Geburt des Winters

In Sibirien wird teilweise auch unser Winter geboren. In Mittelsibirien ist es derzeit ungewöhnlich kalt

Die ausgedehnten Landmassen Russlands kühlen sich nun immer weiter ab. Bei uns wird es in den Wintermonaten besonders kalt, wenn von hier die Luft nach Deutschland gelangt. Daher sollte man die Temperaturentwicklung in der jetzigen Zeit besonders im Auge behalten, um vielleicht einen Hinweis zu bekommen, wie wahrscheinlich Kaltlufteinbrüche auch bei uns sind. Ein erster Hinweis: in Mittelsibirien ist es bereits ungewöhnlich kalt.

Insbesondere im Bereich zwischen Nordsibirischem Tiefland und Mitteljakutischer Niederung (Abb. 1) dürfte man kräftig frösteln: die Tiefsttemperaturen liegen im Landesinneren bereits im strengen Frostbereich unter -10°C. Den niedrigsten Wert meldet die Station Dzalinda mit -19°C (Abb. 2). Selbst für Mittelsibirien sind diese Tiefsttemperaturen am unteren Rand des für September möglichen, die Rekordwerte liegen hier knapp unter -20°C.

Wie kommt die Kälte zustande?
Grund hierfür ist kalte Luft aus der Arktis, der am Ostrand des ausgedehnten Hochs, von dem wir bereits berichteten, südwärts vorankommt. Dabei ist in der höheren Atmosphäre zu sehen, wie sich dieser Kaltluftbereich ablöst und als "Insel" weiterzieht. Diesen Vorgang nennt man auch Abtropfen oder Cut-Off. Dieses daraus entstehende Höhentief, angefüllt mit sehr kalter Luft, ist in Abb. 3 gut zu erkennen.

Im Bereich dieses Höhentiefs und den resultierenden Tiefdruckgebieten am Boden (Abb. 4) gelangte die Luft über das nur ansatzweise vereiste Nordpolarmeer (Abb. 5). Dabei konnten sich Schneeschauer bilden, wobei die Gesamtschneedecke hier schon auf 5 bis 8 cm gewachsen ist (Abb. 6).

Zwischen den Schneeschauern gibt es genügend lange Phasen, die wolkenarm sind. Dabei strahlt die Wärme vom Boden her aus, insbesondere über den ausgedehnten Schneeflächen kann dann die Temperatur stark fallen.

Was bedeutet das für uns?
Zunächst einmal bedeutet dies nur, dass die Landflächen über Sibirien frühzeitig in dieser Saison auskühlen. Sollte es noch mehrere solche Kaltluftvorstöße geben, würde sich in den langen Nächten des Winters sozusagen ein "Kältereservoir" aufbauen.

Sollte sich dann im Laufe des Winters eine Wetterlage einstellen, bei der sich eine nordöstliche Strömung einstellt, die sibirische Kaltluft heranführt, dann sind auch sehr kalte Tage in Deutschland möglich, insbesondere im Osten.

Sicher ist dies natürlich noch nicht. Genauso gut ist es möglich, dass die Kälte in Sibirien verbleibt und wir bei westlichen Winden einen eher milden Winter erleben. Bestes Beispiel hierfür ist das Jahr 2006: zwar gab es in Osteuropa häufig Kaltlufteinbrüche, diese haben Deutschland aber nie erreicht (siehe hier). Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit für kalte Tage damit etwas an.

 

 

Hinweise zu den Abbildungen:

Bild (1) unterliegt der GNU Free Documentation License 1.2
Bild (5), Quelle: The Cryosphere Today Link