In der Ägäis hat es beinahe unbemerkt ein katastrophales Unwetter gegeben, vor allem auf Syros
Beinahe unbemerkt haben sintflutartiger Regen und schwere Sturmböen in der Ägäis am vergangenen Donnerstag und Freitag für teils katastrophale Zustände gesorgt. Besonders betroffen war die griechische Insel Syros.
Sehr hohe Regenmengen
Aufmerksam wurden wir auf die Katastrophe beim Betrachten der Niederschlagsmengen der Wetterstationen in der Umgebung. Diese waren durchaus beachtlich bis alarmierend. In Abb. 2 sieht man die Regensummen, die von Donnerstag, 03.02. bis Freitag, 04.02.2011 um jeweils 7 Uhr unserer Zeit fielen.
Hier sticht bereits deutlich die Meldung des Flughafens auf Syros hervor mit 123,3 Litern pro Quadratmeter, das entspricht rund einem Fünftel des Jahresniederschlages von Berlin in nur 24 Stunden. Aber auch die 98,3 Liter pro Quadratmeter, die zur gleichen Zeit in Tatoi nördlich der Hauptstadt Athen niederprasselten, sind durchaus markant.
Gleichzeitig traten am Donnerstag, 03.02.2011, zum Teil schwere Sturmböen in der Ägäis auf, wie man in Abb. 3 sieht sogar mit Spitzen der Windstärke 10 bis knapp 100 km/h.
Wenig Meldungen über Schäden
Dennoch brachte die Suche nach Meldungen über diese Unwetter in den deutsch- und sogar englischsprachigen Nachrichtenagenturen kaum Ergebnisse. Erst die Übersetzungshilfe konnte uns dabei helfen, einen Bericht aus Griechenland zu erhalten der zeigt, dass die Folgen wohl doch nicht so milde waren wie die magere Nachrichtenlage suggeriert. Auch ohne des Griechischen mächtig zu sein, sprechen die Bilder des entsprechenden Web.TV Kanals Bände:
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Zu sehen ist hier, wie mehrere Gebäude und Straßenzüge überflutet wurden und die Kaimauer einer Straße von Syros streckenweise zerstört wurde. Autos wurden insbesondere in Tiefgaragen überflutet und insbesondere sind wohl Hotels und eine Schule in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch das folgende Video zeigt die Folgen von Sturm und Regen noch ansatzweise:
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Auf der Wetterkarte unscheinbar
Wie kam es zu diesem für den Großteil Europas beinahe sich unbemerkt abspielenden Unwetter? Auch auf der Bodendruck-Karte in Abb. 4 sieht das Tief über der Ägäis eher unscheinbar aus.
Wichtig ist aber nicht nur, was am Boden im Tiefdruckzentrum geschieht, sondern auch, was sich in der Umgebung und vor allem in der Höhe abspielt. Denn ein so genannter Trog hat von Norden her deutlich kältere Luft in die mittleren Höhen der Atmosphäre (rund um 5,5 km Höhe) gebracht.
Gleichzeitig befand sich am Boden im Bereich des Tiefs sehr feuchte Luft, und noch wärmere wurde mit dem Südostwind herangebracht. Durch diese Kombination konnte nun die Luft mit einem sehr hohen Wasserdampfgehalt in die deutlich kühlere darüber leicht aufsteigen, und es entstand ein Gebiet mit schauerartigem, von Gewittern durchsetztem Regen. Gleichzeitig sorgte eine starke Windscherung, also eine Änderung des Windes mit der Höhe, für die notwendige Dynamik zur Entstehung der kräftigen Böen.