Überschwemmungen

04.11.2011 erstellt von Frank Abel

Im westlichen Mittelmeer verschärft sich allmählich die Lage mit extremen Regenmengen

Schon mehrere Male berichteten wir seit den vergangenen Weltwetter-News am letzten Sonntag von der erneut aufkeimenden Unwettergefahr im westlichen Mittelmeer. Mittlerweile gelten Unwetterwarnungen von Südfrankreich bis in den Nordwesten Italiens. Im Département Hérault kam es nun zu schweren Sturmböen und überschwemmten Straßen.

Der Schwerpunkt der Niederschläge befand sich am frühen Freitagmorgen, 04. November 2011, dabei bereits über dem westlichen Frankreich. Zusammen mit schweren Sturmböen von teils über 100 Stundenkilometern (Abb. 2) zogen kräftige Schauer und Gewitter vom Mittelmeer her ins Landesinnere. Dabei wurden im Flachland Regenmengen von örtlich über 100 Litern pro Quadratmeter gemeldet (Abb. 3).

Die Niederschlagsechos, die im Radarbild-Archiv für Frankreich (Abb. 4) noch zu sehen sind, deuten jedoch auf stellenweise noch deutlich höhere Regenmengen hin. Deutlich wird dies auch im Südstau des Zentralmassivs. Die Bergstation Bassurels meldete eine Niederschlagssumme von 342 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden, das sind 57% des durchschnittlichen Jahresniederschlags von Berlin. Auch anhand der Stationsgrafik des Mont Aigoual in Abb. 5 und 6 sind diese enormen Regenmengen und Orkanböen über 180 km/h  zu erkennen. Dieses bleibt natürlich nicht ohne Folgen. So sind mittlerweile einige Straßen wegen Überflutungen gesperrt, wie in diesem Frühbericht aus dem französischen Fernsehen zu sehen ist:

Fernsehbericht von BFMTV (franz.)

Betroffen sind vor allem küstennahe Straßen durch die Sturmflut von Süden her.

Brisante Wetterlage
Erst in der vergangenenen Woche kam es im Süden Frankreichs zu enormen Niederschlagsmengen, wie in Abb. 7 noch zu sehen ist. Die Wetterlage damals war durchaus vergleichbar zur jetzigen (Abb. 8): Ein enorm weit südlich reichender Kaltluftvorstoß vom Ostatlantik in Richtung westliches Mittelmeer bis nach Nordafrika ist die Ursache. Auf der Vorderseite dieses Kaltluftvorstoßes wird sehr warme und feuchte Luft über das Mittelmeer nordwärts geführt.

Entlang dieser Luftmassengrenze weht ein sehr starker Höhenwind, der Jetstream (Abb. 9), während auf der Vorderseite die Entwicklungsbedingungen für Tiefdruckgebiete besonders günstig sind. Dabei ergibt sich eine sehr hohe Windscherung, also eine starke Änderung der Windrichtung und -geschwindigkeit bereits bis zu einer Höhe von 1000 Metern, wie in Abb. 10 zu sehen ist. Dies begünstigt die Bildung organisierter Gewitter, auch Tornados sind bei den Bedingungen möglich.

Dadurch, dass der Tiefausläufer sich nur sehr langsam weiter ostwärts verlagert, ist das gesamte Wochenende im Süden Frankreichs und im Nordwesten Italiens die Unwettergefahr sehr groß.