Wäsche trocknen bei Frost?

19.01.2016 erstellt von Frank Abel

Unsere Großeltern kennen das: Trotz eisiger Luft wird die Wäsche draußen auf die Leine gehängt - wie kann sie da trocken werden?

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Auch in der vergangenen Nacht war es wieder verbreitet frostig in Deutschland - vor allem in Sachsen und Bayern fiel die Temperatur teils unter die -20 Grad-Marke. Und auch tagsüber wird es in den meisten Regionen bei Dauerfrost bleiben. Dennoch hat der ein oder andere von uns vielleicht schon beobachtet, dass gefrorene Wäsche auf der Leine im Garten hängt - und das kann durchaus sinnvoll sein. Wieso ist das so?

Eisige Nacht in Deutschland

In trockener Luft, die am Rand des Hochs BENNO über Südosteuropa vor allem im Südosten, Osten und in der Mitte Deutschlands anzutreffen war, fiel die Temperatur auch in der vergangenen Nacht wieder tief in den Frostbereich. Die niedrigsten Werte wurden dabei in Sachsen und Bayern gemessen. Vorläufiger Spitzenreiter war dabei die Wetterstation Marienberg-Kühnhaide im sächsischen Erzgebirge mit -25,1 Grad, gefolgt von Haidmühle im Bayerischen Wald, dort wurden -25,0 Grad erreicht. Aber auch in Oderwitz (Sachsen) war es mit -21,8 Grad sehr kalt. Wie an der Abbildung zu sehen ist, gab es von Ostbayern über Sachsen, weite Teile Brandenburgs, Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nordhessen und dem östlichen Nordrhein-Westfalen verbreitet strengen Frost unter -10 Grad.

Ursache war die zur Ruhe gekommene, trockene Luft, wobei sich unter oft sternenklarem Himmel die Luft in der langen Nacht von unten her abkühlen konnte. Die schwerere, kalte Luft legte sich dann in Senken, sodass insbesondere in höheren Muldenlagen in den so genannten Kaltluftseen die niedrigsten Temperaturen gemessen wurden.

Wäsche bei Frost auf die Leine? Unsinn oder nicht?

Insbesondere die älteren Generationen wissen dabei, dass es dennoch sinnvoll ist, die Wäsche zum Trocknen auf die Leine zu hängen, was den ein oder anderen verwundern mag. Denn zunächst hängt sie dabei steif gefroren im Freien, und man mag nicht glauben, dass bei Dauerfrost irgend etwas zum Trocknen imstande ist.

Doch in der Tat funktioniert dies, wenn die äußeren Bedingungen gegeben sind. Zum Teil trocknet die Wäsche sogar schneller als in manch dunklen, feuchten Wäschekellern. Und einige sagen, dass die diese "Frosttrocknung" sogar für deutlich weichere Handtücher sorgt. Aber wie kann diese Wäsche trocknen?

Das Stichwort hierfür ist Sublimation. Mit Sublimation bezeichnet man den Übergang eines Stoffes vom festen direkt in den gasförmigen Zustand. Uns geläufig ist ja beim Wäschetrocknen vor allem die Verdunstung - der Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand des Wassers. Hängen wir also an einem Sommertag unsere Wäsche nach draußen, so ist sie zunächst nass. Wasser bei Plusgraden (also in seiner flüssigen Form) ist dabei nichts anderes als Wassermoleküle mit einer gewissen, durchschnittlichen Bewegungsenergie. Beim Verdunsten im Kontakt mit der Umgebungsluft "entfliehen" dabei die schnelleren Wassermoleküle in die Umgebungsluft. Diese kann umso mehr von ihnen aufnehmen, umso trockener sie ist. Je mehr sich dann die relative Luftfeuchtigkeit der 100-Prozent-Marke nähert, umso langsamer geht das Trocknen dann vor sich, bis bei gesättigter Luft (100 Prozent Luftfeuchtigkeit) gar nichts mehr trocknet.

Ganz ähnlich funktioniert dies im Winter bei der Sublimation. Der hart gefrorene Pullover auf der Leine trägt nun Wassermoleküle mit einer geringeren Bewegungsenergie in sich, ist also vereist. Ist die Luft nun trocken genug, so nimmt aber auch diese nun nach und nach die schnelleren der Wassermoleküle auf, und das Wasser geht von seinem festen Zustand (Eis) sofort in den gasförmigen Zustand (Wasserdampf) über - das Hemd trocknet. Bei sehr trockener Luft kann dies dann sogar schneller vor sich gehen als in einem häufig benutzten Waschraum, in dem sich sehr feuchte Luft staut.

Damit ist klar: Bei trockener Winterluft kann man ruhig seine Wäsche zum Trocknen auf die Leine hängen - dies klappt umso besser bei Sonnenschein und etwas Wind. Ausprobieren lohnt sich! Übrigens funktioniert auch die Gefriertrocknung bei Lebensmitteln (zum Beispiel Kaffee) mit Sublimation - sie ist besonders schonend.