Schottischer Winter
Ein kleines, aber sehr ausgeprägtes Tief sorgt aktuell (am Morgen des 28.10.08) für ein sehr intensives Wintererlebnis: Mit Sturm und Schneeschauern erreichen hier arktische Luftmassen den Norden Schottlands. Diese kältere Luft kommt morgen dann in abgeschwächter Form auch in Deutschland an.
Genauer gesprochen sind es sogar zwei Tiefs, in denen sich die Kaltluft gesammelt hat: Sie entstanden am Rand des steuernden Tiefdruckgebiets Xevera, das sich selbst allerdings im Auflösungsstadium befindet. Aktuell befinden sie sich westlich von Norwegen, wobei unser Augenmerk besonders auf das der beiden gerichtet ist. Der starke Wirbel ist eindrucksvoll auf dem Satellitenfilm zu erkennen, ein Foto hiervon zeigt die Abb. 1.
Orkanartiger Nordweststurm
Aber auch auf den Karten der Vorhersagemodelle zeichnet sich dieses Tief, das heute Mittag unmittelbar nordöstlich der schottischen Küste befindet, deutlich ab (Abb. 2). Dabei zeigt die enge Drängung der Linien, der Isobaren, dass in seinem Umfeld der Wind kräftig weht. Über der Nordsee herrscht westlich des Tiefdruckkerns teils orkanartiger Nordweststurm mit Windgeschwindigkeiten von teils über 110 km/h im Mittel (Abb. 3). Aber auch an der schottischen Nordküste bis hin zu den Shetland-Inseln muss mit orkanartigen Böen gerechnet werden (Abb. 4).
Gleichzeitig wird auf der Rückseite dieses Tiefs die kalte Luft arktischen Ursprungs angezapft und über das Meer nach Schottland geführt. Abb. 5 zeigt, dass in etwa 1,3 km Höhe heute Vormittag Temperaturen von nur noch -10°C herrschen.
All dies zusammen bedeutet momentan sehr ungemütliches Wetter für die Schotten. Besonders in Küstennähe treten häufig Schnee- oder Graupelschauer, teilweise auch Gewitter auf. In Kirkwall zeigt die Webcam von The Long Partnership bereits leichte Reifenspuren im Schnee (Abb. 6) . Gleichzeitig befanden sich die Temperaturen im Flachland nur noch um oder wenig über 0°C, in höheren Lagen herrschte geringer oder mäßiger Frost (Abb. 7). Der Windchill, also die gefühlte Temperatur, macht das ungemütliche Wetter besonders deutlich, sie liegen zwischen -3 und -9°C, in den Highlands sogar bei -18°C (Abb. 8).
Prozess ähnlich wie bei Hurrikan
Bei der Frage, was dieses Tief am Leben erhält, trifft man auf ganz ähnliche Prozesse, wie sie auch bei der Entstehung von Hurrikanen auftreten, wenn auch in kleinerem Maßstab. Grundsätzlich erfolgt der Antrieb aus der Labilität, also dem Unterschied zwischen dem noch recht warmen Wasser der Nordsee (Abb. 9) und der sehr viel kälteren Luft aus arktischen Regionen darüber. In dieser Konfiguration können viele und kräftige Schauer und Gewitter entstehen.
Durch diesen Umlagerungsprozess wird auch die Temperatur von unten nach oben und umgekehrt verteilt. Sprich: Am Boden wird es kälter, gleichzeitig werden die Luftschichten bis etwa 3 km Höhe etwas erwärmt. Dadurch wird es einem Luftpaket einfacher gemacht, noch weiter in die Höhe zu steigen, da nun der Temperaturgegensatz zwischen mittleren und hohen Luftschichten zunimmt. Dabei sorgt die ständige Zufuhr feuchter und recht milder Meeresluft von unten für die Energie, die das Tief am Leben erhält.
Einfluss auch auf Deutschland
Dieses Tief wird nun weiter südlich über die Nordsee ziehen und seinen Weg dann weiter über Jütland fortsetzen, bis es zum Donnerstag die Ostsee in deutlich abgeschwächter Form erreicht. Dadurch nimmt zum einen der Wind in Küstennähe ab Mittwoch wieder zu, vor allem aber erreicht uns damit auch die polare Luft.
Diese trifft dann auf das Niederschlagsgebiet eines Tiefs, das vom Alpenraum weiter nordöstlich zieht. Das Zusammenwirken dieser beiden Effekte bedeutet dann Schneefall im Süden Deutschlands bis zumindest in Mittelgebirgslagen, wie gestern bereits besprochen wurde.