Neue Umfrageforschung zeigt: Das Wetter beeinflusst die politische Zufriedenheit der Bevölkerung.
An einem verregneten Wahlsonntag am 9.Mai 2010 wurde bei den NRW-Wahlen die schwarz-gelbe Landesregierung abgewählt und lag damit 5% unter den letzten Wahlumfragen. Woher kam der Stimmungsumschwung der Wähler in sprichwörtlich letzter Minute? Hatte die Wetterlage etwas damit zu tun? Die ALLBUS untersucht in einer neuen Studie den Einfluss des Wetters auf die Einschätzung von politischen und wirtschaftlichen Sachverhalten.
Viele Menschen fühlen sich an sonnigen Tagen wohler, sind positiver gestimmt und zufriedener mit ihrer Umwelt. Ob das Wetter auf die Zufriedenheit der Bevölkerung zur Politik ebenfalls einen Einfluss hat, untersuchte die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften, kurz „ALLBUS“, in einer Umfrageforschung.
An unterschiedlichen Tagen mit verschiedenen Wetterlagen wurde die Bevölkerung befragt, wie sie die zukünftige Wirtschaftslage der BRD, die Zufriedenheit mit der Demokratie und die Arbeit der Bundesregierung einschätzen würden. Dazu sollten die Befragten aus jeweils sechs Antwortmöglichkeiten entscheiden, die eine Skala von 1 „sehr unzufrieden“ bis 6 „sehr zufrieden“ darstellen.
Da das Wetter anscheinend nur bei eindeutigen Wetterlagen, also insgesamt sonnig und trocken oder bewölkt und verregnet, einen Einfluss auf die Gemütslage hat, wurden die Tage folgendermaßen definiert. Als Regentage gelten Tage mit weniger als 3 Stunden Sonnenscheindauer sowie mehr als drei Liter Niederschlag, Sonnentage hingegen haben mehr als sieben Stunden Sonnenscheindauer und keinen Niederschlag.
Die Umfrage bestätigte die Vermutungen, die Beantwortung der Fragen fiel an Regentagen deutlich negativer aus als an Sonnentagen (Abb. 1). So wurde die Zufriedenheit mit der Demokratie an Regentagen 0.5 Skalenpunkte, also etwa 10%, schlechter beurteilt als an Sonnentagen, die Einschätzung der Wirtschaftslage fiel 0.4 Skalenpunkte schlechter aus.
Wetter zum Berliner Wahlsonntag
Deutschland liegt am Sonntag im Einflussbereich zweier Tiefdruckgebiete. Ein Tief befindet sich mit Zentrum über der Nordsee, ein weiteres mit seinem Kern über dem Alpenraum. Berlin liegt zwischen diesen beiden Gebilden im Zustrombereich recht feuchter Luft. Entscheidend für die potentiellen Niederschlagsmengen ist die Entwicklung des Wellentiefs über dem Alpenraum. Der Wahlsonntag gestaltet sich nach jetzigem Stand für Berlin wolkenreich mit weniger als einer Sonnenstunde (Abb. 2). Dazu wird es regnerisch, wie die 12-stündige Niederschlagskarte von Sonntag um 20 Uhr MESZ zeigt (Abb.3). Der obligatorische Regenschirm, gerade in der Wahlzeit häufig mit Parteilogos versehen, sollte griffbereit sein. Die Höchstwerte erreichen unter den dichten Wolken allenfalls 16°C, und so sollte auch die Kleidung passend "gewählt" werden. Ob das Wetter für ähnliche Überraschungen wie bei der NRW-Wahl 2010 sorgt, werden die Wahlergebnisse am Sonntagabend zeigen.