Tornados und Hochwasser
Aus den USA hört man momentan eine Katastrophenmeldung nach der nächsten. Schon Anfang Mai berichteten wir von einer Tornado-Serie, mittlerweile sind durch sie bereits über 100 Tote zu beklagen, nun folgen weitere erschütternde Meldungen aus dem Mittleren Westen. In Iowa müssen 36.000 Menschen warten, bis sie wieder in ihre Häuser zurückdürfen. Die Flutwelle arbeitet sich nun in den Mississippi voran und bedroht weitere Städte. Was ist die Ursache?
Ganz grundsätzlich zeigt sich hier die Folge einer besonderen Eigenschaft der amerikanischen Kontinente, die auch dafür verantwortlich ist, dass die meisten Meldungen kräftiger Tornados aus dieser Gegend stammen. Denn im Gegensatz zu Europa ist das nordamerikanische Hauptgebirge, die Rocky Mountains, in Nord-Süd-Richtung ausgelegt. Dadurch kann die polare Luft aus dem Norden wesentlich leichter mit feucht-warmer Luft tropischen Ursprungs in Kontakt treten. In Mitteleuropa bilden die Alpen durch ihre West-Ost-Ausrichtung dagegen eine natürliche Barriere.
Aktuelle Unwetter-Lage
Im Speziellen haben wir es in den USA momentan mit einer sehr ausgeprägten Form dieses Zusammenstoßes unterschiedlichster Luftmassen zu tun, und diese Lage hat sich seit Anfang Mai auch nur wenig geändert. In Abb. 3 sehen wir die Brisanz: In der Höhe (weiße Linie) wölbt sich über dem Westen der USA ein so genannter Höhenrücken nordwärts und macht den Weg für die warme Luft frei, während sich im Nordosten ein Trog südwärts richtet.
Dabei hat sich über der Mojave-Wüste sowie der Llano Estacado (karge Hochebene im Nordwesten Texas bis nach New Mexico) ein Hitzetief gebildet: die über diesem Gebiet stark aufgeheizte Luft steigt in die Höhe, während am Boden die Luft wieder einströmt. Diese kommt aber nun aus dem Südosten und damit aus dem Golf von Mexiko, besitzt damit eine hohe Luftfeuchtigkeit (Abb. 4 und 5).
Brisante Mischung
Damit haben wir im Moment für den Mittleren Westen der USA erneut eine brisante Mischung:
- Der Wind dreht mit der Höhe von Südost auf Nordwest und nimmer dabei an Geschwindigkeit zu, womit die Rotation eines Gewitters angestoßen wird
- In verschiedenen Höhen treffen feucht-warme als auch trocken-kühle Luft aufeinander
Grob gesagt sind damit zwei wesentliche Bedingungen für das Entstehen kräftigster Gewitter mit Hagel, gefährlichen Windböen und auch Tornados gegeben. Am Morgen des 18.06.08 unserer Zeit waren so auch gleich mehrere Radarechos organisierter Gewitterstrukturen zu erkennen (Abb. 6). Warnung vor heftigen Gewittern galten vor allem für den Norden Texas, der Texas Panhandle (Abb. 7).
Keine Entwarnung beim Hochwasser
Selbst da, wo kein großkörniger Hagel auftaucht, bleibt die Situation angesichts der Hochwassersituation angespannt. Denn im Bereich der Luftmassengrenze ist auch in den kommenden Tagen schauerartiger Regen zu erwarten, gebietsweise mit respektablen Mengen, und das in einer Situation, wo jeder Tropfen zu viel ist.
Hinweis: Für die Abb. 2 und 8 sind bestimmte Rechte vorbehalten.