Jahrhundert-Hitze

10.08.2012 erstellt von Frank Abel

Vor genau neun Jahren fand der Höhepunkt der Jahrhundert-Hitzewelle 2003 statt

Momentan befinden wir uns in den "Hundstagen" - so nennt man die normalerweise heißeste Zeit des Jahres zwischen dem 23. Juli und 23. August. Während in diesem Jahr nicht viel davon zu spüren ist, fand vor neun Jahren, im Jahr 2003, der Höhepunkt einer extremen Hitzewelle statt, wobei in diesem Fall der Ausdruck "Jahrhundertsommer" passend gewählt ist.

Dabei führte ein beständiges Hoch mit Namen Michaela zu vielen Tagen mit Sonnenschein und Trockenheit, während sich die Atmosphäre so weit erhitzen konnte, dass zum Höhepunkt der Hitzewelle zwischen dem 8. und 13. August in Deutschland örtlich über 40°C erreicht wurden (z.B. Karlsruhe und Freiburg am 13.08.2003, jeweils 40,2°C). Mit Ausnahme des Nordens stammt die überwältigende Mehrheit der Temperaturrekorde für den Monat August aus genau dieser Zeit.

Dass so ein kräftiges Hoch mit extremer Hitze nicht nur Anlass zum Feiern gibt, zeigen die Folgen dieses Ereignisses: Der volkswirtschaftliche Schaden betrug über 10 Milliarden Euro, europaweit kam es zu zehntausenden Toten. Es gilt daher als das "schlimmste Unwetterereignis in Europa seit Beginn der modernen Geschichtsschreibung" (Wikipedia).

Folgen für Deutschland
Wie wir an den Höchsttemperaturen in den Abbildungen sehen, lagen die Temperaturen mit ihren Maximalwerten mit Ausnahme der Küstenregionen verbreitet über 30, häufig sogar über 35°C. Diese 35-Grad-Marke gilt als Schwellenwert dafür, ab wann die wetterbedingte Mortalität, also die Anzahl der Todesfälle, sprunghaft ansteigt.

Insgesamt kamen durch die Hitze in Deutschland etwa 3.500 Menschen, vor allem Senioren und Kranke, ums Leben (in Frankreich gingen die Opferzahlen in die Tausende, sodass Leichenhallen voll belegt waren und ein gekühlter Hangar zur Verfügung gestellt werden musste). Waldbrände brachen vermehrt aus, und viele Flüsse führten Niedrigwasser. Der Pegel der Donau war so niedrig, dass man wieder Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte auftauchen sehen konnte, die die Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg dort versenkt hatten.

Wetterlage
Das beständige Hoch Michaela kam durch eine so genannte Omegalage zustande. Es wurde flankiert von zwei Kaltlufvorstößen östlich und westlich, sodass sich seine Position nur langsam veränderte. Verschärfend wirkte die Vorwitterung. Der Frühling und Beginn des Sommers 2003 waren deutlich zu trocken und alle Monate deutlich zu warm (Abweichungen gegenüber Mittelwerten: Juni +3,9 / Juli +2,0 / August +4,0 Grad), sodass sich auch die umliegenden Meere überdurchschnittlich erwärmen konnten.

Wertet man dieses Ereignis statistisch aus, auch unter Berücksichtigung steigender Globaltemperatur, so tritt eine derartige Hitzewelle nur etwa alle 450 Jahre auf. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universität Frankfurt am Main (Schönwiese, Frankfurter Universitätsinstitut für Meteorologie und Klimatologie, zit. nach Ref: Münchener Rück: TOPICSgeo 2003, S. 22).