Unwetter in den USA

05.04.2011 erstellt von Frank Abel

Hagel so groß wie Golfbälle und viele Tornados wüten derzeit im Südosten der USA. Hier Übersicht und Video.

Der Auftakt in die Tornadosaison in den USA verlief ungewöhnlich stark in diesem Jahr. Nahezu perfekte Bedingungen sorgten für mehrere kräftige Tornados und teils golfballgroßem Hagel. 

Dabei gingen im Storm Prediction Center bis Dienstagmorgen 19 Meldungen über Tornados am Montag, 4. April 2011 ein, 68 Mal wurde großer Hagel festgestellt (Abb. 3). In diversen Internetforen wurde bereits gestern von den südlichen Great Plains über den Mittleren Westen und dem unteren Mississippi-Tal bis in den Bundesstaat Virginia von Schäden durch großen Hagel berichtet. Besonders viele Meldungen waren dabei aus Kansas City, Missouri, zu lesen. Hier schrieb man von "tennisballgroßem Hagel" und dem Geräusch zersplitternder Scheiben.

Sturmjäger filmten mutmaßlichen Tornado
Viele Sturmjäger waren vor Ort. Sie hatten in den Vorhersagekarten bereits die für die Tornado-und Unwetter-Entwicklung ungewöhnlich "günstige" Lage erkannt. Als sie dann mehrere so genannter Gustnados erblickten, wussten sie, dass sie auf der richtigen Fährte sind.

Ein Gustnado ist dabei ein Sonderfall eines kleinräumigen Wirbelsturms. Er entsteht an der Böenfront vor organisierten Schauer- und Gewitterstrukturen, steht aber nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Aufwindbereich einer so genannten Superzelle, also einer gut strukturierten Gewitterwolke. Es ist aber möglich, dass aus einem Gustnado im Einflussbereich eines Gewitters ein Tornado entstehen kann. Dies ist wahrscheinlich genau hier unmittelbar neben dem Highway gefilmt worden:

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Die Wetterlage
Die zahlreichen Tornados und diese ungewöhnlich riesigen Hagelkörner, auch Hagelschlossen genannt (Abb. 1 und 2), konnten nur unter optimalen Bedingungen entstehen.

Ursache war ein so genannter Trog, also ein Kaltluftvorstoß, der von Kanada kommend sehr weit in Richtung Golf von Mexiko vorstieß. Auf seiner Vorderseite wurde die sehr feuchte und warme Golfluft mit kräftigem südlichen Wind ins Landesinnere geführt (Abb. 4 und 5).

Mit dieser sehr feucht-warmen Luft war reichlich Energie für die Entstehung von Schauern und Gewittern vorhanden. Damit diese aber auch endgültig entstehen können, benötigt es noch eine instabile Schichtung, sodass diese Luft leicht aufsteigen kann. Dies wurde garantiert durch die herankommende kältere Luft in der Höhe, und auch die Inversionen, also Sperrschichten, wurden im Verlauf von Sonntag auf Montag abgebaut. Damit konnten also Schauer und Gewitter entstehen.

Die letzte Zutat für die Entstehung von Superzellen, die auch diesen großkörnigen Hagel sowie Tornados produzieren können, ist die Windscherung, also die Änderung von Windrichtung und -stärke mit der Höhe. Diese war in diesem Fall besonders stark mit Windgeschwindigkeiten um 100 km/h in etwa 1,5 km Höhe in der Warmluft. Lage und Stärke vor allem dieser Starkwindbänder (Abb. 6 und 7) sorgten dafür, dass der Aufwindbereich der Gewitter in Rotation geraten konnte und so die Tornados entstanden sind.

Noch keine Entwarnung
Aktuell ist die Gefahr noch nicht vorbei. Tornadowarnungen galten am Dienstagmorgen noch vor allem für das östliche Tennessee und Teile von Georgia, Alabama und Mississippi (Abb. 8).