Nach einem auch in Skandinavien sehr milden Dezember hat die Kälte nun auch dort erbarmungslos zugeschlagen. In der Nacht zum Donnerstag bis teils unter -40 Grad:
Im Nordosten Deutschlands gab es an einigen Stationen in den vergangenen Tagen teils strengen Dauerfrost mit Höchstwerten um -10 Grad. In Prenzlau ist der Boden dabei mittlerweile bis zu einem halben Meter tief gefroren. Doch ist dies nur der Randbereich der Frostluft: Im Norden Skandinaviens ist es derzeit extrem kalt mit Temperaturen, die gebietsweise unter -40 Grad liegen.
Strenger Frost bis zu -43 Grad
Wie verbreitet die markante Kälte ist, lässt sich an den Tiefstwerten der vergangenen Nacht am Beispiel Finnland ablesen: an allen Wetterstationen fiel die Temperatur dabei unter -20 Grad, an den meisten auch unter -30 Grad, im Norden sogar hier und da unter -40 Grad! Den niedrigsten Wert aus Skandinavien meldete die schwedische Station Naimakka mit -42,9 Grad bis 7 Uhr morgens.
Dies sind zwar extreme Temperaturen auch für diese Region, kommt aber in einzelnen Wintern bisweilen vor, zum Beispiel in den nordnorwegischen Regionen Austland und Troms. Der Rekordwert für Norwegen liegt bei -51,4°C, registriert an der Wetterstation Karasjok in der Provinz Finnmark, aufgestellt am 1. Januar 1886.
Bemerkenswert ist in diesem Fall der verbreitet auftretende, strenge Frost. Vergleicht man die in der Nacht zum Donnerstag gemessene Temperatur Skandinaviens aus der Analyse des ECMWF-Vorhersagemodells mit den bisherigen Negativ-Rekordwerten zwischen 1957 und 2002 (ERA-40, siehe Abbildung), so fällt auf, dass zwar flächig keine neuen Kälterekorde aufgestellt werden, zumindest aber die Region im Nordosten Schwedens um den Bottnischen Meerbusen herum rekordverdächtig kalt war.
Extremer Frost und die Folgen
Zunächst konnte sich zum Ende des vergangenen Jahres unter Hochdruckeinfluss über Westsibirien in den langen Nächten Kaltluft ansammeln, die die Temperatur weit in den Frostkeller beförderte. In den kommenden Tagen kam es über Europa dabei zu zwei gegenläufigen Bewegungen, die wir anhand der Luftmassengrenze ja auch am Donnerstag noch über Deutschland erleben: Während sich mildere Luft vom Atlantik her nach Südosten ausbreitete, kam es von Osten her zu der gegenläufigen Bewegung: Die Kaltluft von Russland her konnte sich von dort am Rande eines Tiefs über Westrussland nach Nordwesten und daher auch in Richtung Skandinavien ausdehnen.
Während die Skandinavier eine derartige Kälte meist gelassen hinnehmen, kam es dennoch zu einigen Problemen aufgrund des strengen Dauerfrosts. So warteten am Mittwoch viele Fahrgäste in Ski, südöstlich von Oslo, bei bis zu -14 Grad vergeblich auf den Zug. Ursache waren Risse in den Schienen auf der Bahnstrecke. Diese haben sich gebildet, nachdem sich das Material durch die niedrige Temperatur stark zusammengezogen hatte.
Deutlich schlimmere Folgen als für Skandinavien hatte der strenge Frost allerdings in Polen. Seit dem Kälteeinbruch dort kurz vor Jahreswechsel starben im Norden des Landes seit Silvester bereits 26 Menschen. Dort wird verstärkt zur Initiative der Bevölkerung aufgerufen, etwa wenn Obdachlose oder Alkoholisierte im Freien gefunden werden. Eine Empfehlung, die durchaus auch hierzulande für die uns nun wohl bevorstehende winterliche Witterung in der nächsten Zeit gelten sollte.