Noch kälter?
Seit etwa Beginn der zweiten Septemberdekade (ab 11. September) liegen die Temperaturen in Deutschland nun deutlich unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Bei einem Blick in die Berechnungen der aktuellen Vorhersagemodelle deutet sich jetzt an, dass weiterhin keine Erwärmung in Sicht ist. Im Gegenteil, die Abweichung nach unten könnte sogar noch etwas zunehmen.
Dabei bleibt zunächst der Hauptakteur der derzeitigen Kälte erhalten: Es ist das bereits mehrfach erwähnte Hochdruckgebiet über dem nördlichen Europa mit dem extrem ausgedehnten Hoch DIETER, das sogar bis in die Mongolei hineinreicht (siehe hier). Damit verbleiben wir in einer nordöstlichen Strömung, und damit bleiben wir auch in einem ähnlichen Temperaturniveau. Einzig die Sonne sorgt in der zweiten Wochenhälfte für Höchstwerte, die mit Mühe und Not die 20°C-Marke erreichen.
Europäisches Modell - so kalt wie möglich
Schaut man aber noch etwas weiter, bis in das kommende Wochenende hinein, so haben Einzelberechnungen der Vorhersagemodelle sogar noch etwas kältere Überraschungen parat. Zum Beispiel berechnet das Europäische Vorhersagemodell ECMWF, das besonders für seine Stärke im mittelfristigen Zeitraum bekannt ist, eine Wetterlage, die Temperaturen am unteren Rand der für die Jahreszeit überhaupt möglichen Werte bedeuten würde:
Demnach befindet sich zum Ende der Woche und zum Wochenwechsel Deutschland im Einfluss eines Hochs über der Nordsee und einem Tief bei Weißrussland. Diese beiden Drucksysteme würden dabei Hand in Hand arbeiten und uns sehr kalte Luft polaren Ursprungs aus dem Norden bringen (Abb. 1). Zum Beispiel läge die Temperatur über dem Baltikum in etwa 1,5 km Höhe dann unter -5°C (Abb. 2). Das wäre dann die für die Jahreszeit niedrigstmögliche Temperatur, bei uns mit Höchstwerten um 10°C und Tiefstwerten um 4°C mit örtlicher Nachtfrostgefahr verbunden.
Amerikanisches Modell - erst milder, dann noch kälter
Das amerikanische Modell dagegen liefert einen etwas milderen Ansatz: Das entsprechende Tief wird deutlich schwächer und wesentlich weiter nordöstlich prognostiziert, sodass wir zusammen mit einem Hoch über dem Ostatlantik mit Nordwestwinden milde Nordseeluft bekämen (Abb. 3). Dafür geht es ein paar Tage später noch etwas herber zu Werke: zwischen Hoch über dem Atlantik und Tief über Sibirien bekämen wir dann in der ersten Oktoberdekade die Luft aus besonders kalten Regionen (Abb. 4), womit dann nachts bei Aufklaren schon häufig Frost drohen würde (Abb. 5) oder sogar gefrierenden Sprühregen (Abb. 6).
Bewertung: Extrem kalt wird es wohl nicht
Man muss allerdings sagen, dass es sich bei beiden Vorhersagen um Berechnungen handelt, die sich am unteren Rand der Vergleichsberechnungen aufhalten und daher als sehr unwahrscheinlich gelten können.
Daher sollte man sich bei solch einer Vorhersage, die so weit in die Zukunft blickt, eher auf das Mittel mehrerer Läufe verlassen (Abb. 7). Aber auch diese lassen eines mit Sicherheit erkennen: auf sommerliche Wärme sollten wir dieses Jahr nicht mehr hoffen.