Jahrhundert-Flut

11.08.2012 erstellt von Dennis Brüning

Jahrhundert-Flut, so wurde dieses Elbehochwasser im Jahre 2002 genannt, wir schauen zurück.

Ein weiteres extremes Wetterereignis jährt sich gerade jetzt. Das Elbehochwasser 2002 war nicht nur synoptisch interessant sondern verursachte in weiten Teilen Sachsen verheerende Schäden durch Überflutungen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kannte.

Dabei führte ein sogenanntes Vb-Tief zu ergiebigen Regenfällen im Erzgebirgsraum, sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite. Z.B. fielen an der Station Zinnwald innerhalb eines Tages 312 Liter pro Quadratmeter, auch die Station Marienberg meldete am gleichen Tag eine Menge von etwa 167 Litern (Abbildungen 2 und 3), in Dresden fielen gleichzeitig rund 158 Liter. Wie in der Abbildung 3 zu erkennen fielen an der Station Zinnwald vom 12. bis zum 14.08. insgesamt über 400 Liter. In der Übersicht in Abbildung 4 ist das gesamte Gebiet zu sehen.

Diese Wassermassen sorgten folglich für regelrechte Flutwellen an kleineren Flüssen sowie den Oberläufen der Pleiße und der Mulde sowie deren Nebenflüssen. Da die meisten betroffenen kleinen Flüsse im Erzgebirge in die Elbe münden, musste diese dann fast die gesamte Menge aufnehmen, was in einem deutlichen Anstieg des Flusspegels mündete.

Wetterlage
Am 10.08.2002 entstand aus dem Zusammenspiel von warmer sowie sehr feuchter Mittelmeerluft und von Norden einfließender maritimer Subpolarluft ein Tiefdruckgebiet. Dabei bezog es auf seiner Ostseite extrem feuchte Luft vom Mittelmeer mit in seine Zirkulation ein. Auf der anderen Seite führte die kältere Luft, die sich von Norden her dem Gebiet näherte, zu einer weiteren Verstärkung des Tiefs, das dann den Namen „Ilse“ bekam. In den folgenden Stunden zog dieses Tief über Venetien und Österreich bis in den Bereich von Tschechien. In der Nacht zum 12.08. erreichte es Sachsen und verstärkte sich erneut. Dort wurde „Ilse“ nun stationär, da es sowohl auf der West- als auch auf der Ostflanke von Hochdruckgebieten eingeschlossen wurde. Dabei lag von Mecklenburg-Vorpommern bis nach Tschechien das dazugehörige quasi-stationäre Starkregenband. In den Abbildungen 5 bis 9 sind die Mengen, die Lage des Regenbandes sowie die Dauer gut zu erkennen.

Gründe für die starken Niederschläge
Zum Ersten ist dabei das für Vb-Tiefs typische Aufgleiten der mitgeführten feuchten und warmen Mittelmeerluft wichtig. Diese wird in höheren Schichten gegen die dort einströmende Kaltluft geführt, was bei stetiger Situation zu kräftigen Niederschlägen führen kann. Zum Zweiten waren konvektive Prozesse, also Schauer und Gewitter eingelagert, die zu einer weiteren Verstärkung führten. Als dritten wichtigen Punkt, der gerade hier eine große Rolle spielte, war die orografische Verstärkung. Die Luftmasse wurde im Nordstau der sächsischen Mittelgebirge kräftig gehoben. Als vierten Punkt kann das sich nur sehr langsam (Stationarität) bewegende Tief selbst gezählt werden. So dauerten die oben genannten Hebungsprozesse länger an, der Regen fiel also die gesamte Zeit immer im gleichen Gebiet. Es wird angenommen, dass etwa 30% durch Punkt eins, etwa 10% von Punkt zwei und etwa 60% durch den dritten Punkt zu diesen Regenmengen geführt haben.

Auswirkungen und Konsequenzen
Zahlreiche Bäche und kleinere Flüsse traten, da die Böden diese Wassermassen irgendwann nicht mehr aufnehmen konnten, über die Ufer und überschwemmten die angrenzenden Dörfer und Marschgebiete. Besonders kritisch war es dabei an den oberen Flussläufen der Pleiße und Mulde sowie deren Nebenflüssen, wo teilweise ganze Kleinstädte überflutet wurden. Auch die Elbe stieg in den Folgetagen kräftig an. Sie erreichte dabei ihren Scheitel in Dresden mit 9,40 m in den Nachmittagsstunden des 17.08.2002. Große Teile der Innenstadt standen unter Wasser, z.B. der Zwinger und der gerade renovierte Hauptbahnhof musste für den Verkehr gesperrt werden. Dabei ist dort ein Flusspegel von 1,98 m normal. Der Gesamtschaden wird auf etwa 8,6 Milliarden Euro geschätzt. Das Bundesland Sachsen beklagte insgesamt 21 Todesopfer.