Neue Unwetter

02.11.2011 erstellt von Frank Abel

Neue extreme Regenfälle treten im Südwesten Europas auf, u.a. steht nun bald schon wieder Ligurien im Fokus

Das Szenario scheint sich zu wiederholen - Fast genau eine Woche, nachdem Überflutungen im Nordwesten Italiens beinahe ganze Dörfer mit sich rissen, sind neue unwetterartige Regenfälle in der Region möglich.

Sieben Menschen kamen bei den Überschwemmungen in Ligurien und der Toskana dabei ums Leben. Das Dorf Monterosso wurde durch Überschwemmungen und Gerölllawinen faktisch vollständig zerstört, die italienische Regierung rief den Notstand aus.

Die Wetterlage, die in der vergangenen Woche herrschte, ist dabei mit der jetzigen durchaus zu vergleichen - sie hat sich seitdem schlicht kaum geändert. Die Ursache für die heftigen Wetterentwicklungen im südwestlichen Europa und im Mittelmeerraum sehen wir, wenn wir uns den Jetstream genauer ansehen, das ist gewissermaßen die "Autobahn", über das die Tiefdruckgebiete ziehen. Er ist in Abb. 2 zu sehen.

Sehr auffällig ist dabei das starke Mäandrieren, also die großen Auslenkungen nach Süd und Nord (in einem großen Bogen um Deutschland herum). Dies erklärt auch die derzeitig ungewöhnliche Wärme bei uns, die Luft kommt teilweise von Nordafrika über das Mittelmeer und die Alpen direkt zu uns. Diese Strömungsmuster ändert sich derzeit kaum. Tiefausläufer, die von Westen herankommen, werden daher auf ihrem Weg nach Osten immer langsamer und teilweise lösen sie sich sogar vor Ort auf.

Tiefausläufer beinahe ortsfest
Diesen Fall haben wir auch mit dem Ausläufer von Tief QUINN, das mit seinem Zentrum in der Vorhersage für Donnerstag in Abb. 3 zwischen Irland und Island zu sehen ist. Die Kaltluft versucht dabei von Westen her, allmählich die sehr warme und feuchte Luft zu verdrängen. Wie wir aber an dem roten Warmfrontanteil über Frankreich erkennen, schiebt sich dort die wärmere Luft schon wieder nach zurück, die Front neigt zur Wellenbildung.

So passieren im Kampf der Luftmassen zwei entscheidende Dinge: Zum einen entstehen über einen längeren Zeitraum immer wieder schauerartige, teils gewittrige Niederschläge, die immer wieder über die gleiche Region ziehen und nur ganz allmählich nach Osten vorankommen. Zum anderen sorgt der Luftdruckgegensatz zwischen teils ortsfestem Hoch und allmählich herannahendem Tief zudem für einen kräftigen Wind, wie auch an der Drängung der Linien gleichen Luftdrucks in Abb. 3 zu sehen ist.

Starkregen, Gewitter und Sturmböen
So schlägt auch der Extremwetterindex des europäischen Vorhersagemodells Alarm: Für die kommenden Tage muss zwischen Portugal, Spanien und vor allem der Riviera zwischen Frankreich und Italien mit unwetterartigen Regenmengen und damit Überflutungen gerechnet werden, begleitet von Sturmböen.

Wieder Ligurien und Toskana
Insbesondere stehen also die ohnehin geschädigten Regionen Ligurien und Toskana wieder im Fokus mit Niederschlagssummen von örtlich über 250 Liter pro Quadratmeter, wie das europäische Vorhersagemodell in Abb. 5 prognostiziert. Doch warum ausgerechnet hier? Das wird deutlich, wenn man sich die gleiche Vorhersage aus Abb.5 zusammen mit dem Höhenprofil ansieht, so geschehen in Abb. 6.

Mit südlicher Strömung rücken entlang des Tiefausläufers die Regenwolken von Süden her über das Mittelmeer heran. Vor den Alpen (und auch dem Zentralmassiv) wird die sehr feuchte Luftmasse zum Aufsteigen gezwungen, sodass es am Südrand zu so genanntem Stauregen kommt.

Unwetter bereits in Frankreich
Konkret heißt das, dass man sich in den besagten Regionen vor allem in Richtung Freitag wieder auf Überschwemmungen einrichten muss. Die Lage muss also in den kommenden Stunden und Tagen weiter sehr genau beobachtet werden. Schon in den letzten 24 Stunden gab es im Süden Frankreichs gebietsweise extreme Niederschläge (Abb. 7).