Kugelblitz erforscht?
Ein Kugelblitz wird als leuchtende, elektrisch geladenen Lichterscheinung beschrieben, die im Zusammenhang mit Gewittern auftritt. Die meisten Augenzeugen beschreiben ihn schwebend oder sogar stillstehend in der Luft, bevor er sich nach einigen Sekunden mit einem lauten Knall auflöst. Ist der Kugelblitz nur ein Mythos? Der Berliner Plasmaphysiker Gerd Fußmann hat nun in einem verblüffend einfachen Experiment einen Kugelblitz erzeugt.
Die Erkenntnisse, die aus diesem Experiment herrühren, rücken dabei einige Sagen zurecht. Selbst in jüngster Zeit wurden den Kugelblitzen grausame Eigenschaften zugeschrieben. So soll einer dieser Leuchtkugeln in Bietigheim-Bissingen Pflanzen zerstört und einen Krater in den Boden gesprengt haben. Man sagt auch, dass die Kugelblitze Fenster und Türen durchdringen können und in Räume schweben.
Das seltene Auftreten und teils abenteuerliche Berichte von Kugelblitzen, die sich in Pferdehaaren verfangen oder durch Türritzen hindurchkriechen, haben das seltene Phänomen zu einer Art UFO-Erscheinung werden lassen. Viele Wissenschaftler hielten Berichte über diese leuchtenden Kugeln auch lange Zeit für Hirngespinste.
Von Meteorologen dokumentiert
Allerdings bot die Menge teils übereinstimmender Meldungen von Augenzeugen über die Jahrhunderte hinweg immer wieder Anlass zu Spekulationen. Gibt es vielleicht doch einen Kugelblitz? Und wie könnte er entstehen? Immerhin stammen die Berichte zum Teil von seriösen Quellen. Als bestdokumentiertes Beispiel gilt der Fall aus dem Januar 1994 über Neuruppin. Denn hier haben sogar Meteorologen der dortigen Wetterstation das Naturspektakel erlebt.
Der damalige Stationsleiter Donald Bäcker hat daraufhin den Fall genauestens dokumentiert und über Medienaufrufe Augenzeugen befragt, die ein schlüssiges und nachvollziehbares Bild zeichneten: Der Kugelblitz dürfte also recht wahrscheinlich existieren. Eine Zusammenfassung des Neuruppiner Ereignisses ist hier zu finden.
Der Plasmaphysiker Gerd Fußmann von der Berliner Humboldt-Universität und dem Max-Planck Institut für Plasmaphysik hatte zunächst kaum Interesse an Kugelblitzen. Erst bei einem Vortrag russischer Wissenschaftler wurde er hellhörig. Denn bei einem Versuch, Wasser durch Starkstrom zu desinfizieren, berichteten diese von kugelförmigen Plasmaentladungen. Das weckte sein Interesse, insbesondere weil ihm die Erklärung dafür fehlte.
Kugelblitz mit extrem einfachen Mitteln
Das Ergebnis der Forschung ist eine extrem simple Versuchsanordnung, mit der nun die Kugelblitze erzeugt wurden: mit zwei Elektroden wird eine Spannung von 5000 Volt aufgebaut, die in ein Gefäß mit 25 cm Durchmesser, gefüllt mit normalem Leitungswasser, schlagartig entladen wird. Für eine halbe Sekunde schießt dann eine kugelförmige, leuchtende Wolke von der Wasseroberfläche herauf. Ein Video des Versuchs kann man sich hier ansehen.
Die einfache Versuchsanordnung, die lediglich mit Strom und Wasser auskommt, spricht dabei auch sehr für die richtige Theorie von Fußmann. Allerdings darf die Wasserfläche nicht zu groß sein, da die Spannung sich sonst zu sehr auf der Oberfläche verteilt. Denkbar wäre aber, dass ein Kugelblitz entsteht, wenn ein Blitz in eine Pfütze einschlägt. Dies kommt natürlich sehr selten vor. Genauso selten, wie Kugelblitze auch gesichtet werden.
Kugelblitz größtenteils harmlos
Und noch etwas fand der Wissenschaftler heraus: sein Kugelblitz strahlt kaum Hitze aus, was sich auch mit vielen Beobachtungen des natürlichen Phänomens deckt. Stattdessen befindet sich die Hitze eher im Inneren der Kugel, außen um den Kugelblitz hat sich ein viel kälterer Mantel gebildet, der nicht einmal Papier entzünden kann. Stimmt die Theorie, so dürfte die leuchtende Kugel weitaus ungefährlicher sein, als es ihr von einigen Berichten zugeschrieben wird.
Andere Theorien
Ob auf diese Art nun auch in der Natur Kugelblitze entstehen, ist jedoch immer noch nicht geklärt. Es existieren daneben auch andere Theorien. So haben brasilianische Wissenschaftler mit Hilfe von Silikon am Boden hüpfende Plasmakugeln erzeugt, wie hier zu sehen ist:
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In der Natur könnte das Silikon dann zur Verfügung stehen, wenn der Blitz in entsprechenden Boden einschlägt. Da diese Leuchtkugeln jedoch viel kleiner sind und auch nicht schweben, passen sie weniger gut zu den Beobachtungen.
Japanische Wissenschaftler haben leuchtendes Plasma durch Mikrowellen erzeugt. Diese konnten dann sogar scheinbar durch Gegenstände wandern, so wie auch einige Augenzeugenberichte von Kugelblitzen in ihren Zimmern berichteten. Allerdings kommen Mikrowellen in dieser Dichte und Beständigkeit in der Natur nicht vor.
Es bleibt also weiter zu forschen, welche Theorie nun die richtige sein wird. Die Kurzlebigkeit des Kugelblitzes von Fußmann ist im Moment noch der Schönheitsfehler im Vergleich mit dem natürlichen Original. Nun müsste man noch mehr Energie aufwenden, um zu sehen, ob sich dadurch auch eine Lebenszeit von mehreren Sekunden erzeugen lässt. Ein Blitzlabor wäre also der nächste Schritt, um der Wahrheit hinter dem Phänomen Kugelblitz näherzukommen.
Weiterführende Quellen: