Heute begeben wir uns auf die spannende Suche nach dem trockensten Ort auf unserem Planeten Erde.
Seit mehreren Jahrzehnten wird über die offiziell anerkannten feuchtesten und trockensten Orte der Welt gestritten. Um in die Liste dieser Orte aufgenommen werden zu können bedarf es einer ununterbrochenen 30-jährigen Klima-Aufzeichnungsreihe.
Bisher werden Mawsynram, Indien mit einem jährlichen durchschnittlichen Niederschlag von 11872 mm als nassester Ort und Arica, Chile mit 0,76 mm als trockenster Ort gemäß der WMO (World Meteorological Organization) geführt. Doch es scheint, dass diese Zahlen vielleicht aktualisiert werden müssen, um neuere Datenreihen widerspiegeln zu können.
Nun stellt sich die Frage: Arica, Quillagua, Maria Elena oder ein Plateau in der Antarktis?
Die Atacama-Wüste gilt nach wie vor als die trockenste Region auf unserem Planeten. Selbst der trockenste Ort in der Sahara bekommt in der Regel einige messbare Niederschläge pro Jahr oder wenigstens alle paar Jahre. In der Atacama vergehen hingegen oft mehrere Jahre ohne messbare Niederschläge.
Arica ist eine recht große Stadt an der Küste von Chile in der Nähe der peruanischen Grenze. Die Wetter-Aufzeichnungen werden hier seit dem späten 19. Jahrhundert aufrechterhalten. Die Temperaturen schwanken im Jahresmittel um etwa 19 °C. Die jährliche durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt nur 0,76 mm – dabei bezieht man sich auf einen 59-Jahres-Zeitraum, der oftmals nicht angegeben wird, welcher aber die Zeit vor 1968 als Bezugszeitraum nimmt. Nach der US Environmental Science Services Administration kann die Stadt Arica die weltweit längste Trockenzeit verbuchen. In einem 14-Jahres-Zeitraum zwischen Oktober 1903 und Januar 1918 gab es offiziell keinen einzigen registrierten Regentropfen. Trotz seiner Trockenheit, genießt Arica ein recht ausgeglichenes Wüstenklima.
Betrachtet man nun die 30-jährige Klimaperiode von 1971-2000 beträgt die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge immerhin 1,46 mm, oder doppelt so viel wie der bisher veröffentlichte Wert. Die Steigerung wird dabei dem El-Nino-Phänomen zugesprochen. Der niederschlagreichste Tag war der 2. Januar 1997 mit 4,2 mm.
In den vergangenen 50 Jahren hat der Wetterdienst von Chile sein Netz von Wetterstationen deutlich erweitert und somit sind einige Datenreihen hinzugekommen. Nach vorläufigen Auswertungen scheinen einzelne Stationen deutlich trockener zu sein als Arica. Zum einen Quillagua und zum anderen der Ort Maria Elena. In Quillagua hat es keinen messbaren Niederschlag seit Mai 1992 gegeben. Somit wäre dies eine 20-jährige Trockenzeit - Weltrekord. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge von 1971-2000 betrug magere 0,05 mm. Die Wetterstation in Maria Elena (nur etwa 85 km entfernt) ist fast genauso trocken. Allerdings hat die Station im Jahre 2000 eine Niederschlagsmenge von 0,9 mm verbuchen können.
Im Osten von Chile verhindern die mächtigen Anden, dass Regenwolken die Wüste erreichen - sie regnen sich bereits auf der argentinischen und bolivianischen Seite im Stau der Anden ab. Im Westen sorgt der kalte Humboldtstrom vor der Küste dafür, dass heranziehende feuchte und warme Luft sich abkühlt, absinkt und kondensiert. Der resultierende Nebel erreicht mitunter das Festland, versorgt jedoch nur die höher gelegene Küstenwüste mit Feuchtigkeit. Die wenigen Bauern in diesen Gebieten fangen den Nebel teils mit Netzen auf und versorgen somit ihre spärlichen Felder mit etwas Wasser.
Auch Teile der Antarktis gelten als sehr trocken oder niederschlagsfrei. Besonders die antarktischen Trockentäler, dort fallen weder Schnee noch Eiskörner vom Himmel. Allerdings sind in den antarktischen Trockentälern die Messreihen bisher nicht ausreichend, da man dort erst in den letzten 10 bis 20 Jahren mit der Einrichtung neuer Stationen begonnen hat.
Fazit: Derzeit kann man nicht mit absoluter Sicherheit den trockensten Ort der Erde benennen. Wir bleiben natürlich für Sie am Ball. Eventuell gibt es noch in diesem Jahr ein Ergebnis.