Heute mit dem Blick auf Japan und markante Wetterentwicklungen in Europa.
Aus gegebenem Anlass werfen wir anfangs einen Blick nach Japan. Seit dem verheerenden Erdbeben und der Flutwelle laufen die Rettungs-, Aufräum- und Reparaturmaßnahmen auf Hochtouren. Die Nordostküste wurde teils völlig verwüstet. Kilometerweit trug der Tsunami Geröll, Schutt und andere Objekte in das Landesinnere. Die Kraft einer derartigen Flutwelle ist enorm. Wer in den Strom geraten ist, dem konnte kaum geholfen werden. Noch immer werden hunderte, wenn nicht gar tausende Menschen vermisst.
Die Öffentlichkeit hat ihr Auge aber auf ein anderes Szenario gelenkt. Das Medieninteresse gilt vor allem dem Atomkraftwert (AKW) in Fukushima. Zur Erinnerung: Japan ist angewiesen auf den Strom von Atomkraftwerken. Allein im Großraum Tokio leben etwa 35 Millionen Menschen. Natürliche Ressourcen stehen in den benötigten Mengen einfach nicht zur Verfügung.
Die reale Situation in der Region um das Kernkraftwerk Fukushima ist für Außenstehende derzeit nicht wirklich einschätzbar. Angenommen es würde zu einer Freisetzung von radioaktiven Partikeln kommen, wohin würden diese transportiert werden? Ganz klar, hier kommen wir Meteorologen ins Spiel.
Entscheidend ist bis in welche Höhe eventuell freigesetzte Partikel gelangen können. Um global wirksam zu werden, bedarf es eine Mindesthöhe von fünf bis sieben Kilometer. Angenommen eine enorme Explosion und Aufwinde würden radioaktives Material bis in eine Höhe von 10.000 Meter transportieren, dann wäre ein Anstieg der Belastung durch radioaktive Partikel besonders für die Nordwestküste der USA und die Westküste Kanadas denkbar. Abbildung (1) zeigt die Berechnungen des amerikanischen Wetterdienstes. Dargestellt sind verschiedene Trajektorien (Quasi die Zugbahnen von Luftpaketen), die für die nächsten 48 Stunden berechnet wurden. Natürlich würde die Strahlenbelastung einer Luftmasse über eine solch große Entfernung geringer werden, auch Niederschlagsereignisse können zur Minderung beitragen, allerdings hat man keine wirklichen Vergleichsfälle.
Sollten sich Partikel „nur“ in den bodennahen Schichten ansammeln (bis etwa 1500 Meter Höhe), dann ist wahrscheinlich eine recht große Fläche des Pazifiks betroffen. Belastendes Material würde meist über dem Meer bleiben, bzw. sich unweit von Japan auf dem Pazifik niederlassen. Dies hätte natürlich unmittelbare Folgen für die Tierwelt. Abbildung (2) zeigt eine Berechnung für die Verteilung von Luftpaketen in 1500 Meter Höhe. Hoffen wir auf eine gute Wende der Ereignisse in Fukushima, unsere Gedanken sind natürlich auch bei den Betroffenen des Tsunami und der Erdbeben.
Kommen wir nun zu unserem eigentlichen Thema. Welche markanten Weltwetterereignisse sind in der kommenden Woche zu erwarten? Abbildung (3) zeigt den Extreme Forecast Index (EFI) des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF) für die Temperatur am Montag. Dieser Index deutet auf signifikante Änderung einzelner Parameter hin, also negative sowie positive Abweichungen vom Normalwert. Sehen wir uns heute Europa etwas genauer an.
In Deutschland und in Teilen von Osteuropa ist es momentan sehr mild, teils liegt die Abweichung bei 10 Grad über dem Klimamittel. Im Wochenverlauf werden jedoch wieder normale Werte erwartet. Auffällige Warmluft wird sich im Adriaraum sowie im Südosten Europas etablieren. Markant ist derzeit die recht kalte Luft über dem mittleren Ostatlantik sowie in Schottland, allerdings soll dort in den nächsten Tagen eine Erwärmung eintreten.
Interessant ist erneut die Niederschlagsentwicklung im Mittelmeerraum. Vor allem am heutigen Sonntag und in der Nacht zum Montag werden im Raum Italien und Istrien ergiebige Regenmengen erwartet. Lokale Überflutungen und resultierende Schäden in der Infrastruktur sind nicht ausgeschlossen. Hinzu kommt der böig auffrischende, teils stürmische Wind. Am Dienstag beruhigt sich das Wetter vorübergehend, doch schon am Mittwoch wird für die Region Italien-Adria erneut kräftiger Regen erwartet. 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 12 Stunden sind nicht unwahrscheinlich.