Nach Starkregenereignissen in den Alpen herrscht dort nun Lawinengefahr. Aber es gibt unterschiedliche Lawinenarten
Starkregen und Lawinengefahr, wie passt das zusammen?
In den letzten 48 Stunden gab es im Süden Deutschlands massive Niederschläge. Örtlich sind hier um oder gar mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gefallen, wie die Niederschlagsanalyse (siehe Abbildung) zeigt. Dies entspricht in etwa der ansonsten für den gesamten März üblichen Niederschlagsmenge. Rekordhalter ist das allgäuische Balderschwang, wo 116,9 Liter gemessen wurden. Es laufen über unsere Unwetterzentrale auch immer noch die letzten Warnungen in den Alpen. Hier sind höhere Lagen noch immer schneebedeckt und es besteht nun eine erhöhte Lawinengefahr. Aber warum ist das so und welche Arten von Lawinen gibt es überhaupt?
Staub-, Lockerschnee- und Schneebrettlawinen
Grundsätzlich werden Lawinen in drei Arten unterteilt: Staub-, Lockerschnee-, Schneebrettlawinen. Die Staublawine wird zum Teil auch als eine besonders starke Form der Lockerschneelawine gezählt und ist besonders gefährlich. Sie entsteht an Hängen mit Neigungen über 40 Grad, stellt eine Mischung aus verwirbelter Luft mit feinen Neuschneekristallen dar, und breitet sich rasant aus. Ihr hohes Zerstörungspotential kommt vor allem dadurch zustande, dass die entstehende Schneewolke eine hohe Sogwirkung hat. Dadurch wird die Dichte der in ihr enthaltenen Schneekristalle immer größer. Der Druck der Lawine reicht dazu aus, ganze Siedlungen zu zerstören. Die Schneekristalle wirken wie Staubkörner und können beim Menschen wie beim Tier zum Ersticken führen. Dagegen besteht die Lockerschneelawine zwar auch aus Neuschnee, breitet sich von einem Punkt aus und auch sie wird in ihrem Verlauf immer breiter, jedoch ist ihre Geschwindigkeit geringer als die der Staubwolke und die Schneemassen dadurch nicht so zerstörerisch.
Erst wolkenloser Himmel dann Lawinen?
Am häufigsten sind die Schneebrettlawinen, von denen eine hohe Gefahr ausgeht. Hierbei beginnt eine komplette Schneeschicht den Berg hinab zu rutschen. Die entstehende Lawine geht von einem Zugbruch entlang einer Schwachstelle der Schneedecke aus. Die Mächtigkeit dieser Lawinenschicht ist abhängig von den vorangegangenen Niederschlagsereignissen. Während Schönwetterlagen entsteht in hohen Lagen nachts oft eine Reifschicht dessen Eiskristalle eine Blattstruktur aufweisen. Nachfolgende Neuschneeschichten haben auf diesem Reif ab einer individuell abhängigen Belastungsgrenze keinen Griff mehr und können dann als Schneebrettlawine auf dieser Gleitschicht herabgleiten. Neben diesem spontanen Herabgleiten können auch Wintersportler oder Tiere eine Auslösung einleiten.
Starkregen erhöht das Gewicht der oberen Schneedecke
Der derzeitige Starkregen führt dazu, dass die oberen Schneeschichten schwerer werden, sodass die Entstehung von Schneebrettlawinen begünstigt wird. Ein Abgleiten des Matschschnees entlang möglicher darunterliegender Gleitschichten als Oberlawine, oder auch direkt entlang des Bodens als Grundlawine wird daher im Moment lokal wahrscheinlicher. Vom Verlassen der ausgewiesenen Pisten ist daher gerade jetzt besonders abzuraten.