Seit fast zwei Wochen bestimmt eine interessante und zugleich brisante Wetterlage das Geschehen. Auch an diesem Mittwoch besteht regional Unwettergefahr.
Beginnen wir mit einem Rückblick: Am Dienstag hat es in den Abendstunden Teile von Hamburg erwischt. Kurz vor 18:00 Uhr verstärkte sich im Süden der Gemeinde Tangstedt (Schleswig-Holstein) ein Gewitter, welches wenig später den Nordosten der Großstadt erreichte.
Die Zelle verstärkte sich rapide und bildete in den folgenden Minuten den bekannten Rüssel aus; ein Tornado war geboren. Dieser hatte laut diversen Augenzeugenberichten auch Bodenkontakt. Kurz vor 18:30 Uhr zog die Großtrombe von einem Baumarkt an der Bramfelder Chaussee weiter nach Farmsen-Berne. Betroffen waren Teile von Wandsbek. Es wurde u.a. eine Kleingartenanlage verwüstet, aber auch Wohngebiete sind arg in Mitleidenschaft gezogen worden. So stürzten einige Bäume um, Dächer wurden abgedeckt, Straßen überschwemmt und Keller liefen voll. Laut Feuerwehr verteilten sich zahlreiche Trümmerteile auf mehrere Hundert Meter Länge. Die Hamburger Feuerwehr löste einen Großeinsatz aus, Verletzte sind bisher nicht gemeldet. Weitere Begleiterscheinungen waren Hagel und Starkregen. Auf engem Raum sind über dem Hamburger Stadtgebiet große Unterschiede auszumachen. Im Bereich der schweren Gewitter sind gut 50 Liter Regen binnen kurzer Zeit vom Himmel gefallen, in anderen Teilen der Stadt waren es mitunter nur ein paar Tropfen.
Ein Tornado ist ein Wetterphänomen, welches massive Schäden anrichten kann. Manchmal wird ein Getreidefeld verwüstet oder ein Baum entwurzelt, gelegentlich sind jedoch auch Siedlungen bzw. Städte betroffen. Dann sind je nach Stärke des Tornados regelrechte Schneisen der Verwüstungen möglich. Im globalen Vergleich entwickeln sich gut 75 Prozent aller Tornados in den Vereinigten Staaten von Amerika. Jährlich werden in den USA mehr als 1.000 dieser meteorologischen Erscheinungen registriert. Auch bei uns in Deutschland gibt es diese Art von Naturgewalt immer mal wieder. Im Durchschnitt werden circa 70 Tornados pro Jahr in Deutschland bestätigt, doch gibt es darüber hinaus noch viel mehr Verdachtsfälle.
Und wie geht es nun weiter?
Deutschland verweilt in der Wochenmitte in einem Bereich geringer Luftdruckgegensätze. Als Hauptdruckgebilde sind auf den Wetterkarten ein Hoch über dem Nordmeer und eine Tiefdruckkomplex über Skandinavien auszumachen. Auf der Rückseite einer Kaltfront beruhigt sich heute das Wetter in weiten Teilen Norddeutschlands, während in West- und Süddeutschland weiterhin feuchte und labile Luft das Wettergeschehen dominiert. An der Kaltfront und südlich davon sind abermals stärkere Gewitter möglich. Die „gewitteranfälligste“ Luft verlagert sich dabei ins südliche Rheinland-Pfalz, den Süden Hessens, ins südliche Thüringen sowie vor allem nach Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen. In diesen Gebieten sind heute bevorzugt am Nachmittag und Abend die kräftigsten Gewitter zu erwarten. Auch in den angrenzenden Bundesländern sind Gewitter möglich, wenngleich wohl nicht mehr ganz so kräftig. Gefahr besteht räumlich und zeitlich begrenzt durch Hagel, Starkregen, aber auch durch Sturmböen. Ein regelmäßiger Blick gen Himmel, auf das Radar oder auf etwaige Warnungen kann demnach mal wieder nicht schaden.
In der Nacht zum Donnerstag kommt die Kaltfront weiter südwärts voran. So sind in besonders in Süddeutschland weitere gewittrige Niederschläge zu erwarten, die lokal für Unwettergefahr insbesondere durch Starkregen sorgen können. In Teilen Bayerns und Baden-Württemberg kann es durch orographische Unterstützung punktuell wieder zu Regenmengen über 100 Liter pro Quadratmeter binnen 12 Stunden oder auch in kürzerer Zeit kommen. Örtlich sind Überflutungen bzw. Überschwemmungen denkbar. Dies ist letztendlich nur ein mögliches Szenario. Die heftigsten Entwicklungen sind auch in unserem modernen Zeitalter meist nur wenige Minuten vor Eintreten vorhersagbar.
Am Donnerstag erreicht die Kaltfront den Alpenraum. So überwiegen in Richtung Hochrhein, Alpen und Niederbayern die Wolken und dort gehen weitere und teils kräftige Regengüsse und Gewitter nieder. Die Neigung zu unwetterartige Entwicklungen nimmt glücklicherweise ab, dennoch kann es örtlich noch eine kräftige „Schütte“ geben. Eine zweite Kaltfront überquert in abgeschwächter Form den Nordosten, so dass auch in Brandenburg einzelne Gewitter möglich sind. An Nord- und Ostsee sowie in Richtung Rhein geht es oft heiter und meist trocken durch den Tag.
Nachfolgend deutet sich in gemäßigterer Luft deutschlandweit ein ruhiger Freitag an. Allerdings nehmen die Druckgegensätze über Norddeutschland zu, so dass dort stürmische Böen und bevorzugt an der Küste einzelne Sturmböen möglich sind.