USA: Land unter

Im Nordwesten der USA sorgt ein kräftiges Tief für Schneeschmelze und enorme Überschwemmungen

Ein kräftiges Tief hat mit feucht-warmer Luft und viel Regen den Nordwesten der USA erreicht. Durch die ungewöhnlich kräftigen Regenfälle und massive Schneeschmelze kommt es dabei zurzeit zu Überschwemmungen an Dutzenden von Flüssen, zu Schlammlawinen, gesperrten Straßen und Schließungen von Schulen. Nach bisherigen Informationen wurden 30.000 Leute angewiesen, ihre Wohnungen zu verlassen.

Über die aktuelle Lage kann man sich ein Bild verschaffen, wenn man die Nachrichten im Micro-Blogging Dienst Twitter verfolgt. Hier wird von privaten Nutzern, aber auch von offiziellen Dienststellen und Hilfsorganisationen laufend über neue gesperrte Straßen und die Belegung von Notunterkünften berichtet. Abb. 1 stammt von William Carrel, er wohnt bei den Snoqualmie Falls.

Der kräftige Wind, starke Niederschläge (Abb. 2 und 3) und sprunghaft gestiegene Temperaturen (Abb. 4) sorgen dabei für ein massives Schneetauen. Von der Kaskadenkette, dem prägenden Gebirge des Staates Washington, stürzen dabei Schnee-, Schlamm- und Gerölllawinen auf die Straßen und blockieren sie. Gleichzeitig treten Dutzende der zahlreichen Flüsse über die Ufer, wodurch insbesondere in den Tallagen Gefahr für Leib und Leben besteht.

"Denkwürdiges Ereignis"
Ein Meteorologe des Nationalen Wetterdienstes sprach von einem "denkwürdigen Ereignis". Aktuell sind etwa 60 Highways sowie sämtlich Pässe über die Kaskadenkette gesperrt, einige Schulen fallen ebenso aus. Hier noch die Übersicht eines Nachrichtensenders:

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Wie entstand die Flut-Lage?
Grund hierfür ist etwas, das in Amerika als "Pineapple Express" (Ananas-Express) bezeichnet wird. Es handelt sich um ein Strömungsmuster in der Atmosphäre, die als Madden-Julian Oszillation (MJO) bezeichnet wird. Sie ist in Abb. 5 skizziert.

Zu diesem Strömungsmuster gehören auch die entsprechenden Starkniederschläge, die etwa 7 bis 10 Tage zuvor in Südostasien auftreten. Diese tropische und daher sehr feuchte und warme Luft wandert dann über den Pazifik nordostwärts, um schließlich die Küste der USA zu erreichen, wobei sich ein kräftiges Sturmtief entwickeln kann. Der Name "Pineapple Express" rührt dabei daher, dass die tropisch-feuchte Luft über Hawaii an die Nordwestküste Nordamerikas gelangt. Auf dieser Inselgruppe wird sehr viel Ananas angebaut.

Dieses Strömungsmuster ist auch gut auf den Analysekarten zu erkennen. Die feucht-warme "Nase" vom Pazifik erkennt man etwa an den äquipotenziellen Temperaturen in Abb. 6. Diese sind ein Maß für den Energiegehalt der Luft, der sich ja nicht nur aus der fühlbaren Wärme, sondern auch aus dem Wassergehalt zusammensetzt.

Abb. 7 zeigt den starken Jetstream in etwa 9 km Höhe. Dieser spaltet sich auf, wobei die südliche Flanke die tropische Luft nordostwärts bis in die USA transportieren kann. Das auf der Vorderseite dieses Troges entstehende Tief kann dann anhaltende und kräftige Regenfälle über mehrere Tage mit sich bringen (Abb. 8). An den Snoqualmie Falls sind mit dem Tief bisher über 150 mm Niederschlag gefallen.

Bis Freitag unserer Zeit wird es voraussichtlich noch weiterregnen, wobei die Flüsse, die ohnehin bereits sprunghaft steigende Pegel aufweisen (Abb. 9), noch größere Gebiete überfluten könnten.