Am Vatertag oder Christi Himmelfahrt gab es vor allem in Dabel bei Schwerin ein folgenschweres Unwetter
39 Menschen wurden bei einer Herrentagsfeier am Holzendorfer See in Dabel in der Nähe von Schwerin durch Blitzschlag verletzt, acht davon schwer. Unter anderem gab es auch in Aschersleben Probleme durch Gewitter. Wir sind den Blitzen auf der Spur...
Das erste Unwetter ereignete sich in Dabel bei Schwerin, das zweite markante Ereignis trug sich am Nachmittag in Aschersleben zu. Die Radaranimation aus unserem Radar-Archiv sowie die Abb. 2 und 3 zeigen Zeit und Ort der schwersten Gewitter gestern, am 9. Mai 2013:
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Verletzte und Schock in Dabel
Das Gewitter platzte in eine Herrentagsfeier kurz nach 13 Uhr. Dort in der Nähe von Schwerin feiert der Karneval-Club-Dabel traditionell sein alljährliches Fest am Holzendorfer See. Der Blitz schlug in einen Baum ein und dann auf einen Stromkasten über. Vermutlich sorgte dieser Einschlag dafür, dass der Blitz weiter überspringen konnte. Die Untersuchung mit unseren Risikoanalyse-Tools ergab eine Einschlagzeit von kurz nach 13:20 Uhr, wobei der Schwerpunkt der Blitzeinschläge nicht einmal in Dabel, sondern etwas nördlich vom Ereignisort lag, siehe Abb. 4.
Viele der 500 Festbesucher erlitten einen Schock, 39 wurden verletzt, acht von ihnen schwer. Rettungshubschrauber brachten einige von ihnen in Krankenhäuser in der Nähe. In Lebensgefahr schwebe nach Medienangaben niemand:
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Wenige Stunden später gab es vermehrt Meldungen aus Aschersleben in Sachsen-Anhalt. Dort blitzte es bereits seit 14 Uhr, das kräftigste Unwetter zog aber um etwa 16:00 bis 16:30 Uhr über die Stadt hinweg. Hier richtete weniger der Blitz den größten Schaden an, sondern ein kurzer, aber kräftiger Platzregen, wie man im folgenden Amateurvideo sehen kann:
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Der Bereich mit dem stärksten Niederschlag muss dabei recht kleinräumig gewesen sein, da von der wenige Kilometer entfernten Messstation Mehringen "nur" 5,5 Liter pro Quadratmeter in der betreffenden Stunde gemeldet wurden. Dagegen meldete zur gleichen Zeit das nördlich von Magdeburg liegende Born 18,4 Liter pro Quadratmeter. Diese räumlich sehr unterschiedliche Verteilung ist bei Gewittern aber nicht ungewöhnlich.
Wie entstanden die Unwetter?
Ursache für die kräftigen Gewitter waren die Vorgänge an der von Tief Xaver von Westen sehr langsam vorankommende Kaltfront. Gegenwärtig wird dabei feucht-wärmere Luft aus dem Subtropischen durch Meeresluft polaren Ursprungs ersetzt, wir berichteten in den letzten Tagen vermehrt an dieser Stelle darüber.
Vorderseitig entstand gewissermaßen ein "Stau" (Abb. 5), die feucht-warme und damit energiereiche Luft wurde angehoben. Da die Atmosphäre labil geschichtet war, konnten so hochreichende Wolkentürme entstehen und zu Gewittern anwachsen. Anhand der Blitzdichte kann man davon ausgehen, dass die Kriterien nach Bright* für blitzreiche Gewitter gegeben waren. Dabei muss die Wolkenuntergrenze wärmer als -10°C sein, der Bereich etwa der Wolkenobergrenze kälter als -20°C und genügend Aufwind für die Elektrifizierung gegeben sein.
* Bright, David R., et al. "A physically based parameter for lightning prediction and its calibration in ensemble forecasts." Preprints, Conf. on Meteo. Appl. Of Lightning Data. 2005.