Es ist die Zeit des bunten Herbstlaubs. Wie beeinflusst das Wetter den Zeitpunkt und die Blattverfärbung?
Grün, gelb, bronzen, rot und braun leuchten derzeit die Blätter in unseren Wäldern. Wer die Natur genauer beobachtet, wird dabei festgestellt haben, dass das Laub mal früher, mal später bunt wird und dann fällt. Dementsprechend wollen wir uns heute der Frage widmen, welche Faktoren die Blattverfärbung und deren Zeitpunkt beeinflussen - was für eine Rolle spielt das Wetter?
Viele Prozesse spielen sich in unseren Pflanzen ab, die die Blattverfärbung bestimmen. Man muss gleich vorweg schicken, dass die Forschung immer noch nicht alle Ursachen bis ins Detail herausgefunden hat, obwohl Wissenschaftler seit Jahren in diesem Teilbereich der Phänologie arbeiten. (Mit Phänologie bezeichnet man dabei die alljährlich wiederkehrenden Entwicklungszustände in der Natur.) Wir wissen jedoch genug, um die wesentlichen Elemente herausarbeiten zu können:
Drei Faktoren beeinflussen die Blattverfärbung:
- Die Blattpigmente
- Die Tageslänge
- Das Wetter
1. Pigmente
Pigmente sind die Elemente in den Zellen der Blätter, die für die Farbe verantwortlich sind. Dieses sind vor allem das Chlorophyll, die Carotinoide und die Anthocyane.
Das Chlorophyll ist dabei für die grüne Farbe verantwortlich. Es wird in der Wachstumsphase ab dem Frühling immer wieder produziert und abgebaut. Das Chlorophyll ist essenziell für die Photosynthese. Dabei kann die Pflanze durch das Sonnenlicht ernährt werden, mit dessen Hilfe pflanzliche Zucker in den Zellen entstehen. Die grüne Farbe des Chlorophylls überdeckt in der Vegetationsphase alle anderen Pigmente, weswegen das Blatt dann grün erscheint.
Die Carotinoide befinden sich während der gesamten Wachstumsphase in den Blättern. Sie haben eine gelbe, orange oder braune Farbe, sie befinden sich zum Beispiel auch in Karotten, Mais, Narzissen und Bananen.
Die Anthocyane kennt man zum Beispiel aus Preiselbeeren, Äpfeln, Kirschen und Erdbeeren und sind verantwortlich für die rötliche Farbe. Sie entstehen in den Bäumen vor allem im Herbst bei starker Sonneneinstrahlung und bei überschüssigem pflanzlichen Zucker in den Blattzellen.
2. Tageslänge
Bei abnehmender Länge und Intensität der Sonneneinstrahlung beginnen die Blätter mit ihrem "Abkopplungsprozess". Die Transportkanäle, über die Flüssigkeit vom Baum zum Blatt und umgekehrt gelangt, wird durch eine versiegelnde Schicht an der Blattbasis versiegelt. Das Chlorophyll wird abgebaut, wodurch die bis dahin überdeckte gelbe bis rote Farbe der anderen Pigmente sichtbar wird. In den sich nun schließenden Tracheen wird auch das Zucker gefangen, daher bilden sich vermehrt Anthocyane. So haben Bäume mit einem besonders hohen Zuckergehalt eine besonders rote Blattfärbung. Der Zuckerahorn in Nordamerika ist berühmt für die charakteristisch rot leuchtende Farbe des dortigen "Indian Summers".
3. Wetter
Das Wetter nicht nur im Herbst, sondern auch das während der gesamten Wachstumsphase spielt ebenfalls eine Rolle für Zeitpunkt und auch Intensität der Blattverfärbung. Die entscheidenden Einflussfaktoren sind vor allem Temperatur und Feuchtigkeit.
Die brillantesten Farben treten auf, wenn man im Herbst mehrere warme und sonnige Tage hintereinander bekommt, gefolgt von kühlen und klaren, aber frostfreien Nächten. Denn während der sonnigen Tage wird eine große Menge Zucker produziert, während durch die kalten Nächte die Tracheen aus dem Blatt heraus schneller geschlossen werden, sodass der meiste Zucker dort eingelagert sein kann. Durch diese Kombination entsteht dann das leuchtendste Rot bis Rotgelb. Der Gelb-Anteil ist dabei in verschiedenen Jahren recht konstant, da die Carotinoide permanent in den Blättern vorhanden sind.
Ebenso ist die Bodenfeuchte ein wichtiges Element. Dabei kommt es nicht nur auf die Witterung im Herbst, sondern auch auf den Wetterverlauf während der gesamten Wachstumsphase an. Ein später Frühling oder eine große Trockenheit im Sommer kann den Beginn der Blattverfärbung um mehrere Wochen nach hinten bzw. nach vorne verschieben. So hat die Blattverfärbung der Rotbuche nach dem kalten März in diesem Jahr derzeit eine Verzögerung um etwa 10 Tage. Gibt es im Herbst eine längere Wärmeperiode, so sind die Farben weniger intensiv. Für die besten Herbstfarben benötigt man einen warmen, nassen Frühling, saisonal typisches Sommerwetter und warme, sonnige Herbsttage mit kalten (nicht frostigen) Nächten.
Durch die hohe Variabilität der Temperatur und Bodenfeuchte, erst recht in Kombination, ist kein Herbst exakt wie der andere. Es lohnt sich also, sich die Farben in unseren Wäldern derzeit genau anzusehen.