Regenmassen
Die in den vergangenen Tagen an dieser Stelle angekündigte Gewitterlinie hat gestern in weiten Teilen Deutschlands für teils chaotische Verhältnisse gesorgt. Besonders betroffen war Niedersachsen, und hier insbesondere die Kreise Northeim und Holzminden. Bis zu 20 cm hoch stand das Wasser zeitweise in den Straßen.
Regen durch geschlossene Fenster
Dabei, so der Bericht der Feuerwehr laut Zeit, seien Regen und Sturm so kräftig gewesen, dass das Wasser durch die geschlossenen Fenster gedrückt worden sei. Die Gullydeckel hätten sich durch den Wasserdruck aus der Verankerung gelöst und seien mehrere Meter weit geflogen.
Die Messwerte der umliegenden Stationen bestätigen die Stärke der Niederschläge. Spitzenreiter bis 20 Uhr am 03.07.08 war der kleine Ort Eimen-Vorwohle im nördlichen Kreis Holzminden. Hier sind allein in der Stunde zwischen 16 und 17 Uhr 53,9 Liter auf den Quadratmeter gestürzt (Abb. 1), das entspricht etwas weniger als der gesamten durchschnittlichen Regenmenge im Monat Juli. In den 12 Stunden zwischen 8 und 20 Uhr wurden dabei sogar 102 Liter pro Quadratmeter erreicht (Abb. 2). Aber auch andernorts standen die Straßen unter Wasser, wie Abb. 3 aus Hänigsen zeigt.
Woher kamen diese Wassermassen?
In den vorangegangenen News wurde bereits der Ablauf der Unwetter beschrieben, der sich nun auch so abgespielt hat: Bevor die eigentliche Kaltfront des Tiefs Renate zusammen mit dem neu entstandenen Tief Sabine Deutschland überquerte, ging ihr eine so genannte Konvektionslinie voraus, einem Bereich, in dem sich östliche und westliche Winde trafen. Diese Linie ist auch sehr gut in dem Radarbild von gestern, 17 Uhr 30, zu sehen (Abb. 4).
Die Luft stieg in diesem Bereich auf, und die herangeführte Feuchtigkeit konnte so als kräftiger Regen wieder auf den Boden fallen. So wie gestern fallen die Wettererscheinungen an derartigen Linien meist kräftiger aus als an der nachfolgenden Kaltfront, welche heute noch innerhalb eines kaum noch nordostwärts wandernden Streifens (zu sehen auf dem Radar) für teils ergiebigen Dauerregen sorgt.
Verschärfend für die betroffenen Kreise Northeim und Holzminden war die geographische Lage. Denn nordöstlich hiervon, also in Windrichtung, befindet sich der Harz (Abb. 5). Dadurch stauen sich die Niederschläge noch etwas an, die Gewitter ziehen auch langsamer, so dass auf einen Ort noch größere Wassermassen fallen können.