Weihnachten weiß?

Die Frage aller Fragen lautet zurzeit: Bekommen wir Weiße Weihnachten? Und sie ist nicht leicht zu beantworten:

Wie in jedem Jahr wird gut eine Woche vor Heiligabend immer gespannter auf die Wettervorhersage geachtet. Die Frage, die uns Meteorologen dabei jetzt täglich häufiger gestellt wird, ist selbstverständlich die nach der malerischen Weißen Weihnacht. Wie stehen also in diesem Jahr die Chancen?

Vorweg muss dabei geschickt werden, dass man diese Frage aus heutiger Sicht nicht eindeutig beantworten kann. Bis zum Fest ist es dann für eine punktgenaue Prognose doch noch ein paar Tage hin. Jedoch kann man sich schon eine Übersicht verschaffen, welche Variante wahrscheinlicher und welche weniger wahrscheinlich ist.

Modellvergleich
Dabei werfen wir einen Blick auf die größten globalen Computermodelle zur Wettervorhersage, das amerikanische Modell GFS und das europäische Modell ECMWF. Sie zeigen uns heute zwei doch im Detail sehr unterschiedliche Lösungsansätze für das Weihnachtswetter.

Zeitlich knüpfen wir dabei unmittelbar an die gestrigen News an: Hier wurde ja gesagt, dass uns in der zweiten Wochenhälfte Ausläufer des Tiefs Verena nordostwärts verlassen, und dass sich nachfolgend wieder trüb-graues Hochdruckwetter etabliert.

Atlantik-Hoch entscheidet
Für den weiteren Ablauf in der Weihnachtswoche sollten wir uns nun auf das Hoch über dem östlichen Atlantik konzentrieren, denn mit ihm steht und fällt die Wahrscheinlichkeit, dass es im Flachland überhaupt weiß werden kann. Dazu brauchen wir natürlich zwei Dinge: genügend kalte Luft und Niederschlag.

Das im Auge behaltend vergleichen wir nun die genannten Modelle, und bereits am kommenden Montag, dem 22.12.08, zeigen sich die entscheidenden Unterschiede:

GFS
Das GFS Modell zeigt nun, dass sich das atlantische Hochdruckgebiet weiter ostwärts über Mitteleuropa ausbreitet und die Kaltluft weit ostwärts abdrängt (Abb. 2). Träfe dies so ein, dann wären Weiße Weihnachten im Flachland ausgeschlossen.

Denn zunächst wären in diesem Fall keine kräftigen Niederschläge zu erwarten (Abb. 3), aber auch die atlantische Luft wäre viel zu mild, als dass mit Schnee zu rechnen wäre. Selbst in gut 1,5 km Höhe würden am Montag 2 bis 6°C herrschen (Abb. 4), und in der feuchten Luft würde sich auch hier Tauwetter durchsetzen. Man könnte in dem Fall eher mit einer typisch trüb-grauen Weihnacht bei vereinzeltem Sprühregen und allerhöchstens etwas Schneegriesel rechnen.

ECMWF
Etwas Hoffnung macht dagegen die jüngste Berechnung des ECMWF-Modells: Hier kann sich das Atlantikhoch nicht so weit ostwärts durchsetzen. Stattdessen verbleibt das Hoch auf dem östlichen Atlantik und bildet einen Keil in Richtung Skandinavien. In diesem Fall wäre der Weg frei für einen erneuten Kaltluftvorstoß über dem östlichen Europa, an dessen westlichem Rand auch Deutschland profitieren könnte. (Abb. 5 und 6).

In diesem Fall würde sich am kommenden Montag von Norden her die kältere Luft durchsetzen, was auch mit Niederschlägen verbunden wäre, wobei in der kälteren Luft immer häufiger auch Schnee mitmischt. (Abb. 7 und 8).

In dieser Luft wären dann auch nach dem Montag in Richtung Feiertage besonders nach Osten hin Schneeschauer möglich. Und dieser Schnee hätte in der kalten Luft auch eine durchaus bessere Überlebenschance.

Wer behält Recht?
Das kann zurzeit nicht gesagt werden. Man sollte aber berücksichtigen, dass das ECMWF-Modell gerade im mittelfristigen Bereich etwas treffsicherer dasteht als das GFS-Modell.

Zur weiteren Bewertung kann man nun noch untersuchen, wie konsistent die jüngste Modellberechnung ist. Dazu betrachtet man sich die Ensemble-Prognosen (Abb. 9, für eine Erklärung bitte auf den Link klicken). Auch diese zeigen eine deutliche Mehrheit für Luft polaren Ursprungs nach Osten hin mit entsprechenden Chancen für Schneeschauer.

Eine Übersicht gibt das Diagramm für Berlin in Abb. 10: Man sieht zum einen den beginnenden Kaltlufteinfluss ab Montag an den nach unten gerichteten Linien beziehungsweise Rauchfahnen. Die rote Linie zeigt dabei ECMWF, die blaue Linie GFS an. Hier ist auch leicht zu sehen, dass die GFS Lösung kaum vom ECMWF-Modell getragen wird, da es sich weit oberhalb der grauen Rauchfahne befindet (das ist der Bereich, in dem 80% der Modellberechnungen liegen).

Fazit
Nach wie vor ist es alles andere als sicher, ob es Weiße Weihnachten gibt oder nicht. Immerhin kann man sagen, dass die Chancen etwas höher liegen als im vergangenen Jahr, besonders für den Osten und Süden Deutschlands.

Allerdings: Selbst, wenn der Kaltluftvorstoß kommen sollte, muss dann auch zur richtigen Zeit ein Schneeschauer für das entsprechende Weiß sorgen, sonst bliebe zu Weihnachten nur trockene Kälte übrig.

Grund für Hoffnung ist jedenfalls gegeben, gerade weil das im mittelfristigen Bereich stärkere ECMWF-Modell mit hoher interner Konsistenz die Kaltluft prognostiziert. Da der kommende Montag ein entscheidendes Datum für die weitere Entwicklung ist, wird dann das Thema Weiße Weihnachten an dieser Stelle noch einmal aus der Nähe betrachtet werden.