Unwetter am Mittelmeer

Die kalte Luft sorgt im östlichen Mittelmeerraum für Unwettergefahr. Kräftige Gewitter sind auf dem Weg.

In Deutschland ist die kalte Luft bereits angekommen, wie man unschwer an den morgendlichen Temperaturen merkt. Der Extreme Forecast Index (Abb. 2 und 3) lässt nun die Alarmglocken läuten: Auf ihrem weiteren Weg nach Süden sorgt sie über dem milderen Mittelmeer für Unwettergefahr, insbesondere zwischen Süditalien und Griechenland.

Während sich dabei die kälteste Luft in der Höhe bereits wieder auf dem Rückzug nach Norden befindet, schnürt sich ein Bereich der kältesten Luft ab und wandert weiter in Richtung Balkan (Abb. 4). An der Westflanke dieses Höhentiefs rauscht die Luft arktischen Ursprungs förmlich südwärts in Richtung Mittelmeerraum, wie man auch an den Windgeschwindigkeiten in mittleren Höhen erkennt.

Wie ein Gasluftballon
Genau diese Situation wird in der östlichen Mittelmeerregion zum Problem. Generell herrscht bereits ein Antrieb zur Bildung von Schauern und Gewittern, da sich die kalte Luft nun über das doch im Gegensatz hierzu recht milde Mittelmeerwasser schiebt. Dadurch kann die wärmere Luft aus Erdbodennähe wie in einem Gasluftballon leicht aufsteigen, und unter entsprechenden Bedingungen entstehen hierdurch Schauer und Gewitter.

Bildung von Wasserhosen möglich
Unter dem strammen, nördlichen Höhenwind können sich dabei neben Schauern und Gewittern auch einzelne Wasserhosen bilden, also kleinräumige Wirbelstürme. Hier zur Veranschaulichung eine Videoaufnahme aus Pijavica an der Adria:

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Im jetzigen Fall muss damit insbesondere im Bereich zwischen Sizilien und Apenninhalbinsel gerechnet werden, vorwiegend nachmittags, da hier die mittlerweile doch recht kräftige Sonne (heute ist Frühlingsanfang und daher Tag- und Nachtgleiche) die Erdoberfläche aufheizt und die Temperaturunterschiede zusätzlich verschärft.

Die kritischste und unwetterträchtigste Phase ist die unmittelbare Umgebung der schnell südost- bis ostwärts durchschwenkenden Kaltfront (Abb. 5). Sie stammt von dem Bodentief, das sich unter den oben genannten Bedingungen schnell verstärken kann. Diese Kaltfront wird heute Nachmittag über Sizilien hinwegziehen und am frühen Samstagmorgen die Westküste des griechischen Festlandes erreicht haben. Hier kommen die drei Hauptzutaten zusammen, die zur Entstehung kräftiger Gewitter beitragen:

  1. Die Temperaturunterschiede zwischen warmem Meerwasser und kalter Höhenluft sind groß, die Labilität ist also ausreichend.
  2. Vor der Kaltfront ist die Luft mit ausreichend Feuchtigkeit angereichert (Abb. 6).
  3. In unmittelbarer Nähe der Kaltfront ist die Änderung des Windes mit der Höhe in Richtung und Stärke relativ groß. Dies gilt besonders für das Ionische Meer, das im linken Auszugsbereich der stärksten Winde in mittleren Höhen liegt (Abb. 7). Diese Scherung ist Voraussetzung für die Bildung von Gewitterzellen mit rotierenden Aufwinden, so genannten Mesozyklonen, die auch zu Superzellen werden können.

Dementsprechend können sich insbesondere ab heute Nachmittag von Sizilien über das Ionische Meer in Richtung griechisches Festland Gewitter bilden, die begleitet sind von Starkregen und Sturmböen, aber auch Hagel. Auch morgen wird man auf nahezu der gesamten Balkanhalbinsel mit kräftigen gewittrigen Regengüssen rechnen müssen.

Starkregen
Die Niederschlagsmengen, die dabei von den verschiedenen Vorhersagemodellen prognostiziert werden, sind auch ganz beachtlich.

Nach dem Europäischen Vorhersagemodell ECMWF scheint der Schwerpunkt im Bereich um Korfu (Ionische Inseln) zu liegen. Bis zum Ende des Samstags werden hier über 150 Liter pro Quadratmeter vorausberechnet (Abb. 8). Das Multi-Model MOS zeigt Signale, dass allein im Laufe des heutigen Tages über 130 Liter pro Quadratmeter dort erreicht werden könnten (Abb. 9).

Wind
Neben dem Starkregen könnte auch der kräftige Wind unangenehm werden. Während der Gewitter sind durchaus Sturmböen möglich, unter Umständen könnte ein so genannter Downburst für zerstörerische Windspitzen sorgen. Diese Phänomene treten allerdings nur sehr lokal auf.

Auch nach Durchzug der Kaltfront dürfte es weiter windig bleiben im östlichen Mittelmeerraum, denn ähnlich wie hier kann dann in der trocken-kalten und labilen Luft der Höhenwind sehr leicht nach unten transportiert werden. Die entsprechende Böenvorhersage des ECMWF sieht man dabei in Abb. 10.