Hitzewelle oder nicht?

16.07.2016 erstellt von Ronny Büttner

In den kommenden Tagen wird es allgemein wärmer, teils auch wieder heiß. Droht Deutschland eine Hitzewelle?

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In einigen Regionen Deutschlands war es in den letzten Tagen etwas zu kühl für die Jahreszeit, doch geht es in den kommenden Tagen temperaturtechnisch allgemein wieder bergauf:

Es ist sicherlich kein Geheimnis mehr, dass die Tage inzwischen wieder kürzer sind als noch zum Monatsbeginn. Für die aktuelle Temperaturentwicklung ist dieser Aspekt jedoch wenig ausschlaggebend und mit diesem Wochenende wird die kühle Luftmasse sukzessiv ausgeräumt. Für die neue Woche deuten sich ein bis zwei, unter Umständen auch mehr „hochsommerliche“ Tage an. Sicherlich hat die Sonnenscheindauer langfristig einen markanten Einfluss auf die Temperatur, da unser Fixstern (die Sonne) die treibende Kraft unseres Wetters ist. Kurz- und mittelfristig sind es jedoch die Wetterlagen mit den entsprechenden Luftmassen, welche für unser Temperaturniveau verantwortlich sind.

Was ist Hitze, wann spricht man von einer Hitzewelle?

Für die neue Woche deutet sich mit Winddrehung von Nordwest über West auf Südwest ein neuerlicher Vorstoß subtropischer Luftmassen an. Eine kürzere Hitzewelle (zwei bis drei Tage) ist in einzelnen Bundesländern nicht auszuschließen, ebenso wie nachfolgend wieder kräftige Gewitter mit Unwettergefahr.

In der Meteorologie spricht man von Hitze, wenn die Tagesmitteltemperatur über 25 Grad liegt und/oder die Tageshöchsttemperatur 30 Grad erreicht bzw. überschreitet. Der Begriff Hitzewelle ist hingegen nicht eindeutig definiert. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) liefert den folgenden Ansatz: Übersteigen die Höchstwerte der Temperatur an mindestens fünf aufeinanderfolgenden Tagen die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur um 5 Grad, ist von einer Hitzewelle zu sprechen. Diese Überlegung ist sicherlich nicht verkehrt, doch wer spricht schon im Winter von einer Hitzewelle? Der Ansatz „Abweichung vom Mittel“ ist demnach nur bedingt empfehlenswert. Für Deutschland gibt es nach wie vor keine amtliche Definition für den Begriff Hitzewelle. Starke Wärmebelastung über mindestens zwei Tage ohne signifikante nächtliche Abkühlung soll an dieser Stelle als Stütze für die Formulierung „kurze Hitzewelle“ dienen.

Kürzere Hitzewellen, so wie in der neuen Woche angedeutet, stehen mit einem sogenannten Hochkeil bzw. Kurzwellenrücken in Verbindung. Das in der Meteorologie bekannte „Omega-Muster“ wird von den Modellen eher als schwach ausgeprägt interpretiert und so kommt es wohl „nur“ zu einer vorübergehenden Hitzephase. Eine stabile Omega-Lage kann hingegen über Wochen andauern und verheerende Folgen haben.

Neben Sonne und Wetterlage beeinflussen weitere Faktoren die Temperaturentwicklung, beispielsweise die Vorwitterung. War es über einen längeren Zeitraum trocken, so ist eine markante Hitzewelle möglich. Auch die genaue geografische Lage hat Auswirkungen auf die Temperaturentwicklung, man spricht von „lokalen Effekten“: Berghänge und Täler erwärmen sich schneller als das flache Umland. An der Küste führt hingegen die im Tagesverlauf auftretende Land-See-Windzirkulation zu einer Abkühlung.