Der November war nicht nur sehr trocken und sonnig, sondern auch sehr windschwach.
Jeder kennt ihn und hat ihn am Wochenende wieder einmal mehr oder weniger zu spüren bekommen. Die Rede ist nicht vom Regen, der zwar nach dem extrem trockenen November endlich auch weite Teile Deutschlands betraf, sondern vom Wind. Denn auch dieser blieb über weite Teile des Novembers schwach ausgeprägt. Nehmen wir das als Anlass, uns ein paar Grundgedanken zum Wind zu machen.
Herbst - Wind, das gehört für viele zusammen
Üblicherweise verbinden viele mit dem Herbst in Deutschland auch eine windige Phase, nicht so im Jahr 2011. Wie man anhand der Messwerte des Brockens (1153 m über NN) am Beispiel des diesjährigen Novembers und den des Jahres 2009 ersehen kann (Abb. 1 und 2). Als erste größere Erhebung im Norden Deutschlands stellt der Brocken einen äußerst exponierten und somit normalerwiese windigen Ort dar.
Wo war nun der Wind im November 2011?
Bevor wir dieser Frage nachgehen, werfen wir kurz einen Blick auf die grundlegenden Mechanismen des Windes. Um Wind zu erschaffen, bedarf es ganz allgemein gesagt Druckgegensätze. Der Bodendruck ist ein Indiz dafür, wieviel Kraft die Masse der Luftsäule über einem auf einen selbst ausübt. So kann man ableiten, dass in einem Gebiet mit hohem Druck mehr Kraft auf eine Fläche am Boden ausgeübt wird als in einem Gebiet niedrigen Drucks. Und ganz nach dem Spruch "der Schwächere gibt nach" setzt sich die Luft in Bewegung und strömt nun angetrieben vom höheren Druck zum tieferen. Im weiteren nehmen Faktoren, wie Reibungs-, Coriolis- und Zentrifugalkraft, Einfluss auf die Bewegung und wirken richtungsablenkend wie auch abschwächend auf den Wind. Es gilt darüber hinaus, dass wenn die Druckgegensätze stark ausgeprägt sind viel Wind, ansonsten wenig Wind herrscht. Das gibt uns bereits einen ersten Hinweis auf die Situation im November 2011, wo ein beständiges Hoch für ruhiges Wetter sorgte und somit eine schwache Druckverteilung (Abb. 3) vorherrschte.
Wie verändert sich der Wind mit der Höhe?
Allgemein kann man sagen, dass bei gegebenen Umständen der Wind in Bodennähe an Kraft verliert. Grund ist die Reibung an den Hindernissen wie Bäumen, Häuser oder auch Gebirgen. Oberhalb der sogenannten Grenzschicht, ist die Luftströmung frei von solchen Hindernissen und somit stärker. Genau deswegen bildet das Brockenplateau eben auch einen solch windigen Ort. Doch allein die Reibung ist kein Argument dafür, wieso der November 2011 so windschwach war. Es gibt nämlich auch atmosphärische Zustände, die eine Entkopplung von Luftschichten und somit das Durchgreifen des Windes von höheren auf tiefere Gebiete bewirken kann. Am Radiosondenaufstieg vom 19. November 2011 (Abb. 4) läßt sich diese Schicht anhand der stark ausgeprägten Inversion ausmachen, die durch ein umfangreiches Hochdruckgebiet erschaffen wurde. Die starke Erwärmung mit der Höhe bildet eine in beide Richtungen unüberwindbare Barriere. Der Wind konnte sich somit nur in großen Höhen etablieren, nicht aber in bodennahen.
Was ist im November 2009 und auch aktuell anders?
Anders war die Situation im November 2009. Dort war die Atmospähre labil geschichtet, was bedeutet, dass Luftpakete ohne große Arbeit in der Vertikalen hin und hergeschoben werden können. Hier ist ein vertikaler Impulstransport ohne weiteres möglich und der Wind machte sich somit auf dem Brocken und auch in tieferen Regionen deutlich bemerkbar. Das Resultat ist ohne weiteres auch auf die aktuelle Wettersituation übertragbar (Abb. 5) und Messwerte in Bodenniveau bestätigen, dass der Wind stürmisch bis in die Niederungen durchgreifen konnte (Abb. 6).