Nächtliches Schauspiel am Himmel

11.07.2015 erstellt von Ronny Büttner

In Nacht von Freitag auf Samstag gab es wieder zahlreiche Sichtungen von sogenannten „Leuchtenden Nachtwolken“. Viele Menschen haben diese spezielle Wolkenart noch nie gesehen. Was steckt dahinter?

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Es ist Sommer und somit auch Zeit für ein besonderes Naturphänomen. Leuchtende Nachtwolken oder kurz NLC (noctiluent clouds) sind besondere, aber für unser Wetter nicht relevante Wolken. Man kann sie in unseren Gefilden immer mal wieder während der Sommermonate am Nachthimmel beobachten – vorausgesetzt die Bewölkung spielt mit und gewisse andere Bedingungen sind erfüllt.

Diese Wolkenart ist nur in sehr hohen Schichten unserer Atmosphäre zu finden (zwischen 80 und 85 km Höhe). Zur Entstehung benötigt es sehr feine Eiskristalle sowie Sonneneinstrahlung. Sonne während der Nacht? Die Eiskristalle (wahrscheinlich von Meteoriden, Raketen oder durch Vulkane abgesonderte Partikel) schweben in derart großen Höhen, dass sie von der schräg unter dem Horizont stehenden Sonne weiterhin angestrahlt werden können. Auch tagsüber existieren diese Wolken, wenngleich sie dann für das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbar sind, da es schlichtweg zu hell ist.

Wo und wann treten diese Wolken auf?

Man kann sie allerdings nicht überall beobachten, sondern nur zwischen 45° und 70° südlicher und nördlicher Breite. In den niedrigen Breiten wird es in der Mesopause einfach nicht kalt genug, damit sich Eiskristalle bilden können. Und im Gegensatz dazu wird es in den geografischen Breiten über 70° während der Hauptsaison einfach nicht dunkel genug. Natürlich ist auch der Stand der Sonne ein bedeutender Faktor. Wenn unser Zentralgestirn zwischen 6 und 16 Grad unter dem Horizont steht und die unteren Schichten der Atmosphäre bereits im Dunkeln liegen, kann man die leuchtenden Wolken am Himmel sehen. So sind NLC zwischen der späten Abenddämmerung und der frühen Morgendämmerung am Nordhimmel zu beobachten, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Auf der Nordhalbkugel lassen sich diese besonderen Wolken nur von Mitte Mai bis Mitte August beobachten. Im Schnitt an etwa 10 bis 15 Tagen. Die meisten Sichtungen in Deutschland werden im Juni und Juli verzeichnet.

Gute Beobachtungsbedingungen?

Auch in der kommenden Nacht haben wir insgesamt recht gute Chancen auf einen freien Himmel. Es sind in vielen Regionen Deutschlands gute Beobachtungsbedingungen gegeben, dabei wird es auch nicht mehr ganz so kalt wie noch in den beiden vorangegangenen Nächten. So gab es in der Nacht von Freitag auf Samstag in weiten Teilen Brandenburgs, Mecklenburgs sowie in Sachsen Temperaturen an der Unterkante des Machbaren für Mitte Juli. Die Station bei Neuglobsow meldete kalte vier Grad, am Erdboden stellenweise bis ein Grad (Zehdenick und Buckow). In Marienberg (Sachsen) wurde sogar Luftfrost gemessen. Für die Nacht zum Sonntag erwarten wir verhältnismäßig laue Tiefstwerte, welche meist zwischen 17 und 10 Grad liegen. Zwar halten sich anfangs im Nordosten noch ein paar dichtere Wolkenfelder einer abziehenden Warmfront, aber dahinter ist es locker, oftmals sogar gering bewölkt oder klar. Erst zum Morgen hin kommen von der Nordsee und vom Emsland wieder dichtere Wolken auf. Ein Blick in den Nachthimmel kann sich lohnen, wenngleich es keine Garantie für derartige Phänomene gibt.