Ostern 2009 (2)
Nach dieser für Viele einwandfreien Frühlingswoche wird natürlich der Blick in Richtung Ostern immer spannender. Hält das Wetter durch oder "kippt" es? Wie bereits im ersten Teil unserer kleinen Oster-Serie erwähnt, sind insbesondere im Frühling und Herbst solche weitreichenden Blicke mit Unsicherheiten verbunden. Wie sind also die Aussichten, 9 Tage vor Ostersonntag?
Viele Erkenntnisse von dem, was in dem 1. Teil geschrieben wurde, gelten dabei auch aus heutiger Sicht. Ganz so störungsfrei wie in den vergangenen Tagen wird es wohl nicht werden, Schauer oder Gewitter werden wahrscheinlicher, andererseits sind die Chancen gut für einige freundliche Abschnitte.
Woher stammt diese Erkenntnis?
Dafür nehmen wir uns wieder die Ensemble-Vorhersagen des europäischen Vorhersagemodells ECMWF. Ensembles nennt man dabei zur "Hauptvorhersage" parallel durchgeführte Rechnungen mit leicht verändertem Ausgangszustand. So kann man neben der Vorhersage selbst auch eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit machen, zu der diese eintrifft. Mehr dazu kann man hier nachlesen.
Genauer schauen wir uns nun die Verhältnisse in einer Höhe von etwa 5,5 km an. Die Isohypsen zeigen uns dabei die Höhenströmung an. Dabei erkennt man, dass sie Auslenkungen nach Süden und Auslenkungen nach Norden zeigt. In einem Trog stößt dabei die Kaltluft nach Süden vor, unter einem Rücken die Warmluft nach Norden. Während im Bereich des Troges dann eher wechselhaftes Wetter herrscht, ist es bei einem Rücken ruhiger und oft sonnenscheinreich.
Allmählich unbeständiger
In Abb. 2 erkennen wir, dass sich Deutschland am kommenden Dienstag noch unter einem Rücken befindet. Dies bedeutet, dass sich dann das Wetter wieder stabilisiert, die Sonne häufig mit dabei ist und Schauer oder Gewitter höchstens örtlich auftreten.
Im Laufe der Karwoche aber (obere Zeile in Abb. 2) erkennen wir auch, dass der Trog von Westen immer näher heranrückt, bis wir am Osterwochenende im Mittel aller Vorhersagen genau auf der Grenze zwischen Trog und Rücken in einer südwestlichen Strömung befinden.
Dies weist zum einen darauf hin, dass unter der anrückenden, zumindest in der Höhe kälteren Luft Schauer oder Gewitter wahrscheinlicher werden. Zum anderen entsteht eine Tendenz dahingehend, dass die Schauerwahrscheinlichkeit vom Südosten Deutschlands nach Nordosten hin zunimmt.
Über Ensemble-Cluster
Um eine genauere Ahnung zu bekommen, entfernen wir uns vom Mittel der Vorhersagen. Stattdessen werden die Einzelberechnungen, die eine ähnliche Wetterlage anzeigen, zu bestimmten Clustern zusammengefasst, die Einzelberechnungen nennt man dann Mitglieder. Je mehr Mitglieder ein Cluster hat, desto wahrscheinlicher ist seine Eintreffwahrscheinlichkeit.
In Abb. 3 werden die Cluster für Ostersonntag gezeigt. In etwa 70% aller Fälle zeigt sich dabei genau diese Grenzlage: Unbeständiger im Nordwesten, ruhiger im Südosten. Zu 14% könnte es windig und sehr wechselhaft mit häufigen Regenphasen werden, zu 16% stellt sich eine ganz ähnliche Lage wie in dieser Woche ein, was warmes und heiteres Wetter bedeuten würde.
Wie entsteht die 15-Tages-Prognose?
Es gibt auch eine andere Möglichkeit, die Ensembles darzustellen. Zum Beispiel kann man die Temperaturvorhersage jedes Einzellaufs in einer Grafik übereinander auftragen. Dann markiert man den Bereich, in dem 80 Prozent dieser Berechnungen liegen. Je breiter dieser auseinander liegt, desto eher die Unsicherheit für die Temperaturprognose. Das Ergebnis sieht man in Abb. 4 und kennt man vielleicht so ähnlich auch aus dem Fernsehen.
Dargestellt ist hier der Verlauf der Temperatur im Deutschland-Mittel. Wir sehen in der nächsten Zeit zwei Wärmehöhepunkte (Samstag und Dienstag) und danach eine eher rückläufige Tendenz, allerdings bei einer hohen Unsicherheit (weiter grauer Bereich). Dennoch bleiben die Temperaturen deutlich oberhalb der gestrichelten Linie, sie zeigt den langjährigen Mittelwert. Daraus kann man auch hier ableiten, dass man eher mit etwas niedrigeren, aber immer noch durchschnittlichen Temperaturen bekommen wird.
Übrigens kann man diese 15-Tages-Vorhersage, besser: Ensemble-Vorhersage, nicht nur für die Temperatur, sondern auch für andere Parameter erstellen. In Abb. 5 sehen wir eine Ensemble-Vorhersage für Berlin. Im oberen Teil sehen wir wieder die Temperaturvorhersage, im unteren Teil die Vorhersage der höchsten Windböen innerhalb eines 6-Stunden-Intervalls. Hier ist keine klare Tendenz abzulesen.
Interessant für das Osterwetter ist die mittlere Abbildung. Sie stellt im Balkendiagramm die Niederschlagswahrscheinlichkeit dar. Auch hier sehen wir ab Mitte kommender Woche eine deutliche Zunahme: Ostersonntag ist dabei Regen in leichter Intensität zu etwa 50, am Ostermontag zu knapp 40% wahrscheinlich. Etwas kräftigere Schauer könnten am Karsamstag noch zu 20, am Ostersonntag noch zu 10% auftauchen. Vergleicht man diese Werte mit dem entsprechenden Diagramm für Hamburg (Abb. 6), so erkennt man durch die etwas höheren Wahrscheinlichkeit die angesprochene Nordwest-Südost Komponente.
Zusammenfassung
Wie genau das Osterwetter wird, kann man zurzeit immer noch nicht sicher sagen. Insbesondere die angedeutete Grenzwetterlage zwischen Trog und Rücken macht die genaue Prognose dabei schwierig. Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit dürfte es auf nur leicht unbeständiges Wetter mit gelegentlichen Schauern und Gewittern, aber auch freundlichen Abschnitten hinauslaufen, wobei die Niederschlagswahrscheinlichkeit von Nordwesten nach Südosten hin abnimmt.
Unsicher ist auch die Entwicklung der Temperaturen. Sie gehen ab Mitte der kommenden Woche vermutlich zurück, bleiben aber auf überdurchschnittlichem Niveau. Im tiefen Binnenland kann man von einem Temperaturbereich von maximal zwischen 15 und 20°C ausgehen.
Es sah also schon häufig schlechter, aber seltener deutlich besser aus für das Osterwetter. In Abb. 7 und 8 sehen sie noch die derzeitige Prognose unseres Multi-Model MOS. Natürlich können die angezeigten Temperaturen und Wetterzustände 9 Tage im Voraus nur eine grobe Richtung vorgeben.