Orkan-Alarm
Während das Randtief JORIS in Deutschland wohl eher für einen zünftigen, aber nicht unwetterartigen Wind mit stürmischen Böen im Flachland und Sturmböen in höheren Lagen sorgt, ist die Lage in einigen Teilen des französischen und spanischen Festlands und auf den Mittelmeerinseln um einiges gefährlicher.
Denn im Gegensatz zu Joris sind sich die Modelle recht einig, dass ein so genannter Schnellläufer vom Atlantik über Frankreich nördlich an den Pyrenäen vorbei in Richtung westliches Mittelmeer zieht.
Was ist ein Schnellläufer?
Als Schnellläufer bezeichnet man dabei einen kleinräumigen Tiefdruckwirbel, der in der starken Strömung eines Sturmtiefs entsteht und schnell an ihm vorbeigeführt wird, ähnlich wie man in einem Fluss kleinräumige Wirbel entdecken kann, die schnell in der Flussströmung weitergetragen werden. Ihr Sturmfeld ist kleinräumig, aber meist intensiver als das ausgedehnter Orkantiefs wie zum Beispiel Kyrill.
Der wohl bekannteste Schnellläufer in Deutschland ist der Orkan Lothar, der am 2. Weihnachtstag 1999 vor allem im Südwesten Deutschlands, in der Schweiz und Frankreich für Schäden von insgesamt 6 Mrd. Euro sorgte und damit der bisher teuerste Wintersturm ist. (Quelle: Münchener Rück).
Extreme Unwetterlage!
"Steuermann" dieses jetzigen Schnellläufers ist dabei das Sturmtief Hans zwischen Island und Schottland, in dessen Sturmfeld ja auch das uns in Deutschland beschäftigende Tief Joris ist.
Wie in den News vom Mittwoch erwähnt, "schwamm" dieses Tief auf dem schwächelnden nördlichen Ast des Starkwindbandes in der Höhe, genannt Jetstream, während das nun entstehende Tief auf dem kräftigeren südlichen entlangrauscht.
In Abb. 5 sehen wir nun einen Jetstreak, das sind Bereiche höchster Windgeschwindigkeiten in diesem Starkwindfeld, der aktuell vom Ärmelkanal und der Bretagne nach Frankreich hereinrauscht.
Schon heute, am 23.01.09 um 1 Uhr MEZ wurden beim Radiosondenaufstieg an der Station Brest Winde aus Nordwest mit 176 Knoten (ca. 326 km/h!) in gut 10 km Höhe registriert (siehe Abb. 6). Gleichzeitig wurden bis zum Morgen an der Biskayaküste auch orkanartige Böen in Pointe du Raz und Chemoulin registriert (Abb. 7).
Orkanböen von Frankreich bis ins Mittelmeer
###YOUTUBE### Die Modelle sind sich über die Zugbahn des Tiefs nun recht einig. Es wird vom Atlantik kommend über den Süden Frankreichs weiter in Richtung Riviera ziehen. Naturgemäß befindet sich das Hauptsturmfeld südlich des Tiefdruckzentrums, da hier die Windrichtung des Tiefs mit der der Grundströmung übereinstimmt und sich die Windgeschwindigkeiten daher summieren. Dieses zieht dann von der südlichen Biskaya in Richtung Golfe du Lion (Löwengolf).
Auf dem Weg dorthin wird die Luft noch an den Pyrenäen zusammengedrängt, sodass hier ab der kommenden Nacht auf engem Raum schwere Orkanböen, vereinzelt über 150 km/h auftreten können (Abb. 8 und 9).
Im Laufe des Samstags kommt dann auch das gesamte westliche Mittelmeer in das imposante Sturmfeld, so muss man sich vom Norden Spaniens über Mallorca bis in die Nacht zum Sonntag auch auf Sardinien auf schwere Sturmböen, teils auch Orkanböen einstellen (Abb. 10). Hier sollte man also ab sofort alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen und das Befahren des Mittelmeeres tunlichst vermeiden!