Warmkalt in S-H

In dem kleinen Bundesland Schleswig-Holstein lagen die Temperaturen 7°C auseinander. Was geschah?

Das Orkantief Chanel sorgt derzeit für recht ungewöhnliche Temperaturverhältnisse in Deutschland. Schon gestern wurde in Berlin der wärmste 10. November seit Aufzeichnungsbeginn verzeichnet, und auch heute ist es noch oft ungewöhnlich warm. Für große Unterschiede auf engem Raum sorgte dann aber der Bereich um ein kleines Randtief.

Dieses Tief bildete sich dabei an der Kaltfront des Orkantiefs über Schottland und zog am Dienstagmorgen über die Nord- in Richtung Ostsee (Abb. 1). Dabei befand sich der Norden Deutschlands im Grenzbereich zwischen den verschiedenen Luftmassen. Während das Tief über Schleswig-Holstein zog, gab es so auf engem Raum große Temperaturunterschiede:

Kampf der Luftmassen
Im Norden "versuchte" es die kalte Luft nach Durchzug des Randtiefs förmlich, südwärts voranzukommen, zu sehen an dem markierten "Kaltfrontabschnitt" in Abb. 2. In der Nähe des Tiefdruckzentrums ließ der Wind deutlich nach und die Temperaturen gingen im Norden spürbar zurück. Allerdings hält die stramme südwestliche Strömung (Abb. 3) noch dagegen, und die warme Luft arbeitet sich noch einmal kurzzeitig nordwärts voran, bevor die Kaltfront des Muttertiefs endgültig die milde Witterung vertreibt.

7°C auf 77 km
Dabei ist der Unterschied zwischen den Luftmassen ziemlich deutlich an den Temperaturen von Schleswig-Holstein um 6 Uhr MEZ am 11.11.08, zu sehen in Abb. 4: Während Lübeck 16°C meldet, betrug die Temperatur in Ostenfeld bei Rendsburg gerade noch 9°C, also ein Unterschied von 7°C bei gerade 77 km Luftlinie.

Während man also bei teilweise 16°C aufstand, bemerkte man schon, wie stark die Zufuhr milder Luftmassen (Abb. 5) ist. Die nachfolgende Kaltfront, die bis zum Abend etwa das Erzgebirge und die Donau erreicht, ist dementsprechend markant und auch mit deutlich spürbaren Wettererscheinungen verbunden. Dies war am frühen Dienstagmorgen bereits über Frankreich zu sehen: Im Radarbild (Abb. 6) erkennt man deutlich die Kaltfront, in deren Bereich schauerartiger Regen fiel und Sturmböen, vereinzelt sogar schwere Sturmböen (Bft. 10, Abb. 7) auftraten.

So ist auch bei uns am heutigen Tag bei Frontdurchgang ebenfalls noch einmal mit stürmischen Böen, vereinzelt auch mit Sturmböen zu rechnen.