Gewitterzeit

Der Schnee ist noch nicht geschmolzen, schon tauchen die ersten kräftigen Gewitter über Deutschland auf

Der Schnee ist auf den Gipfeln der Mittelgebirge und darüber hinaus noch nicht ganz geschmolzen, schon fallen darauf die ersten Hagelkörner einzelner kräftiger Gewitter. Seit dem vergangenen Wochenende sind dazu auf engem Raum ganz beachtliche Regenmengen zusammen gekommen, mit zum Teil unwetterartigen Ausmaßen.

Schlammlawinen im Holzwinkel
Kräftig getroffen hat es beispielsweise den Holzwinkel, das ist ein Teil des Naturparks Augsburg in Bayern an der Landesgrenze zu Baden-Württemberg. Hier traf es die Gemeinden Dürrlauingen und Winterbach (Abb. 2) besonders hart. Zum Teil seien "regelrechte Erdlawinen" von den höher gelgenen Feldern in Richtung tiefer gelegene Grundstücke geschwemmt worden, so der Bürgermeister von Dürrlauingen in der "Augsburger Allgemeinen".

Sein Kollege aus Winterbach hatte am Sonntagabend, dem 05.04.09 in nur 20 Minuten 28 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gemessen. Durch den Schlamm wurden die Kanaldeckel verstopft, dadurch konnte das Wasser nicht mehr abfließen, daher wurden Feldwege förmlich ausgewaschen. Neben dem kräftigen Niederschlag habe sogar noch am kommenden Morgen auf den Feldern Hagel gelegen.

Interessant ist in diesem Artikel insbesondere auch der Hinweis, dass nur ein paar Kilometer weiter von dem Gewitter kaum etwas zu spüren gewesen war. Hier sieht man wieder, welch große Unterschiede bei isolierten Gewittern auf engem Raum auftreten.

Hageldecke in Bamberg
Ebenso beachtlich war es zur selben Zeit oder wenig später in Bamberg. Wiesen und Straßen sahen aus wie im Winter. Sie waren fleckig weiß, nicht durch Schnee, sondern durch eine dünne Hageldecke. Die Hagelkörner waren zwar nicht besonders groß, aber doch zahlreich.

In Abb. 3 sehen wir das Niederschlagsradar für eben dieses Datum, 05.04.09 um 16 Uhr UTC, das entspricht 18 Uhr MESZ. Die kräftigsten Niederschlagsechos sind hier markiert, die blauen "Kerne" entsprechen einer Reflektivität, die grob einer Niederschlagsmenge von 85 Litern pro Quadratmeter in der Stunde entspricht. Wenn man hieraus jedoch nicht unbedingt die Niederschlagsmenge direkt ableiten sollte, so sind die kräftigen Echos jedoch sicherlich ein Zeichen für Hagel. Die roten Punkte stehen zudem für registrierte Blitzentladungen. Man sieht hier auch wie es sein kann, dass sich förmlich Sturzbäche vom Himmel ergießen, während ein wenig entfernter Nachbarort trocken bleiben kann. 

Woher kamen diese kräftigen Schauer und Gewitter in Süddeutschland?
Sie entstanden auf der "feuchten" Seite südlich der Kaltfront der Tiefs Leif (Abb. 4). Diese erreichte am Sonntag den Westen Deutschlands und nahm dann auf ihrem Weg ostwärts über dem Mittelgebirgsraum eine schleifende Position ein. Wie in Abb. 5 zu sehen, war die Luft also im Süden Deutschlands feuchter als im Norden.

Durch die Dynamik auf der Vorderseite der Front (Abb. 6), insbesondere aber durch die schon kräftige Sonneneinstrahlung konnten sich dann in der energiereichen Luft (Abb. 7) Schauer und Gewitter bilden. Da der Wind in den unteren Luftschichten recht schwach war, zogen diese Gewitter sehr langsam und konnten daher große Niederschlagsmengen auf engem Raum hinterlassen.

Am Montag reichte in dieser Luftmasse sogar bereits die Sonneneinstrahlung und Gebirgsnähe allein dafür aus, um isolierte Gewitter entstehen zu lassen (Abb. 8). Eine kräftigere Gewitterzelle traf dann München, hier ein Zeitraffer aus der Ferne:

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Die Niederschlagsmessungen zwischen 19 und 20 Uhr (Abb. 9) demonstrieren, wie örtlich begrenzt diese Gewitter auftreten können.