Föhn-Wetter

Auf der Nordseite des Alpenhauptkamms herrscht heute eine kräftige Föhnlage. Wie entsteht er?

Dem Föhn werden so einige Eigenschaften zugeschrieben. Zuallererst denkt man dabei wohl an Sonne, Wärme und Migräne. Während die ersten beiden Charakteristika durchaus stimmen, ist die letztere noch nicht grundsätzlich belegt. Je nach Wetterfühligkeit kann man sich jedenfalls heute nördlich des Alpenhauptkamms bis in den Süden Deutschlands hinein über viel Sonnenschein und teils warmes Wetter freuen.

Doch wie entsteht der Föhn? Früher wurde dem warmen Wind eine Herkunft aus der Sahara zugeschrieben, das stimmt jedoch nicht, jedenfalls nicht immer zwingend. Die Wärme wird dabei vielmehr durch die Alpen von oben nach unten transportiert.

Entstehung des Föhns
Entgegen älterer Theorien entsteht Föhn bereits dann, wenn eine kräftige Strömung senkrecht zur Hauptausrichtung eines Gebirges besteht. So ist es zum Beispiel häufig so, dass die wärmere Luft mit Südwind über den Alpenhauptkamm strömt, während sich nördlich hiervon in Bodennähe (zunächst) kältere befindet.

Ist jetzt die Strömung senkrecht zum Hauptkamm kräftig genug und sind bestenfalls noch die Temperaturunterschiede auf beiden Seiten des Gebirges groß genug, so strömt die wärmere Luft auf der windzugewandten Seite über die kältere (und damit schwerere) Luft in Bodennähe hinweg (genannt Totluft). Überströmt sie dann den Kamm, so bilden sich Wellen und Verwirbelungen auf der windabgewandten Seite aus, wobei sich die (potentiell) wärmere Luft aus der Höhe je nach Stärke bis zum Tal durchsetzen muss (Abb. 1). Hier ist sie dann auch recht trocken.

Während früher behauptet wurde, dass der Föhn aus dem Unterschied feuchter Luft beim Aufstieg und trockener bei der Abwärtsbewegung entsteht, so ist heute klar, dass dieser Effekt vernachlässigbar ist. Leider hält sich diese Theorie aber bis heute noch hartnäckig.

Je nach Stärke dieser Anströmung kann der Föhn sehr kräftig werden. Unterstützt durch ein Tief auf der Leeseite kann durchaus die Windstärke 10 (schwerer Sturm), in extremen Fällen sogar Windstärke 12 (Orkan) erreicht werden (Beispiel 04. und 05.01.08).

Föhnlage heute
In Deutschland ist aufgrund seiner Lage der Südföhn an den Alpen wohl der bekannteste. Neben dem Frühjahr ist der Herbst seine Hauptzeit. In diesem konkreten Fall sorgt Tief Britta über Südfrankreich mit ihrem Frontensystem (Abb. 2) für die entsprechend südliche Windkomponente. Sie hängt zusammen mit dem Kaltluftvorstoß über Westeuropa, über den wir schon in den vergangenen Tagen häufig berichtet haben. Auf der Vorderseite herrscht besonders in der Höhe eine kräftige Südströmung (Abb. 3).

Auch die anderen Zutaten für den Föhn sind gut zu sehen: Abb. 4 zeigt die unterschiedlichen Luftmassen auf beiden Seiten den Alpenhauptkamms anhand der relativen Feuchte in etwa 3 km Höhe. Und auch das Tief auf der Leeseite ist in Abb. 5 sichtbar. Es sorgt dafür, dass der Wind besonders dort kräftig ist, wo die Täler Südost-Nordwest ausgerichtet sind.

Beeindruckende Wettermeldungen
Föhn ist mit großen Druck-, Temperatur- und Windschwankungen in kurzer Zeit verbunden, vermutlich ist besonders dies der Grund für damit in Zusammenhang stehende gesundheitliche Probleme. Man sagt dann auch, dass der Föhn durchbricht beziehungsweise zusammenbricht. Dieses Durchbrechen ist heute Früh eindrucksvoll an den Stationsmeldungen im Alpenraum zu sehen:

Zunächst einmal erkennt man den Föhn deutlich an den Temperaturunterschieden am heutigen 5. November 2008 um 6 Uhr: nördlich des Alpenhauptkamms herrschen um diese frühe Uhrzeit teilweise Temperaturen von 19°C (Abb. 6)! Noch beeindruckender sind aber die Temperaturunterschiede in einer Stunde, wenn der Föhn durchbricht. Dies ist zum Beispiel zwischen 5 und 6 Uhr in Salzburg passiert: hier sprang die Temperatur in dieser kurzen Zeit von 10 auf 18°C (Abb. 7). Wie hier der Föhn von den Alpen in das Salzburger Becken gelangte, kann man gut in Abb. 8 nachvollziehen.

Heute darf man sich also im Süden Deutschlands häufig über viel Sonnenschein und herrliche Fernsicht bei teils über 20°C, sprich: Biergartenwetter freuen, während weiter nördlich das trübe Grau der vergangenen Tage vorherrscht. In einigen Alpentälern sollte man sich allerdings vor kräftigem Wind in Acht nehmen. Morgen verliert der Föhn dann zwar an Intensität, kann aber im unmittelbaren Alpenvorland noch für mehr Sonne sorgen als anderswo.

 

Mit vielem Dank für Abb. 1 an Geoworld.