Wird es nochmal warm?

Früh kam der Herbst nach Deutschland. Gibt es überhaupt noch eine Chance auf einen Spätsommer?

Meist 5°C kühler als im langjährigen Mittel liegen zurzeit die Höchsttemperaturen in Deutschland. Wenn auch zumindest im Süden und Westen häufig die Sonne zu sehen ist, so wird doch der Sommer nach seinem überstürzten Abschied in diesem Jahr vermisst. Ebenso wie die Frage: Kann man in diesem Jahr noch einmal in einem Straßencafé sitzen oder gar grillen?

Der Grund für die Kälte
Dazu muss man zuerst einmal wissen, was der Grund für diese unternormalen Temperaturen ist. Ursache ist ein sehr weitreichender Hochdruckgürtel über Nordeuropa mit einem Schwerpunkt bei den Britischen Inseln namens Erich und einem noch kräftigeren über Russland namens Dieter (siehe hier). Durch ihre Lage sorgt dieses Hoch dafür, dass die Luft polaren Ursprungs aus dem Norden beziehungsweise Nordosten nach Deutschland strömt.

Auf dem Weg über die noch erwärmte Ostsee werden Wolken insbesondere in den Nordosten gebracht, und wegen dieses Temperaturunterschiedes zwischen Wasser und kühlerer Luft in der Höhe bilden sich dabei auch einzelne Schauer. Der Eindruck im Osten Deutschlands lässt also nicht ohne Weiteres Hochdruckeinfluss vermuten.

Bewegung in der Höhe
Dies liegt zusätzlich noch daran, dass in der Höhe ein ganz anderes Bild herrscht: am östlichen Rand von Hoch Dieter lösen sich dabei immer wieder Bereiche kalter Luft ab und wandern oberhalb des Hochs am Boden südwärts. Sie sorgen dann auch für intensive Wettererscheinungen, wie zum Beispiel der Unwetterlage am Schwarzen Meer mit dem entstandenen Tief Olivia.

Dieses Tief wird uns von dort auch an diesem Wochenende beeinflussen, denn am nördlichen Rand dieses Tiefs sickert dann noch mehr Feuchtigkeit bei uns ein, sodass besonders in der Osthälfte ein sehr herbstlicher Eindruck entstehen wird mit zeitweiligem Regen oder Sprühregen.

Wie geht es weiter?
Einfach gesagt geht es momentan kaum weiter. Der Hochdruckeinfluss wird zunächst einmal nördlich von uns erhalten bleiben, daher werden atlantischer Tiefausläufer förmlich vor der europäischen Haustür stehenbleiben. Zwar schwächt sich der Hochdruckeinfluss bis in den Oktober hinein ab. Das Mittel aus mehreren Berechnungen des Europäischen Vorhersagemodell, das wir hier sehen, deutet dabei aber eine so genannte Omega-Lage an mit einem Tiefdruckgebiet über dem östlichen Atlantik und einem weiteren über Sibirien (Abb. 1). Dieses Omega ist auch auf den Höhenkarten ansatzweise erkennbar (Abb. 2).

Die Großwetterlage bleibt uns also wohl länger erhalten. Dennoch bedeutet dies nicht, dass wir jeden Tag das gleiche Bild am Himmel zu erwarten haben. Denn die Vorgänge außerhalb dieses Hochdruckgebiets beeinflussen auch immer wieder das Wetter in Deutschland.

Und die Temperaturen?
Da sich an der Wetterlage grundsätzlich nur wenig ändert, sollte man auch bei den Temperaturen keine großen Sprünge erwarten. Immerhin zeigt der Trend ab Mitte nächster Woche etwas nach oben. Dies liegt vermutlich darin begründet, dass sich zum einen der Schwerpunkt des "noch Skandinavienhochs" in Richtung Balkan und Russland verlagert (Abb. 1) und zum anderen ein Tief vom westlichen Mittelmeer in Richtung Italien ziehen könnte. Damit geriete Deutschland in eine eher südöstliche Strömung, womit uns etwas wärmere Luft erreichen würde.

Einzelne Berechnungen deuten auch auf ein sehr kräftiges Tief zwischen Island und Schottland ab Mitte nächster Woche hin. In dem Fall würde die Windrichtung auf Südwest kippen (Abb. 4), mit der mildere Luft vor allem den Westen Deutschlands erreichen würde. Allerdings herrscht hier noch große Unsicherheit: Die Abb. 5 und 6 zeigen Prognosen für den gleichen Zeitraum, aber von unterschiedlichen Berechnungen. Die Unterschiede könnten hier kaum größer sein, mal wird ein kräftiges Hoch, mal ein kräftiges Tief prognostiziert.

Aber egal ob kräftiges Tief über dem Atlantik oder Hoch über Russland und Tief über Italien, in beiden Fällen würde zumindest vorübergehend mildere Luft nach Deutschland gelangen und in beiden Fällen bekommt der Osten Deutschlands dabei auch etwas mehr Sonne zu sehen (Abb. 7 und 8).

Zusammengefasst
Insgesamt lautet das Fazit, dass es mit hoher Sicherheit nicht sommerlich werden wird, sondern nur vorübergehend etwas wärmer. Am ehesten werden dabei im Westen Deutschlands die 20°C erreicht, viel höher werden die Temperaturen dann aber nicht steigen. Das ist auch in den 15-Tage Ensemble Prognosen zu sehen. Der Höhepunkt der seichten Erwärmung bis maximal um 20°C dürfte demnach rund um das letzte Septemberwochenende liegen (Abb. 9 und 10).