Nasskalt wird es, mit Schnee wird weiter gegeizt. Ist der Winter irgendwo in diesem Jahr noch in Sicht?
Wir schon in den letzten News angekündigt, kann man sich allenfalls im Gebirge in den kommenden Tagen auf eine Winterlandschaft freuen. Im Flachland sieht es eher nasskalt aus mit Regen, Schneeregen und Graupel. Wir schauen heute noch etwas weiter in den Dezember: Taucht der Winter irgendwo am Horizont auf?
Im extremen Gegensatz zum vergangenen Jahr bleibt winterliches Wetter bis dato aus. Auch das, was in den kommenden Tagen passiert, reicht nur ab mittleren Gebirgslagen für eine Landschaft, die wie Winter aussieht. Im Flachland gibt es höchstens gebietsweise ein paar weiße Ecken, und diese auch nur höchst vorübergehend.
Denn der Blick auf die aktuelle 28-Tages-Prognose (mittlere Temperatur für Deutschland, Abb. 2) verrät, dass nach dem kurzen Einbruch nasskalten Wetters die Temperaturen schon wieder steigen werden. Auch bis in das neue Jahr hinein liegt das Mittel der Modellberechnungen mit den Temperaturen leicht über den langjährigen Klimawerten.
Was ist so anders als im vergangenen Jahr?
Schauen wir uns zum Vergleich die aktuelle Wetterlage (Abb. 3) und die von vor etwa einem Jahr am 01.12.2010 (Abb. 4) an. Deutlich fallen die Unterschiede vor allem über Nordeuropa auf: Dort, wo jetzt tiefer Luftdruck dominiert, herrschte im letzten Jahr eine Hochdruckbrücke, die über Skandinavien bis nach Westrussland reichte. Damit konnte am Rand dieses Hochs Festlandluft arktischen Ursprungs mit östlichen Winden nach Deutschland gelangen, mit dem Tief über dem Mittelmeer war genug Feuchtigkeit für Schneefälle vorhanden.
Dieses Jahr jedoch dominieren kräftige atlantische Tiefs unser Wetter. Mit starker westlicher Strömung bringen sie vom Atlantik die zwar feuchtere, aber auch mildere Meeresluft mit: Statt Schnee fällt also im Flachland Regen oder allenfalls Schneeregen oder Graupel, dafür wird es in der kommenden Zeit immer wieder Wind- und auch Sturmereignisse geben. Dies ist eine kennzeichnende Wetterlage bei einem positiven so genannten NAO-Index (siehe Abb. 5).
Gradmesser für den Winter in Europa: Der NAO-Index
Die NAO, also die Nordatlantische Oszillation, ist eine periodische Schwankung der Druckverhältnisse zwischen dem bekannten Islandtief und Azorenhoch mit einer Frequenz von zwei bis fünf Jahren, überlagert von langfristigen Änderungen von 12 bis 15 Jahren.
Ein positiver NAO-Index ist gleichbedeutend mit kräftigem Islandtief sowie Azorenhoch, wobei dann meist die Westdrift stark ist. Atlantische Tiefs können damit auf direktem Wege nach Europa gelangen und dementsprechend feuchte Luftmassen bringen. Häufig starke Niederschläge und vermehrt auftretende Stürme sind die Folge. Europäische Winter sind bei einem positiven NAO-Index dabei meist zu mild, Hochs über Russland beeinflussen dagegen häufiger die Mittelmeerregion, wodurch der Winter dort eher kälter als normal ausfällt. Eine solche Temperaturverteilung deutet sich aktuell in der Karte der Temperaturabweichungen in Abb. 6 an.
Kommt der Winter noch 2011?
Schon aus diesen Überlegungen heraus sind die Chancen für einen nahen Wintereinbruch bei uns eher gering. Konkret betrachtet sieht es nach nasskalter Witterung in den kommenden Tagen und Wochen aus. Im Mittel aller Vergleichsberechnungen des jüngsten Laufs des europäischen Vorhersagemodells ECMWF (Abb. 7) stellt sich bis Mitte des Dezembers eine nordwestliche Strömung ein. Damit kommt feuchtes und kühles, aber nicht winterlich kaltes Wetter bei uns an. Häufiger werden wir es wohl mit kräftigem Wind, Regen und auch Schneeregen zu tun haben.
Schnee, der im Flachland zumindest theoretisch fallen kann, hat keine lange Überlebensdauer. Und auch über die Monatsmitte hinaus liegt die Wahrscheinlichkeit für winterliches Wetter nur bei rund 20%. Damit ist ein Winter in diesem Jahr zwar nicht ausgeschlossen, aber aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich.