Im mittleren und östlichen Mittelmeer kam es am Donnerstag zu Unwettern, vor allem in Rom
Heftige Regenfälle, begleitet von Blitz und Donner, haben gestern in Rom für Chaos gesorgt. Durch großflächige Überflutungen brach der Verkehr zusammen, ein Mensch kam ums Leben. Aber auch weiter östlich an der Adria kam es zu heftigen Wettererscheinungen.
Die Wassermassen, die über Rom herabstürzten, brachten dabei das öffentliche Leben zeitweise beinahe vollständig zum Erliegen. Entlang wichtiger Hauptverkehrsstraßen bildeten sich große Seen, in denen Autos und Busse stecken blieben, wie Bilder auf Twitter (Abb. 1 und 2) und auch folgendes Amateurvideo zeigen:
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Registriert wurden während des gewittrigen Regens am Flughafen bis Donnerstagmittag 60 Liter pro Quadratmeter. Die Bilder lassen aber vermuten, dass lokal deutlich mehr vom Himmel kam.
Woher kam der Regen?
Die Wassermassen entstanden dabei am Rande eines kleinen Tiefs, das von Frankreich kommend über das Mittelmeer an die italienische Westküste zog. Das Tief selbst wiederum entstand am Rande des Kaltluftvorstoßes, der uns in Deutschland bereits zur Wochenmitte überquert hatte.
Südlich der Luftmassengrenze befand sich dagegen sehr feuchte und sehr warme Luft. Diese gelangte nun in Bodennähe auf der Vorderseite östlich des Tiefdruckzentrums ein Stück weit nach Norden, während in der Höhe die polare Kaltluft vorankam (Abb. 3). Der Temperaturkontrast ist am Mittelmeer noch verschärft bei Wassertemperaturen von immer noch über 20°C. Zu Tagesanbruch wurden in Rom am Boden 19°C gemessen, in etwa 5,5 km Höhe waren es zur gleichen Zeit nur -17°C. So konnte eine große Menge des in der subtropischen Luft mitgeführten Wassers kondensieren und als ergiebiger, gewittriger Regen vom Himmel stürzen.
Unwetter auch an der Adria
Weniger in den Medien vertreten, jedoch aus meteorologischer Sicht noch interessanter war die Wetterlage weiter östlich an der Adria, zu sehen an den Wettermeldungen der Station Triest. Nach einem noch eher ruhigen Start in den Tag bei schwachem Südostwind (Abb. 4) und Temperaturen bei 18°C stürzte mit aufkommendem gewittrigen Regen die Temperatur in einer Stunde um rund 10 Grad (Abb. 5), gleichzeitig drehte der Wind auf Nordost (Abb. 6) und blies plötzlich stark ist stürmisch mit rund 50 km/h (Abb. 7) und noch stärkeren Böen. Selbst bei einer Temperatur von dann nur noch 6°C hielt der gewittrige Regen und starke Wind weiter an.
Wie kommt es zu so einem erstaunlich abrupten Wetterwechsel in so kurzer Zeit? Der Grund für den kräftigen ist zunächst der gleiche wie in Rom: das Tief, das weiter nach Osten wanderte, brachte auf seiner Vorderseite mit südöstlichem Wind die feucht-warme Luft des Mittelmeeres heran. Die Zufuhr der Warmluft in der Höhe blieb auch noch weiter bestehen. Am Boden kam jedoch durch den Kaltluftvorstoß von Norden her die Bora auf.
Über die Bora
Die Bora ist ein Fallwind, der durch die besondere geographische Gegebenheit zwischen Triest (Abb. 8) und der Adriaküste Istriens, Dalmatiens und istrischen, dalmatinischen und Montenegros immer wieder auftritt und extreme Windgeschwindigkeiten bis 200 km/h annehmen kann.
Dabei staut sich bei einem kräftigen Vorstoß polarer Luftmassen die Kaltluft auf der Nordseite des Dinarischen Gebirges (Abb. 9), auf der dem Wind abgewandten Südseite wird die dichtere kalte und trockenere Luft auf dem Weg bis an die Adriaküste beschleunigt und kommt dort als Nordostwind teils mit Orkanböen an. Besonders im Winter kann die Bora derart kräftig werden.
Trocken-kalte unter warmer Luft
Im aktuellen Fall wurden zwar nicht derart extreme Windgeschwindigkeiten erreicht, aber die Kombination zwischen der trocken-kalten Luft in Bodennähe und der darüber aufgleitenden wärmeren Luft vom Mittelmeer her machten dabei derart langlebigen gewittrigen Regen bei einstelliger Temperatur möglich.