel
Es ist im Mai sicherlich ein Photo mit Seltenheitswert, wenn arabische Männer ihre Hände in eine weiße Decke von Hagelkörnern tauchen, wie in der Saudi Gazette zu sehen ist. Mit Schnee wie dort berichtet hat dies aber nichts zu tun. Gewitter brachten viele Hagelkörner und sorgten für dieses ungewöhnliche Bild. Wie entstanden sie?
Dazu muss man zunächst die Lage der Provinz Al-Baha berücksichtigen. Sie liegt im Südwesten der arabischen Halbinsel, unmittelbar am Roten Meer. Das Klima ist zum einen durch die Nähe zum Meer, zum anderen aber auch durch die Landschaft selbst geprägt. Im Westen befindet sich flache Landschaft, nach Osten hin das el-Sarat Gebirge. Die Stadt Al-Baha selbst (Abb. 1) liegt auf einer Höhe von 2.500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Region ist eine Touristenhochburg wegen der grünen Wälder, des artenreichen Tierlebens und der felsigen Gebirge.
Im Winter und ansatzweise auch im Frühling ist das Klima also maritim beeinflusst, dementsprechend sind Tage mit Nebel, aber auch Schauern und Gewittern vom Roten Meer nichts Ungewöhnliches. Hagel im Mai hat jedoch bereits Seltenheitswert.
Wie entstanden die Gewitter?
In diesem Fall befand sich die Region vorderseitig des so genannten Subtropenjets. Das ist ein Starkwindband in der Höhe (Abb. 2), das in diesem Fall auch noch in ca 4,5 km Höhe sichtbar ist (Abb. 3). Auf der Vorderseite kam es dabei in der Höhe zu einem Luftdruckanstieg, wobei die Luft um dieses Hoch herumgeführt wurde und auf seinem Weg über den Persischen Golf wieder mit östlichen Winden den Südwesten der Halbinsel erreichte.
Dadurch vereinen sich nun mehrere Effekte: Zum einen wird feuchte und damit energiereiche Luft vom Roten Meer herangeführt (Abb. 4), die durch die kräftige Sonneneinstrahlung zusätzlich aufgeheizt wird. Zum anderen aber herrschen mit der Höhe völlig unterschiedliche Windrichtungen und -geschwindigkeiten vor, man spricht hier von einer starken Scherung (Abb. 5).
Die feucht-heiße Luft kann also weit aufsteigen, dabei wird die Luftsäule kräftig in Rotation versetzt. Es kommt zu organisierten und hochreichenden Gewitterzellen, so genannten Superzellen. Dabei werden die Wassertröpfchen in große Höhen geschleudert, kühlen sich ab, es bilden sich Eiskristalle. Immer und immer wieder geht es durch Ab- und Aufwind, bis die entstandenen Hagelkörner so schwer sind, dass sie ausfallen.