Unwetter - schon wieder

Tief Renate bringt gewittrige Regengüsse, die einen großen Teil Deutschlands betreffen. Wen trifft es besonders?

Schon wieder einmal herrscht Unwetter-Alarm für Deutschland. Auf der Unwetter-Warnkarte werden immer mehr Regionen orange bis rot gefärbt, gleichbedeutend mit einer Vorwarnung beziehungsweise akuten Warnung vor kräftigen Gewittern. Was passiert dort und wen trifft es besonders?

Wie gestern schon beschrieben ist der Hauptverursacher sowohl für die große Hitze als auch für die aufkommenden Gewitter das Tief Renate (Abb. 1). Insbesondere dessen Kaltfront ist bereits gut auf dem Satellitenbild auszumachen (Abb. 2).

Reichlich Energie
Während die Sonne durch Hoch Thomas dabei zuvor noch kräftig scheinen kann, sorgt dies zunächst für Temperaturen, die verbreitet über die 30-Grad-Marke steigen. Allerdings wird die Luft im Westen Deutschlands auch immer feuchter. Damit kommt hier eine große Schwüle auf, wie wir sie vor Gewittern gewohnt sind. Denn heiße und feuchte Luft bedeutet immer auch energiereiche Luft, denn ein großer Energievorrat befindet sich quasi im Wasserdampf "gespeichert". Diese potenzielle Energie kann man auch auf den CAPE-Karten sichtbar machen (CAPE = Convective Available Potential Energy, siehe Abb. 3).

Kein Gewitter ohne Bewegung
Wie die Bezeichnung "potenziell" dabei bereits andeutet, passiert ohne Bewegung trotz steigender Energiegrößen noch nichts. Die Luftmassen müssen erst in Wallung geraten, damit hiervon auch etwas spürbar wird. In welchem Umfang wir die Naturgewalten zu spüren bekommen, hängt dabei von den genauen Vorgängen im Bereich der Kaltfront ab, die uns heute Abend und in der kommenden Nacht erreicht.

Dabei ist vor allem die Linie vor der (gezackten) Kaltfront auf den Frontenkarten in Abb. 1 und markiert in Abb. 4 interessant. An dieser Konvergenzlinie strömt der Wind von beiden Seiten zusammen. Wie bei einem Blatt Papier, das man mit den Händen von beiden Seiten zusammenschiebt, wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen, womit dann auch die zur Verfügung stehende Energie freigesetzt wird. Befindet sich diese Konvergenzlinie wie hier angedeutet am Boden, so können zu jeder Tageszeit teils kräftige Gewitter entlang einer Linie entstehen, insbesondere natürlich, wenn vorher die Sonne den Boden aufgeheizt hat.

Neues Tief verstärkt Unwettergefahr
Aber noch etwas könnte an der Kaltfront geschehen: einige Modelle deuten an, dass sich ein neues, kleinräumiges Tief bilden könnte. Schaut man sich dabei die Frontenlinie auf den Abb. 1 und 4 genau an, so fällt auf, dass sie teilweise nicht nur als Kaltfront markiert ist (Zacken in östlicher Richtung), sondern abschnittsweise auch als Warmfront (Halbkreise in westlicher Richtung). Dies deutet darauf hin, dass sich an dieser Kaltfront eine so genannte Frontalwelle bilden könnte, der erste Schritt in der Evolution eines neu entstehenden Tiefs (Abb. 5, I).

Dieses Tief (Abb. 6) könnte die Wetterküche noch etwas mehr durchrühren, wodurch auch kräftige Gewitter mit Hagel und auch kräftigen Böen entstehen könnten. Außerdem sind die Regenmengen örtlich beachtlich, es besteht Gefahr von lokalen Überflutungen, dies insbesondere im Stau der Gebirge. Die maximal prognostizierten Regenmengen, sozusagen eine Gefahrenabschätzung, kann der Abb. 7 entnommen werden.

Unwetter: Wann und wo?
Zusammengefasst muss also ab heute Abend im Westen, morgen bis etwa zur Elbe mit zum teil kräftigen Gewittern gerechnet werden, wobei das Hauptaugenmerk auf den hohen Regenmengen liegt. Nachfolgend fällt voraussichtlich besonders im Norden Deutschlands länger anhaltender, schauerartiger Regen, wobei die Gefahr von Überflutungen besteht. Im Nordosten Deutschlands in Richtung Vorpommern ist man vor diesen Wettergefahren halbwegs sicher.

Unwetter-Warnungen jederzeit aktuell
Wer wissen möchte, wann und ob seine Region von Unwettern bedroht wird, kann die Warnkarte von meinestadt.de anklicken. Sie wird durch das Unwetter-Warnsystem von MC-Wetter kontinuierlich aktualisiert. Ein Beispiel vom Morgen des 02.07.08 ist in Abb. 8 zu sehen.