Wein verhagelt
Ausgerechnet im Südwesten Deutschlands und auch weiter südlich bis Norditalien und Österreich waren die letzten Monate geprägt von immer wieder auftretenden, teils heftigen Unwettern. Dabei trat auch häufig großkörniger Hagel auf, und das zur ungünstigsten Zeit für die Weinreben. Viele Winzer fürchten nun um ihre Existenz, da zum Teil 80 bis 100 Prozent Ernteausfall droht.
Wein, Obst und Gerste gefährdet
An Rhein, Main und Mosel drohen nach den schweren Unwettern der vergangenen Woche teilweise Totalausfälle in diesem Jahr, aber auch für die kommende Saison bedeuten die Schäden bereits Verluste. In den letzten Tagen hat es laut Main-Rheiner Nachrichten besonders in Laubenheim gewütet. Entlang der Zuglinie eines kräftigen Hagelgewitters sei nichts mehr zu retten. Dabei ist nicht nur der Wein, sondern auch Obstkulturen und Braugerste betroffen, wobei es bei letzteren noch Hoffnung gebe, dass diese sich wieder erholen.
Die Winzer sehen die Entwicklung des Klimas mit gemischten Gefühlen. Einerseits bedeuten steigende Temperaturen eine bessere Lese. Sollte sich jedoch wie in den vergangenen Jahren weiter bestätigen, dass dadurch auch die Anzahl der Unwetter zunimmt, steigt auch weiter die Bedrohung, insbesondere durch Hagelschäden
Helfen Hagelflieger?
Einige Bauern und Winzer setzen ihre Hoffnung dabei auf so genannte Hagelflieger. Diese versprühen mit ihren Flugzeugen Silberiodid mit dem Lösungsmittel Azeton. Diese sollen dann als Kondensationskerne dienen, sodass sich anstatt weniger großer Hagelkörner viele kleine Graupelkörner vom Himmel fallen.
Hagelflieger werden in Deutschland in der Region um Stuttgart und in den oberbayerischen Landkreisen Miesbach, Rosenheim und Traunstein eingesetzt. Allerdings ohne sicheren, nachweisbaren Erfolg. Zwar gibt es eine österreichische Studie des Zentralamts für Meteorologie und Geodynamik, die belegen soll, dass die Hagelkörner kleiner geworden sind. Diese Studie ist jedoch recht umstritten. Denn man kann keinen direkten Vergleich innerhalb des gleichen Hagelschauers anstellen, darum war die Vergleichsfläche eine andere als die durch Hagelflieger behandelte. Dabei herrschten bei den verschiedenen Arealen auch unterschiedliche geografische Bedingungen.
Dennoch bezahlen die Kommunen laut Berliner Zeitung jährlich 400.000 Euro für die Hagelabwehr. Vermutlich aber aus psychologischen Gründen, denn wenn eine Gegenmaßnahme existiert und diese nicht genutzt wird, so werde bei einem Hagelschaden der Politik die Schuld gegeben. Ist der Hagelflieger dagegen im Einsatz, dann habe es sich bei einem dennoch aufgetretenen Unwetter eben um eine Ausnahme gehandelt.
Wo droht nun Hagel?
Am heutigen Freitag ist die feucht-warme Gewitterluft etwas weiter südlich abgerückt. Zusammen mit ähnlichen Bedingungen wie in den vergangenen Tagen im Süden Deutschlands betrachten also insbesondere die österreichischen Winzer heute besorgt den Himmel. Wo bis zum heutigen Nachmittag die höchste Hagelwahrscheinlichkeit liegt, das zeigt die linke Abbildung.
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