Kalter Ostwind trägt laut aktueller Studie im Winter zu Überschreitungen von Feinstaub-Grenzwerten bei
Das Leipziger Institut für Troposphärenforschung IfT hat jüngst einen Bericht über eine mehrjährige Messkampagne veröffentlicht. Demnach können so genannte Ostlagen im Winter dazu führen, dass in Deutschland der gültige Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten wird.
Feinstaub aus Osteuropa
Die Leipziger Forscher haben dabei die Messwerte von Melpitz bei Torgau in Sachsen in Abhängigkeit von der Windrichtung untersucht. Dabei kam heraus, dass die Feinstaubkonzentration bei Ostwind im Mittel doppelt so hoch war wie bei vorwiegend westlicher Windrichtung. Die Forscher verkündeten, dass dies an einzelnen Tagen, im Schnitt 11 bis 12 pro Jahr, besonders im Osten Deutschlands, zur Überschreitung der Grenzwerte von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel führe.
Winterliche Ostlagen sind dabei charakterisiert durch das Heranbringen kontinentaler, also trocken-kalter Luftmassen. Diese finden ihren Weg häufig über Russland, Weißrussland oder die Ukraine, auf ihrem Weg nach Deutschland geht es dann auch an den Industrieregionen Polens, der Slowakei und Tschechiens vorbei. Die Wetterlage zeichnet sich dadurch aus, dass die Luft schlecht durchmischt ist, außerdem können fehlende Niederschläge die Aerosole nicht aus der Luft auswaschen. Daher kann hier der Feinstaub über eine weite Strecke gelangen.
###YOUTUBE###
2011 bereits viele Überschreitungen
Laut EU-Verordnung müssen die Kommunen Gegenmaßnahmen zur Verringerung von Feinstaub einleiten, wenn die Grenzwertüberschreitung an mehr als 35 Tagen pro Jahr stattfindet. Durch den häufig aufgetretenen Ostwind in diesem Jahr wurde der Grenzwert bis zum 5. März 2011 in München bereits 27 Mal überschritten (siehe Tabelle links). Dabei macht der so genannte Ferntransport von Feinstaub nur den geringeren Anteil der Grenzüberschreitungen aus, weitaus mehr wird "vor Ort" produziert.
Feinstaub, das sind winzige Partikel in der Luft, teils weniger als ein Zehntel so dick wie der Durchmesser ein menschliches Haares. Sie dringen tief in die Lunge ein und können so Atemwegserkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu Folge haben. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO lassen bereits 10 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft die Lebenserwartung in der gesamten Bevölkerung um ein halbes Jahr sinken. Laut EU-Kommission lassen sich jährlich 65.000 Todesfälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückführen, die durch Feinstaub ausgelöst oder zumindest begünstigt wurden.