Wo liegen eigentlich die nebelreichsten Ecken unseres Planeten? Doch nicht etwa in der Wüste?
In den letzten beiden Tagen lag ein ungewöhnlich großes und zähes Seenebelfeld vor der Küste Portugals, so auch heute – dennoch zählt die betroffene Küstenregion nicht zu den nebligsten Gebieten auf der Erde. Bevor wir uns auf die Suche nach besonderen Orten und Regionen mit eingeschränkter Sicht begeben, sollten wir dem Nebel ein paar Geheimnisse entlocken.
Was ist Nebel?
Als Nebel wird kondensierter Wasserdampf in der Luft bezeichnet. Die Erdatmosphäre ist dabei durch feinste, sehr kleine Wassertröpfchen getrübt. Nebel entsteht, wenn wassergesättigte Luft aufgrund unterschiedlicher Faktoren den Taupunkt erreicht. Einfach ausgedrückt: wenn mehr Feuchtigkeit vorhanden ist als von der Luft aufgenommen werden kann. Meteorologisch betrachtet herrscht Nebel, wenn die Sichtweite unter einem Kilometer liegt. Zwischen einem und acht Kilometern spricht man von Dunst. Damit man solche Entfernungen ermitteln kann, werden herkömmliche Sichtmarken benutzt oder man setzt auf Lasermesstechnik. Es gibt verschiedene Arten von Nebel - zum Beispiel: Strahlungsnebel, Advektionsnebel, Reifnebel und Eisnebel. Grundsätzlich kann sich zu jeder Jahreszeit Nebel bilden, es müssen nur die notwendigen Bedingungen erfüllt sein. In Deutschland gibt es in der Winterzeit die meisten Nebeltage, also Tage an denen mindestens einmal Nebel von einer Wetterstation gemeldet wurde.
Nebel kann in fast allen Klimazonen der Erde entstehen bzw. vorkommen. Je nach Region und Jahreszeit kann es sich um ein kurzes, regelmäßiges bzw. langlebiges Ereignis handeln. Allgemein sind feuchte Gebiete mit großen Temperaturschwankungen begünstigt. Dieses ist besonders beim Zusammentreffen unterschiedlicher Meeresströmungen sowie in Auftriebsbereichen der Fall. In diesen Bereichen steigt das Wasser in Ozeanen und Seen aus den tieferen kalten Schichten bis an die wärmere Oberfläche. Die Luft darüber kühlt sich ab, es entsteht Nebel. Dies erklärt auch die aktuelle Seenebel-Situation entlang der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel, dort verläuft der sogenannte Portugalstrom.
Hier ist der Nebel zu Hause
Da wären zum Beispiel die Nebelwälder, die in den Tropen und Subtropen vorkommen. Dort herrscht meist eine feuchte Witterung, welche fast immer Wolken oder Nebel herbeiführt. Der Nebelwald liegt an den Hängen von Gebirgszügen, ab einer Höhe von etwa 800, teils aber auch erst ab 1500 m ü. NN. Durch lokale Windregime (Passatwinde) stauen sich die Wolken an den Berghängen und regnen sich ab, so dass es dort mehr Niederschläge sowie einen höheren Bedeckungsgrad als in den Tälern gibt. Bekannte Nebelwälder liegen in Costa Rica im Biologischen Reservat Monteverde, im mexikanischen Bundesstaat Veracruz in der Region Xalapa sowie im Bundesstaat Chiapas. In Südamerika sind vor allem das nordwestliche Argentinien und Südbolivien für ihre Nebelwälder bekannt. Im Bergnebelwald fallen meist über 2000 mm Niederschlag im Jahr. In Asien sind es einzelne Bergregionen in China, auf den Philippinen, auf Luzón sowie im Bergland von Borneo, die mit ihren Nebelwäldern für eine besondere Flora und Fauna sorgen. Die nächstgelegenen Nebelwälder kann man übrigens auf den westlichen kanarischen Inseln finden. Zum Beispiel im Nordosten von Teneriffa im Anaga-Gebirge und auf Gomera, in Afrika zudem an den Hängen des Kilimandscharo, des Mount Kenya, der Virungas, des Ruwenzori-Gebirges sowie am Kamerunberg.
Weitere stark vom Nebel beeinflusste Gebiete sind die Nebelwüsten. Insbesondere die Namib und die Atacamawüste sind für ihren Nebel bekannt. Diese Wüsten gehören mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von unter 20 mm im Jahr zu den trockensten Orten überhaupt. Das klingt zunächst nach einem schlechten Scherz, aber tatsächlich gibt es beispielsweise in der Namib Gebiete mit bis zu 200 Nebeltagen im Jahr. Dabei handelt es sich um Morgennebel, welcher bis zu 100 Kilometer landeinwärts ziehen kann. Beide Wüsten liegen am Ozean und vor der Küste steigt zeitweise kaltes Tiefenwasser auf, welches das warme Oberflächenwasser ersetzt. Durch Kontakt mit dem kalten Wasser kühlt sich die unterste Luftschicht ab, der enthaltene Wasserdampf beginnt zu kondensieren. Das Resultat ist der sogenannte Wüstennebel.
Weitere Nebelregionen oder Orte
Die Grand Banks (Neufundland) sind durch ihre bescheidene Sicht vor allem den Schiffsleuten bekannt. Mehr als 200 Nebeltage sind keine Seltenheit. Unweit vor der Küste trifft der kalte Labrador- auf den warmen Golfstrom. Auch in Kalifornien ist nicht nur die Sonne zu Hause. Bekannt sind die morgendlichen Nebelschwaden im Bereich der Golden Gate Bridge in San Francisco.
Fernab von Meeresströmungen sind es vor allem die bergigen Regionen, die durch ihre „dicke Suppe“ auffallen. So glänzt beispielsweise der Mount Washington im US-amerikanischen Bundesstaat New Hampshire mit durchschnittlich 300 Nebeltagen. Einer der nebelreichsten Orte Deutschlands ist der Brocken, im Durchschnitt mit etwa 278 Nebeltagen. Auf dem Fichtelberg konnten im Jahre 1958 erstaunliche 315 Tage mit Nebel vermeldet werden, der Brocken kam in dem Jahr auf 330 Tage. Natürlich gibt es noch viele andere Orte oder Regionen mit zahlreichen Nebeltagen im Jahr, aber vorerst endet hier unsere Suche.