Sturm-Bilanz

Besonders Berlin hat es gestern getroffen. Bei teils schweren Sturmböen wurden 2 Menschen verletzt

Besonders Berlin hat es kräftig getroffen: Pünktlich zur Feierabendzeit gingen sehr kräftige Schauer nieder, die auch von Blitz und Donner begleitet waren. Dazu gab es teils schwere Sturmböen, die dazu führten, dass in Berlin-Bohnsdorf zwei Frauen von einem herabstürzenden Baum verletzt wurden.

Dabei handelte es sich um eine Mutter, die sich Verletzungen an Rücken und Schulter zuzog, und um ihre Tochter, die mit einigen Blessuren davon kam. Zu den Sturmböen gesellte sich heftiger Regen, der Straßen überflutete und in Keller lief, sodass die Berliner Feuerwehr mit etwa 100 Einsätzen alle Hände voll zu tun hatte.

Bei dem Unwetter handelte es sich um den Durchzug einer so genannten Kaltfront (Abb. 1), also dem Bereich, wo die etwas mildere durch kühlere Luftmassen verdrängt wird. Schon ab dem Vormittag sorgte sie von Nordwesten kommend für kräftige Regengüsse und häufig stürmische Böen, vereinzelt auch Sturmböen im Flachland, wie zum Beispiel in Münster. Auf dem Radar war die Kaltfront durch eine gut sichtbare Linie zu erkennen (Abb. 2). Im Laufe des Nachmittags wurden dann nach Osten hin die höchsten Windspitzen gemessen, im Binnenland zum Beispiel 101 km/h in Potsdam (Bft 10, Abb. 3).

Woher kamen die kräftigen Windstöße?
Hier kommt es insbesondere auf die Luftbewegung in der Vertikalen an, also von oben nach unten und umgekehrt. In Abb. 4 sehen wir diese Verhältnisse bei Durchzug einer Kaltfront. Da die Schichtung labil ist, entstehen hier meist Schauer und Gewitter. Für die Windböen kommt es dabei auf die Bewegung von oben nach unten an. Hier wird sozusagen auch die Eigenschaft der Luft in größeren Höhen nach unten transportiert, wie etwa die der Windgeschwindigkeit, die sich bei der Abwärtsbewegung dann als Böen bemerkbar macht, man spricht auch vom vertikalen Impulstransport.

Um also an solch einer ausgeprägten Kaltfront die höchsten Böen abzuschätzen, sieht man sich die Windverhältnisse auf der 850-hPa-Fläche (zwischen 1,1 und 1,5 km Höhe) an. Diese sind in Abb. 5 zu sehen für den 1.10.08, 17 Uhr MESZ. Man sieht hier mittlere Windgeschwindigkeiten von 50 bis 60 Knoten, entsprechend etwa 90 bis 110 km/h (Bft 10-11). Diese Windgeschwindigkeiten traten dann auch auf den Gipfeln der Mittelgebirge auf (Abb. 3).

Bei ähnlichen Situationen können Sie also selbst anhand unserer Profikarten die Spitzenböen abschätzen. Wichtig ist dabei allerdings, dass die Schichtung labil ist. Im Bereich des so genannten Warmsektors zwischen Warm- und Kaltfront ist der Austausch mit der Höhe nämlich unterdrückt, hier ist trotz kräftiger Höhenwinde die "Böigkeit" deutlich geringer.

 

Quellenhinweis: Abb. 5 unterliegt der GNU Free Documentation License