Klima & Weizen

Reflektierendes Getreide soll die globale Erwärmung ohne viel Aufwand bremsen, so eine neue Studie

Achtet man beim Anbau von Getreide auf dessen Fähigkeit, das Licht der Sonne reflektieren zu können, so soll man laut einer jetzt vorgestellten Studie die Durchschnittstemperatur in den USA und in weiten Teilen Europas um 1°C senken können.

Denn je mehr (kurzwelliges) Sonnenlicht wieder zurück in den Weltraum reflektiert wird, desto weniger erreicht die Atmosphäre und die Erdoberfläche und kann daher auch nicht in langwellige Wärmestrahlung umgewandelt werden. Britische Forscher untersuchten aus diesem Grund dabei die Reflektionseigenschaften bestimmter, schon vorhandener Getreidesorten wie etwa Mais, Gerste, Weizen und Hirse. Ihr Ergebnisse stellten sie hier in Current Biology vor.

Aufbau der Blätter entscheidend
Wie gut eine Pflanze das Licht reflektiert, hängt von mehreren Faktoren ab. Wichtig ist dabei zum einen die Anordnung der Blätter am Stängel, denn je nach Anordnung ändert sich auch der Winkel zum Himmel und damit des Reflektionsanteils.

Besonders Mais weist in dieser Beziehung eine große Variabilität auf. Wichtig ist auch, wie viele Härchen sich auf der Oberfläche befinden, denn auch sie werfen das Sonnenlicht zurück. Am besten ist aber Getreide mit einer dicken Wachsschicht auf den Blättern geeignet. Es gibt bestimmte Sorten der Hirse, die diesbezüglich hervorragende Eigenschaften besitzen.

Fast 200 Mrd t. Kohlendioxid kompensiert
Eine Modellrechnung ergab nun, dass durch die Steigerung der so genannten Albedo (= Anteil des reflektierten Sonnenlichts) die Durchschnittstemperatur im Sommer in den USA und in weiten Teilen Europas dabei um 1°C sinken könnte.

 "Durch eine geschickte Auswahl stark reflektierender Sorten in den nächsten 100 Jahren kann man den Heizwert von 195 Mrd. t Kohlendioxid auffangen", meinte der beteiligte Forscher Andy Ridgwell von der Universität Bristol hierzu.

Stichwort "Bio-Engineering"
Schon in vergangener Zeit gab es Ideen, durch globale Maßnahmen den Temperaturanstieg auf der Erde in Schach zu halten. Die bisherigen Ideen des so genannten "Bio-Engineering" waren jedoch alle extrem aufwändig und mit enormen Kosten verbunden. So wurde vor mehreren Jahren etwa überlegt, tonnenweise Schwefel in der höheren Atmosphäre zu verteilen, die hier ebenfalls das Sonnenlicht reflektieren sollen (siehe Bericht bei SpOn).

Im Gegensatz hierzu wäre die vorgeschlagene Umstellung des Getreideanbaus eine kostengünstige und effektive Alternative. Und mehr noch: Es hat sich im Laufe der Studien gezeigt, dass einige stark reflektierende Sorten sogar unter hoher Sonneneinstrahlung einen besseren Ertrag erzielen, vermutlich weil sie mit Hilfe der Wachsschicht mit dem Wasser besser haushalten können.