Alle Jahre wieder sorgen heftige Winterstürme in Europa für große Schäden, doch wo kommen die Stürme her und wie entstehen sie?
Schon unsere Vorfahren wussten, dass im Herbst und Winter die Gefahr von Stürmen zunimmt. Im Mittelalter konnte man sich diesen Umstand nicht erklären und machte neben dem Teufel auch Gott, höhere Wesen oder den Unglauben für das markante Wetter verantwortlich.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich das Wissenschaftsfeld der Meteorologie. Man erkannte, dass Auftreten und Stärke von Stürmen von gewissen Randbedingungen abhängig sind. So fördern ein starker Temperaturgegensatz und eine ausgeprägte zonale Strömung über dem Atlantik die Sturmentwicklung in den für uns relevanten Bereichen.
Wie und wo entstehen unsere Winterstürme?
Die starken Stürme, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in Europa für Schäden sorgen, entstehen größtenteils im Winterhalbjahr über dem Nordatlantik. Über der endlos scheinenden Wasseroberfläche treffen zwei unterschiedliche Arten von Luft aufeinander. Zum einen strömt kalte, verhältnismäßig trockene Luft vom Nordpol gen Süden, zeitgleich strömt warme sowie feuchte Luft aus den äquatorialen Bereichen nach Norden. Beim Aufeinandertreffen gleiten diese Luftmassen aneinander vorbei, sie vermischen sich nicht einfach und direkt vor Ort. In der Folge entsteht die sogenannte Polarfront. An dieser Polarfront bilden oder formen sich die Stürme durch die Corioliskraft und durch die bereits erwähnten Temperaturunterschiede. Als sprichwörtlicher Treibstoff dient der im Überfluss vorhandene Wasserdampf. Die Intensität der Stürme steigt proportional mit dem Temperaturunterschied der beiden Luftmassen an und ist im Spätherbst und Winter am größten.
Fakten über Winterstürme
Am häufigsten werden diese Sturmereignisse im Zeitraum zwischen Oktober und März beobachtet. Im Durchschnitt der letzten Jahre entfallen bis zu 80 Prozent der versicherten Schäden auf ein Sturmereignis. Besonders bekannte Vertreter der Winterstürme aus der Vergangenheit sind Kyrill (18.01.2007), Jeanett (27.10.2002) und Lothar (25.12.1999). Zu Beginn des Jahres 1990 zog mit Daria, Herta, Vivian und Wiebke gleich eine ganze Serie von Stürmen übers Land.
Die maximalen Windgeschwindigkeiten der Sturm- oder Orkantiefs in unseren Breiten liegen bei 120 bis etwa 200 km/h, in exponierten Küstenlagen und auf höheren Bergen können auch mehr als 250 km/h erreicht werden. Die Zugbahn von Winterstürmen kann mehrere hundert Quadratkilometer betreffen und das Hauptwindfeld eine Ausdehnung von 600 bis 2000 km annehmen. Das Sturmereignis dauert ein bis mehrere Tage. Am häufigsten ziehen die Stürme in einem breiten Streifen von den Britischen Inseln und von Frankreich bis nach Skandinavien und zum Baltikum. Der letzte markante Wintersturm, der für großflächige Schäden sorgte, liegt noch nicht so lange zurück. Orkantief Friederike forderte im Januar 2018 mindestens zehn Menschenleben in Europa und der Versicherungsschaden lag bei einer Milliarde Euro.