Im Landesinneren der USA herrscht seit Monaten eine Dürre, die bis in den Frühling anhalten könnte
Etwas Regen ist in der vergangenen Woche in der Mitte der USA gefallen. Doch war dies nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. So, wie es aussieht, geht die stärkste Dürre seit 1954 weiter und bedroht jetzt auch den Winterweizen. Experten befürchten weitere, verheerende wirtschaftliche Folgen, schlimmer noch als die von Sturm "Sandy".
Nach dem U.S. Drought Monitor, der die Dürreentwicklung ständig überwacht und veröffentlicht, lag der Anteil zusammenhängender Gebiete der USA mit mäßiger bis schwerer Dürre zuletzt bei 59% nach dem Spitzenwert von 65% am 25. September 2012.
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Krise bei Winterweizen und Binnenschifffahrt
Dies bereitet den Landwirten und der Wirtschaft im allgemeinen insbesondere wegen der nun beginnenden Anbau- und Wachstumsperiode mit dem harten Winterweizen große Sorge. In der näheren Zukunft könnte auch die Schifffahrt auf dem Mississippi zunehmend durch sinkende Pegel behindert werden. Laut Presseberichten müsste die Binnenschifffahrt zwischen St. Louis und dem Ohio River bei Cairo, Illinois eingestellt werden, wenn der Pegel noch um weitere 1,50 m sinkt. Dabei wird bereits geplant, den Mississippi um 0,5 bis 1 m abzusenken, um die Wasservorräte im Missouri-Basin zu sichern.
Schwerpunkte der Dürre sind die Staaten Texas, Oklahoma und vor allem das nordwestliche Arkansas, dort würde man bis 350 mm zusätzlichen Niederschlag benötigen, um die Dürre zu beenden, das entspricht etwa dem durchschnittlichen Wert, der in Berlin in einem halben Jahr fällt.
Doch auch, wenn jetzt zum Ende des Novembers und auch Anfang Dezember in der Dürreregion gebietsweise Regen erwartet wird (Abb. 2), sind wir von derartigen Mengen weit entfernt. Dementsprechend ist damit zu rechnen, dass sich bereits mittelfristig die Dürresituation wieder verschärfen dürfte.
Hoffnung auf Milderung zerschlagen
Auch bei den langfristigen Aussichten wird man nun enttäuscht: Hatte man sich bisher noch auf die Vorhersage des Climate Prediction Centers gestützt, dass sich El Niño Bedingungen einstellen, gehen die Experten nun für die Wintermonate bis in den Frühling hinein von eher neutralen Bedingungen aus.
Bei El Niño Bedingungen ist der Pazifik in der Nähe des Äquators vor der Küste Chiles deutlich wärmer als normal, wodurch dort im Mittel der Luftdruck niedriger ist als im langjährigen Mittel. Dadurch können sich über dem Pazifik entwickelnde Tiefs auf direkter Zugbahn auf die Westküste Amerikas zubewegen und auch der Mitte der USA entsprechende Niederschläge bringen, in dem Fall würde es dort also mehr Regen geben als im langjährigen Mittel.
Dies war die Hoffnung der Farmer in den vergangenen Monaten. Nun muss man eher mit durchschnittlichen Regenverhältnissen rechnen, Hochdruckgebiete vor der Küste Kaliforniens lenken dabei die Tiefs eher über den Nordwesten in Richtung Golfküste (Abb. 3), sodass der Regen für die US-Staaten östlich der Rocky Mountains, zum Beispiel auch Texas, Kansas, Missouri und Iowa häufig ausbleibt, zumindest aber das Defizit nicht ausgleichen kann.
Dürre schlimmer als "Sandy"
Schaut man sich den zu erwartenden wirtschaftlichen Schaden an, so erkennt man, dass einem Dürren dabei deutlich teurer zu stehen kommen als Hurrikane. Wegen ihrer Wucht in der Kürze der Zeit sind die tropischen Stürme und ihre Verwüstungen für uns zwar deutlicher erkennbar. Doch die Dürre wirkt sich schleichend über einen längeren Zeitraum und eine größere Fläche aus.
Dies fällt auf bei dem Vergleich der Schäden durch den Sturm Sandy und den Folgen der aktuellen Dürre. Während der Wirtschaftsschaden durch "Sandy" auf etwa 50 Mrd. US-Dollar (knapp 40 Mrd. Euro) geschätzt wird, könnte die große Dürre derzeit das Bruttoinlandsprodukt der USA um 0,5 bis 1% senken und damit das reguläre derzeitige Wachstum der US-Wirtschaft von 2% wieder halbieren. Deutsche Bank Securities schätzt den Schaden auf einen Bereich zwischen 75 und 150 Mrd. US-Dollar (ca. 60 bis 120 Mrd. Euro), die höheren Werte, wenn die Dürre wie befürchtet bis in das Frühjahr 2013 andauern wird.