2008 - Das Jahr der Katastrophen?
Nicht nur was die weltweit politischen oder wirtschaftlichen Ereignisse angeht, fiel das Jahr 2008 auf. Auch die Naturereignisse waren im vergangenen Jahr zum Teil ungewöhnlich: die schadensrelevanten Ereignisse sanken zwar von 960 in 2007 auf 750, aber die einzelnen Katastrophen treiben Opferzahlen und Schäden deutlich nach oben – so die Bilanz der Münchner Rück.
Mehr als 220.00 Menschen verloren im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Naturkatastrophen ihr Leben. Die Kosten sprengten mit rund 200 Mrd. US-Dollar buchstäblich alle Register, auch wenn sie unter denen der des Rekordjahres 2005 mit 232 Mrd. US-Dollar in heutigen Werten blieben.
Hurrikansaison im Atlantik 2008
Die vergangene Hurrikansaison zählte vom 1. Juni bis zum 30. November ganze 16 tropische Wirbelstürme, davon erreichten acht Hurrikanstärke (siehe Abbildung 1). Der langjährige Durchschnitt liegt derzeit bei elf Tropenstürmen und darunter sechs Hurrikanen. Genau genommen startetet die Saison mit dem tropischen Sturm "Arthur" bereits zwei Tage früher, was einen weiteren Rekord darstellt. Aber die Kette reißt nicht ab: nach 2004 und 2005 ist die vergangene Saison mit Schäden bis zu 45 Mrd. US-Dollar die Drittkostspieligste bisher. Zudem ist bemerkenswert, dass es in jedem Monat mindestens einen voll ausgeprägten Hurrikan im Nordatlantik gab. Mit "Dolly", "Edouard", "Fay", "Gustav", "Hanna" und "Ike" trafen dann auch gleich sechs Hurrikane hintereinander das Festland. Einer der großen Verlierer war Kuba, denn der Inselstaat in der Karibik wurde gleich von drei schweren Hurrikanen getroffen, die meisten Toten mit 537 hatte aber "Hanna" auf Haiti verursacht. Aufgrund der ungewöhnlichen Bahn des tropischen Wirbelsturms "Fay" wurde Florida gleich viermal vom selben Sturm getroffen.
Sturm und Überschwemmungen in Asien
Während Amerika mehr auf finanzielle Schäden zurückblicken darf, war Asien erneut von einer humanitären Katastrophe betroffen. Allein Zyklon "Nargis" forderte offiziell 85.000 Tote, wahrscheinlich kamen aber mehr als 135.000 Menschen ums Leben, die Anzahl Obdachloser sprengt die Millionengrenze. Verheerend waren vor allem die hohen Windgeschwindigkeiten und die Rekordregenfälle. Da in den letzten Jahren erhebliche Teile der bisher als Küstenschutz fungierenden Mangrovenwälder verschwunden sind, konnten die Sturmfluten bis 40 km landeinwärts vordringen.
Kältewelle in China
Weniger ins weltweite Bewusstsein geriet die ungewöhnliche Kältewelle in China sowie Kirgistan und Afghanistan. Dabei gab es ungewöhnlich hohe Schnee- und Eismengen, die allein in China für einen Schaden von 21 Mrd. US-Dollar sorgten und in zahlreichen Provinzen Verkehrswege und Stromnetze lahmlegte.
Kam Europa glimpflich davon?
In ihrem Schaden nicht mit den Katastrophen in Amerika und Asien nicht vergleichbar, aber dennoch werden vielen von uns in Mitteleuropa sicherlich Orkantief "Emma" und Tief "Hilal" in Erinnerung geblieben sein. Anfang März zog "Emma" über Mitteleuropas hinweg und verursachte durch sehr hohe Windgeschwindigkeiten, Gewitter und Hagel in Deutschland, Dänemark, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei und der Schweiz erhebliche Schäden. Tief "Hilal" von Ende Mai bis Anfang Juni richtet vor allem in Südwest-Deutschland durch Sturmböen, Hagel und sturzflutartige Überschwemmungen große Schäden an.
Und was sagen die Klimamodelle? "[...] Die Schadenstatistik des Jahres 2008 passt in das Muster, das man aus den Berechnungen der Klimamodelle erwarten muss", sagt Prof. Peter Höppe, Leiter der GeoRisiko-Forschung der Münchener Rück. Zumindest die Münchner Rück hofft auf einen weiteren Schritt in die richtige Richtung beim nächsten Klimagipfel in Kopenhagen, denn billiger – wirtschaftlich wie humanitär- werden die Schäden durch Naturereignisse nicht werden.